235.

[195] vienne ce 19 d'octobre 1782


Mon trés cher Pére!


Ich muß schon wieder in Eile schreiben; ich verstehe nicht, sonst habe ich freytags nach tisch schon allzeit richtig einen Brief von ihnen gehabt; – izt mag ich schicken wie ich will, so bekomme ich ihn doch erst am Samstage abends; – wegen meiner opera1 ist es mir sehr leid daß sie so vielle Mühe damit haben. – Ja wohl habe ich, und zwar zu meiner grossen freude (denn sie wissen wohl daß ich ein Erz-Engelländer bin) Engellands Siege2 gehört! –

heute ist der Russische Hof wieder abgereiset. lezthin wurde ihm meine opera gegeben; wo ichfür gut besunden, wieder an das clavier zu gehen, und zu dirrigiren, theils um das ein wenig in schlummer gesunkene orchestre wieder aufzuwecken, theils um mich (weil ich eben hier bin) den anwesenden Herrschaften als vatter von meinem Kinde zu zeigen. –

Mein liebster vater; – ich muß ihnen gestehen daß ich es kaum erwarten kann sie wieder zu sehen, und ihre hände zu küssen; – wollte auch aus diesem triebe bis 15te November als an ihrem Namenstage, in Salzburg seyn; allein – nun fängt die beste zeit [195] hier an. – die herrschaften kommen vom lande, und nehmen lection. die accademien fangen auch an; – bis die ersten täge decembris müsste ich doch wieder in Wieñ seyn. wie hart würde meinem Weibe und mir eine so baldige abreise seyn; – wir möchten halt lieber länger die gegenwart unsers lieben vatters und unserer lieben schwester genüssen! – nun kömmt es auf Sie an, ob sie uns gerne auf lange oder kurze zeit haben? – Wir dächten das früh Jahr bey ihnen zuzubringen. Meinem lieben Weibe darf ich Salzburg nicht nennen, so ist sie schon ganz für freude ausser sich! – Der Balbier von Salzburg (und nicht von sevillien) war bey mir; und richtete mir schöne grüsse von ihnen, von meiner schwester und von der katherl aus; – Nun leben sie wohl; – wir beyde küssen ihnen 1000mal die hände und meine liebe schwester umarmen wir von herzen und sind Ewig dero

gehorsamste kinder

M: C: et W: A: Mozart

Fußnoten

1 »Die Entführung aus dem Serail«.


2 Die Erfolge bei Gibraltar über die Spanier im September.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 195-196.
Lizenz:
Kategorien: