95. [an den Vater]

[124] 1 und überdieß hat mir noch jederman, der Mannheim kennt, auch Cavaliere, gerathen hierher zu reisen. Die ursache warum wir noch hier sind, ist, weil ich im sinn habe den winter hier zu bleiben, ich warte Nur auf antwort von khurfürsten. Der intendant graf savioli ist ein recht brafer Cavalier, und dem habe ich gesagt, er möchte dla Cuhrifrotln omgln, dmo, wlfe sunldla fzt lfnl ocuelcuttl wfttlrhng zha rlfoln fot, os wleetl fcu uflr belfble hnd dln fhngln grmiln fnotrhfrn2. er versprach mir auch sein möglichstes zu thun, nur solte ich gedult haben, bis die galla täg vorbey wären. dieses geschahe alles mit wissen und auf anstiftung des Cannabich. Da ich ihm erzählte daß ich beym savioli war, und was ich ihm sagte; so sagte er mir, daß er gewisser glauben würde es geschehe als nicht. Nun hat Cannabich noch ehe der graf aft dln Cuhrihrotln glrldlt umt3, über [124] dieses gesprochen. Nun mus ich es abwarten. ich werde Morgen meine 150 fl: beym h: schmalz abholen, denn der wirth wird ohne zweifels lieber geld als Musick klingen hören. ich hätte freylich nicht geglaubt, daß ich hier eine uhr würde zu verehren bekommen, aber iezt ist es nun einmahl so. ich wäre schon längst weck, aber alles sagt mir wo wollen sie denn den winter hin? – – bey dieser jahrszeit ist es ja gar übel zu reisen. bleiben sie hier. Der Cannabich wünscht es auch sehr; mit hin hab ich es halt jetzt Probirt, und weil man so eine sache nicht übereilen kann, so mus ich es halt mit gedult erwarten; und ich hoffe ihnen bald eine gute nachricht geben zu können. zwey scolari habe ich im voraus schon, ohne den Erzscolaren, die mir gewisser als nicht Ein jeder 1 louis das Monath geben. ohne den Erz läst es sich freylich nicht thun. Nun lassen wir das, wie es ist, und wie es seyn wird; was nuzen doch die überflüssige speculationen, was geschehen wird, wissen wir doch nicht, doch – – wir wissen es! – – was gott will. Nun lustig Allegro, non siate so pegro. wenn wir allenfalls von hier weg-reisen so gehen wir schnurgerade – – wohin? – nach weilburg, oder wie es heist, zu der Prinzessin, die schwester des Prinz von oranien, die wir à la Haie so gut gekannt haben. Dort bleiben wir, Nota bene, so lang uns die officiers tafl schmeckt, und bekommen doch gewis aufs wenigste 6 Louisd'or. Es sind etliche täge daß der h: sterkl4 hier ist v: würzburg. vorgestern als den 24 speiste ich mit Cannabich abermal beym oberstjäger v: Haagen, und auf den abend war ich al solito beym Canabich, und da kamm der sterkl hin. Er spiellte 5 Duetti, aber so geschwind daß es nicht auszunehmen war, und gar nicht deutlich, und nicht auf den Tact. es sagten es auch alle. Die Madelle Cannabich spiellte die 6te und in wahrheit – – besser als der sterkl. Nun muß ich schliessen weil ich keinen Plaz mehr habe zum schreiben, dann im bette kann ich nicht schreiben, und auf mag ich nicht bleiben, weil es mich so schläfert. Nächstens werde ich schon mehr schreiben, aber heut kann ich nicht mehr, wegen den Raum des [125] Papiers verstehts sich, ich werde zum künftigen brief schon mehrere Papier berichten. addieu. Pozblitz izt muß ich noch schreiben. ich küsse dem Papa die hände, und mein schwester umarme ich vom herzen, und bin beständig

dero getreuer sohn

Wolfgang Amadé Mozart


Mannheim den 26: Novb. 1777

wenn ich noch einen Plaz findete, so schreibte ich 100000 Complimente von uns 2, sage von uns zwey, an alle gute freund und freundinnen; besonders an dieA. adlgasserische, andretierische, und Arco (graf) h: B bullinger, barisanische, und beranitzky, C Czernin, (graf), Cussetti, und den drey h: Calcanten, D h: Daser, Deibl, und Dommeseer, E Madelle Eberlin waberl, h: Estlinger, und alle Esln zu Salzburg, F Firmian (graf und gräfin, und Dalckerl), den kleinen franzl, und an Petrischen freyhof, G Madelle Mad: et deux Mons. gylofsky, und auch an Conseiller, dann h: gretri, und gablerbrey, H den haydnischen, hagenauerischen, und der höllbrey Thresel, J, joli (die Sallerl) an h: janitsch den geiger, und an jakob beym hagenauer, K, h: und fr. v. küsinger, graf und gräfin kühnburg, und h: kassel, L, Baron lehrbach, graf und gräfin litzauer, graf und gräfin Lodron, M, h: Meissner, Medlhammer und Moserbrey, N, der Nannerl, den hofnarren Pater florian, und allen Nachtwächtern, O, den graf oxenstirn, den h: oberbereiter, und allen ochsen in Salzburg, P, den Prexischen, graf Pranck kuchlmeister, und graf Perusa, Q, den h: Quilibet, quodlibet, und allen quäkern, R, den Pater florian reichsigel, Robinische, und Maestro Rust, S, den h: Suscipe, h: Seiffert, und an alle Säu in Salzburg, T, h: Tanzberger unsern Mezger, der thresel, und an alle trompeter, U, an die stadt ulm, und utrecht, und an alle uhren in Salzburg, wen man anfangs ein h hinzusezt, W, an die wieserische, wurstmacher sans, und an Woserl, X, an die Xantipe, an Xerxes, und an alle die dessen Namen mit einem X anfängt, Y, an h: ypsilon, an die h: ybrig, und alle die dessen Namen mit einem y anfängt, leztens aber Z, an h: zabuesnig, h: Zonca, und h: zezi im Schloss. addio. wenn [126] ich Plaz hätte, so schreibete ich schon noch etwas, aufs wenigst dochComplimenten an meine gute freund; so kan es aber nicht seyn ich wüste nicht wo ich hinschreiben sollte. Ich kan gescheut nichts heuts schreiben, denn ich hleis völlig aus dem binl. Der papa üble es mir nicht Müssen Haben, ich so halt einmahl heut bin, ich helf mir nicht können. wohlen sie leb. ich gute eine wünsche nacht. funden sie geschlaf. werdens nächste ich schon schreiber gescheiden;5

Fußnoten

1 Zu Anfang stehen einige Zeilen der Mutter.


2 Auflösung der Chiffren: dem Churfirsten sagen, das, weil ohnedem izt eine schlechte witterung zum reisen ist, so wollte ich hier bleiben und den jungen grasen instruirn.


3 mit den Churfürsten geredet hat.


4 Joh. Frz. Xaver Sterkel (1750–1817), Geistlicher und damals angesehener Klavierspieler.


5 Antwort des Vaters: 4. Dezember.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 127.
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