279. [an den fürstl. Kammerdiener Sebastian Winter in Donaueschingen]

[268] Liebster freund! – gesellschafter meiner Jugend!


Mit ausnehmenden Vergnügen erhielt ich ihr schreiben, und nur unaufschiebliche geschäfte hinderten mich ihnen eher zu antworten. – mir ist es sehr lieb daß sie sich an mich selbst gewendet haben. ich hätte längst ihrem Verehrungswürdigen fürsten1 (welchem ich bitte mich zu füssen zu legen, und in meinem Namen für das mir zugeschickte geschenk gehorsamst zu danken) etwas von meiner geringen arbeit geschickt, wenn ich gewusst hätte, ob und was mein Vater vielleicht schon dahin geschickt hat.2 – ich setze am Ende deswegen eine liste von meinen Neuesten geburten bey, woraus Seine Durchl: nur zu wählen belieben möchten, um daß ich Hochdieselben bedienen könne. – ich werde, wenn es S: D: gefällig seyn wird, in zukunft immer mit allen neu verfertigten Stücken aufwarten. überdies unterstehe ich mich S: D: einen kleinen Musikalischen Antrag zu machen, und bitte sie mein freund, denselben ihrem fürsten vorzutragen. – Da S: D: ein Orchestre besitzen, so könnten Hochdieselben eigenst nur für ihren Hof allein von mir gesetzte Stücke besitzen, welches nach meiner geringen Einsicht sehr angenehm seyn würde. – wenn S: D: mir die gnade anthun wollten, mir eine gewisse Anzahl Sinfonien, Quartetten, Concerten auf verschiedene instrumenten, [268] oder andere Stücke nach belieben das Jahr hindurch anzuschaffen, und eine bestimmte Jährliche Belohnung dafür auszusprechen, so würden S: D: geschwinder und richtiger bedient werden, und ich, da es eine sichere arbeit wäre, ruhiger arbeiten. – Ich hoffe nicht daß S: D: meinen Antrag ungnädig aufnehmen werden, wenn er Hochdieselben auch wirklich nicht anstehen sollte, denn er entspringt in der that aus einem wahren trieb und Eyfer S: D: mit thätigkeit zu Diensten zu seyn, welches nur in einem ähnlichen falle möglich ist, wenn man, wenigstens auf einer Seite in etwas unterstüzet, die geringern arbeiten doch eher entbehren kann.

in Erwartung einer baldigen Antwort und der befehle Ihres schätzbarsten fürsten bin ich auf immer

ihr wahrer freund und Diener

Wolfgang Amadè Mozart.


Wieñ den 8ten August 1786

Sinfonia

di Wolfgango Amadeo Mozart


279. an Sebastian Winter in Donaueschingen, Wien, 8. August 1786


Concerti per Cembalo

279. an Sebastian Winter in Donaueschingen, Wien, 8. August 1786

Sonata per Cembalo con violino Terzetto: Cembalo violino, e Violoncello

279. an Sebastian Winter in Donaueschingen, Wien, 8. August 1786

Quartetto Cembalo, Violino, Viola, e Violoncello

279. an Sebastian Winter in Donaueschingen, Wien, 8. August 1786

Fußnoten

[269] 1 Fürst Josef Maria Benedikt von Fürstenberg.


2 S. hierzu die Briefe des Vaters vom 3. und 22. April 1784.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 268-270.
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