305. [an die Tochter in Salzburg; Wien, 21. Februar 1785]

[300] [...] auf den abend aber ist dein Bruder in einem grossen Concert beym Graf Cizi, wo hl: Lebrun und seine Frau sich das erste mahl producieren; die schwägerin aber und Marchand sind im Concert bey hl: v Ployer unserm Agenten. Heute wirds wohl wieder 1 uhr werden, bis wir, wie gewöhnlich, ins Bette kommen. den 17ten am Donnerstage, speisten wir bey deines Bruders schwiegermutter, der Frau Weber, wir waren nur wir 4, die Weberin [300] und ihre Tochter Sophie, denn die älteste tochter ist in Gratz. ich muß dir sagen, daß das Essen nicht zu viel und nicht zu wenig, anbey unvergleichlich gekocht war: das gebrattene war ein schöner grosser Phasan, – alles überhaupts vortreflich zugericht. Freytag den 18ten war Tafel beym jüngeren Stephani, wo niemand als wir 4, dann hl: Le brun, seine Frau, der Carl Cannabich und ein geistlicher waren. Nun, zum voraus gesagt, ist hier an keinen Fastetage zu gedenken. Es wurde nichts als fleischspeisen aufgetragen, und der Phasan war zur zuspeise im Kraut, das übrige war Fürstlich, am Ende Austern, das herrlichste Confect, und vielle Boutellien champagner wein nicht zu vergessen. überall Coffée, – das versteht sich. von da fuhren wir in deines Bruders 2te accademie um 7 uhr auf die mehlgrube. die abermahl herrlich war. Henry1 spielte ein Violin-Concert. Der hl: Stephani fragte gleich um dich wieder, und wir konnten nicht aufhören von den alten Hacken zu reden. Noch hat man mir hier keine fastenspeiß gegeben. Den 20ten gestern, waren wir bey einer Tafl von 21 Personen bey hl: Schauspieler Miller. Das war auch herrlich, aber nicht so übertrieben. Er muß ein grosses quartier haben, weil er 8 Kinder hat, dafür er 700 fl jährlich bezahlen muß. hl: Stephani hat ein kleines quartier, – bezahlt aber 500 fl dafür, weils auf dem Michaelerplatz nahe beym Theater ist. – am Mittwoch den 23, und Montag den 28 sind die 2 accademien des hl: Le brun und seiner Fr. im Theater. schon den 18ten war keineLoge mehr fürs erste Concert zu bekommen. diese Leute werden erschröckl: viel geld einnehmen. – [...]

Deines Bruders Carl ist wieder ganz gesund. Wir alle Küssen euch von ganzem Herzen, der Fr: schwagerin Fr: Mutter und schwester empfehlen sich gleichfalls beyder seyts. Dem hl: Sohn muß ich im vertrauen sagen, daß ich hier aus einer Unteredung abgenommen, daß sein hl: Bruder hier seine Frau sehr übl behandelt, und so gar sie mit schlägen beehren soll. Nun küsse euch und die Kinder nochmals von Herzen, und bin der alte redliche vatter Mozart

[301] Die Geschichte der Baase in augspurg kannst dir leicht einbilden, ein Domherr hat ihr glück gemacht. – So bald Zeit habe werde einen höllischen Brief von hier nach Augsp: schreiben, als hätte ichs in Wienn erfahren. das lustigste dabey ist, – daß alle die Presenten, die sie bekahm, und so aller Welt in die Augen fielen, alles, alles ihr ihr hl: oncle von Salzb: schickte. – welche Ehre für mich! –

Fußnoten

1 Marchand.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 302.
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