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[186] München den 21 feb. 1775


Ich werde recht frohe seyn, wenn dieser fasching vorbey ist, ich bin wirklich müde, denn er dauert gar zu lang. der Sgr Tozi, welcher die opera Orfeo Componiert hat, ist durchgegangen. er hatte ein langes Liebs verständniß mit der gräfin v Seefeld, der gräfin ihr Bruder der graf Sedlizky war auch damit verstanden, wie auch ein welscher Tenorist Sgr: guerrieri. die gräfin hat schon vor 6 wochen, unter dem vorwand auf ihr gut zu reisen, München verlassen, und ist aber gar ihrem Herrn und Kindern mit viellem Geld und geschmuck durchgegangen. Da man nun durch aufhebung eines Briefes erfahren, daß ihr Bruder und die 2 wälschen Tozi und guerrieri mit ihr verstanden waren, und nach und nach ihr folgen sollten, so wurde gr: Sedlizky mit Statt arrest belegt, guerrieri in verhast genommen, den Tozi fand man nicht, dann er hatte sich zu den P: P: Theatinern in die freyung begeben. Der Churf: ließ ihm eine versicherung zu geben, daß er nicht ins gefängniß kommen werde, er sollte sich nur zum Examen stellen. Er gieng also frey heraus, begab sich aber gleich heimlich fort, und flohe nach Italien. graf Sedlizky gestand alles, guerrieri aber Läugnete alles, Das half aber nichts, dann man fand das geschmuck, so gr: Sedlizky dem guerrieri in verwahrung gegeben, in des guerrieri behausung in einem alten fessl eingenäht. Dieses geschmuck hatte die gräfin Seefeld vor ihrer Abreise um ein geringes versetzt, und ihrem Bruder dem graf Sedlizky gemeldet, damit er es [186] auslösen und dann auch mit fort nehmen kann. Dann hätte sie das geschmuck gleich mitgenommen und irgendwo verkaufen wollen, so hätte sie sich dardurch in argwohn bringen und verrathen können. Nun weis man zwar daß sie über Frankfort gegangen, man vermuthet sie seye nach Holland, da sitzt sie nun alleine, dann ihre verhoften Reisgesellen kommen nimmer nach. Stelle Dir die freude vor dieMdme Tozi, so auf der opera die Euridice macht, haben muß, die um alles nichts wuste. Die Freul: von schiedenhofen ist bey der Fr: von Pauli und wir waren beysamm in der opera und Redoutte. Sie ist munter und recht braf, wir haben wacker mit einander herumgedanzt. wir befinden uns, gott Lob, gesund, am ersten Sontag in der fasten werden wir hofent: in Salzb: seyn. Lebe wohl wir empf: uns allen Kissen Dich viel 10000000 mahl und bin Dein

alter Mzt


die erste Masquierte Redutte wird in Salzb: gut abgelauffen seyn.

Du must doch auch auf eine gehen! addio1.

Es sind Leute bey uns ich kann Dir in Eyl nur schreiben, daß ich, ja wir alle uns, gott Lob, gesund befinden. bedaure den armen Marschall. Die opera des wolfg: ist abermal aufgeführt worden, aber man hat sie wegen der Kranken sängerin abkürzen müssen. was diese sängerin anbetrift wäre vieles zu schreiben, sie ware miserabl. ich werde alles mündlich erzehlen. Lebe wohl und gehe auf den ball im Rathauß. wir Kissen dich viel 10000 mahl. meine Empf: an alle ich bin Dein alter Mzt

wir hoffen etwa in 14 Tägen von hier abzureisen. wir sind den ganzen tag nicht zu hause.

Fußnoten

1 Hier folgt eine Nachschrift der Tochter.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 187.
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