Eure Excellenz!

[5] Die ausgezeichnete Sorgfalt, welche Sie während Ihrer neunzehnjährigen, so erfolgreichen Verwaltung der k.k. Hofbibliothek auch ihren musikalischen Schätzen und deren merkwürdigen Vermehrung gewidmet haben; – das besondere Vertrauen und Wohlwollen, womit Eure Excellenz mich, den Verwahrer und Ordner derselben, stets ermunternd beglückten, ermuthigen mich, Ihnen ein Werk ehrfurchtsvoll zu weihen, dessen erhabener Gegenstand mich aneiferte, keine Mühe zu sparen, um die, meiner geringen Kraft mögliche Vollendung zu erreichen, welche dem Andenken des grossen Mannes – der Stolz seiner Zeit und des von ihm erwählten zweiten Vaterlandes – in jeder Beziehung gebührt.

Eurer Excellenz, dem gründlichen Kenner jeder Musikgattung, ist nicht entgangen, wie viel den Nachrichten über Gluck noch mangelte, um ein treues Gemälde seines Lebens und seiner unsterblichen Werke zu entwerfen.

[5] Ihnen danke ich, nebst vielen namhaften Beiträgen zu denselben, auch die Beharrlichkeit, die mich in dem mühevollen Sammeln aller – wenn auch oft kleinlich scheinenden Umstände nie verliess, und wodurch ich mir schmeichle, manchen Zweifel gelöst, manches Ergebniss berichtiget zu haben.

Möchte dieser Versuch beitragen, den Geschmack für classische Opernmusik allmählig neu zu beleben! – Classisch in des Wortes edelster Bedeutung – nicht, wie es die Verächter wahrer Kunst in der Gegenwart so gern unwürdig zu bezeichnen pflegen – sondern in jenem Sinne, welcher auch die späteren grossen Tonsetzer, vor Allen Mozart, den Unübertrefflichen, geleitet hat! –

Genehmigen Eure Excellenz, bei diesem für mich so erfreulichen Anlasse, den erneuerten Ausdruck meiner ausgezeichnetsten Hochachtung!


Anton Schmid,

Custos der k.k. Hofbibliothek.

Quelle:
Schmid, Anton: Christoph Willibald Ritter von Gluck. Dessen Leben und tonkünstlerisches Wirken. Leipzig: Friedrich Fleischer, 1854., S. 5-6.
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