228.

[183] vienne ce 31 august 1782


Mon trés cher Pére!


Sie wissen nicht wie ich mir schmeicheln kann Maestro bey der Prinzessin1 zu seyn? – Salieri ist Ja doch nicht im Stande sie im klavier zu unterweisen! – er müsste sich nur bemühen mir mit Jemand andern in dieser Sache schaden zu thun – das könnte seyn! – übrigens kennt mich der kayser; – die Prinzessin hätte schon das vorigemal gerne von mir gelernt; – und ich weis, daß in dem buche, woriñ die Nämme aller die zu ihrer bedienung bestimmt sind, enthalten sind, auch mein Namme steht. – le chevalier Hypolity hat sich noch nicht bey mir sehen lassen. Sie sagen ich hätte ihnen nicht geschrieben im wievielten Stock daß wir wohnten? – Das muß mir in der that in der feder stecken geblieben seyn; ich schreibe ihnen nun daß ich im 2ten Stock wohne; – wie sie aber zu dem gedanken kommen daß meine hochgeehrteste fr: schwiegermutter auch da logiren könnte[183]das weis ich nicht. – denn ich habe in der that die Meinige nicht so bald geheyrathet um im verdruß und zank zu leben, sondern um Ruhe und vergnügen zu genüssen! – und das konnte auf keine andere art geschehen als sich von diesem hause loszumachen2. wir haben seit unsere heyrath ihr 2 visiten gegeben – bey der zweyten aber hat es schon wieder zank und Streitt gegeben, so daß meine arme frau zu weinen anfieng – ich machte also dem Streitt gleich ein Ende, da ich zu ihr sagte es wäre nun zeit weg zu gehen; und seit deme waren wir nicht mehr dort, und gehen auch nicht mehr hin, bis nicht ein geburts- oder Nammenstag von der Mutter oder den beyden schwestern ist. – Daß sie mir aber schreiben ich hätte ihnen nicht geschrieben an welchem tag wir getrauet worden – muß ich um verzeihung bitten; – entweder hat ihnen diesmal ihr gedächnüss betrogen, und da darfen sie sich nur die Mühe nehmen unter meinen briefen den vom; 7ten august hervor zu suchen so werden sie ganz klar und deutlich dariñ finden daß wir freytags am Portiuncula tage gebeichtet haben, und Sonntags darauf als den. 4ten geheyrathet haben. – oder sie haben diesen brief gar nicht erhalten; welches aber auch nicht leicht seyn kann, weil sie damit den Marsch erhalten, und mir auch unterschiedliches darauf geantwortet haben. – Nun habe ich eine bitte an Sie; – Die Baron Waldstätten wird von hier wegreisen – und möchte ein gutes kleines Pianoforte haben; Ich weis den Nammen desClaviermachers in zweybrücken nicht mehr, und da wollte ich, sie gebeten haben eins bey ihm zu bestellen. – es müsste aber in zeit eines Monaths oder längstens 6 wochen fertig seyn; und der nemliche Preis wie das vom Erzbischof. – Dann wollte ich sie auch bitten mir Salzburger zungen mit nächster gelegenheit oder Postwagen (wenn es wegen der Mauth möglich ist) zu schicken. – ich habe der fr: Baronin vielle verbindlichkeit, und der discours war einmal eben von zungen, und da sagte sie, daß sie sie gerne einmal Probiren möchte, und ich habe mich offrirt ihr damit aufzuwarten. – wenn es sonst etwa noch was gäbe welches ihr eine seltenheit seyn könnte, und sie wollten es mir schicken, so würden [184] sie mich in der that sehr verbinden. – ich möchte ihr recht gerne so eine freude machen; die bezahlung dafür kann ich ihnen durch den Peisser wieder gut machen, oder sie auf die Persönliche zusammenkunft sparen. –

könnte ich nicht schwarzreuter bekommen? – nun leben sie wohl, ich sammt meinem Weibe küssen ihnen 1000 mal die hände und wir umarmen vom herzen unsere liebe schwester und sind Ewig

gehorsamste tochter

Dero

gehorsamster Sohn

Wolfgang und konstanze

Mozart


P.S: wenn sie ohnehin der Baase3 schreiben so bitte ich von uns beyden ein kompliment zu vermelden. Addio.

Fußnoten

1 Elisabeth.


2 S. hierzu den Brief vom 30. Januar.


3 Dem »Bäsle« in Augsburg.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 183-185.
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