Neuerliches Verweilen Mozarts in Mannheim

[116] Aus Mozarts Brief an den Vater;

Mannheim, am 12. November 1778


... Die Seilerische Truppe ist hier – die Ihnen schon per Renommè bekannt seyn wird; – Herr v. Dalberg ist Direktor davon. – Dieser läßt mich nicht fort, bis ich ihm nicht ein Duodrama componirt habe, und in der Tat habe ich mich gar nicht lange besonnen; – denn diese Art Drama zu schreiben, habe ich mir immer gewunschen ... Sie wissen wohl, daß da nicht gesungen, sondern declamirt wird und die Musique wie ein obligates Recitativ ist; bisweilen wird auch unter der Musique gesprochen, welches alsdann die herrlichste Wirkung tut ... Nun stellen Sie sich meine Freude vor, daß ich das, was ich mir gewunschen, zu machen habe ...

... Ich bitte Sie, liebster Vater, machen Sie sich diese Sache zu Salzburg zu Nutzen und reden Sie so viel und stark, daß der Erzbischof glaubt, ich werde vielleicht nicht kommen, und sich resolvirt, mir bessern Gehalt zu geben, denn, hören Sie, ich kann nicht mit ruhigem Gemüt darauf denken; – der Erzbischof kann mich gar nicht genug bezahlen für die Sclaverey in Salzburg! Wie ich sage, ich empfinde alles Vergnügen, wenn ich gedenke, Ihnen eine Visite zu ma chen – aber lauter Verdruß und Angst, wenn ich mich wieder in diesen Bettelhof sehe! – Der Erzbischof darf mit mir gar nicht den Großen, wie er es gewohnt war, zu spielen anfangen – es ist gar nicht unmöglich, daß ich ihm eine Nase drehe! – gar leicht ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 116.
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