VI.

Aus dem alten Bonn.

[426] Vom Herausgeber.


Die nachfolgenden Seiten wollen eine kurze Ergänzung und Erweiterung der Mitteilungen geben, welche im 6. Kapitel über das ehemalige Bonn gemacht sind, da es von Wert sein muß, von den Örtlichkeiten, in welchen wir uns den jungen Beethoven in regelmäßiger Tätigkeit zu denken haben, eine wenigstens annähernde Vorstellung zu haben. Sie beruhen im wesentlichen auf kürzeren literarischen Notizen und mündlicher Erzählung1.

Die »Reise auf dem Rhein« von 1789 und 1790, deren erster Teil in Frankfurt, der zweite in der Himmesischen Buchhandlung zu Koblenz erschien, und als deren Verfasser sich in der 1805 erschienenen zweiten Auflage (Erenbreitstein bei Gehra) J. H. Lang nannte, widmet der kurfürstlichen Residenzstadt Bonn einen ausführlichen, panegyrischen Abschnitt; derselbe schließt mit folgenden Worten (S. 235): »Nun war [426] es an dem, von dem lieben Bonn Abschied zu nehmen – einer Stadt, welche in Rücksicht der angenehmen Lage sowohl, als anderer getroffenen polizirten Veranstaltungen jedem Fremden gefallen muß; denn Ordnung, Verfeinerung, Aufhellung, daher entspringender Wohlstand und augenscheinliche Behaglichkeit der Inwohner leuchten jetzt im Allgemeinen mehr als ehedem hervor, und nehmen unter den scharfen Adlerblicken eines eben so weisen als gütigen Regenten von Tage zu Tage höhere Schwungkraft.« In der Beschreibung der Stadt und ihrer Gebäude ist natürlich dem kurfürstlichen Schlosse eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Hier ist es nun zunächst das kurfürstliche Theater, welches uns interessiert, weil wir wissen, daß Beethoven in demselben teils am Klavier, teils an der Bratsche regelmäßig tätig war. Über die Lage desselben gibt die Biographie (S. 78) bereits die nötigen Angaben. »Gerade unter dem großen Akademiesaal«, schreibt der Reisende S. 174, »ist das Theater, das einem jeden Fremden, weil es so zu sagen unterirdisch wie eine Gruft angebracht ist, und einen schlechten Eingang hat, auffallen muß, Logen, Dekorationen und überhaupt alles, was in einem Schauspielhause glänzen soll, ist für den Hof eines solchen erhabenen Fürsten, als Max Franz ist, zu buntschäkkigt, zu kleinlicht.« Da dieses Theater noch viele Jahre nach dem Aufhören der kurfürstlichen Herrschaft (1794) benutzt wurde, konnten ältere Bonner ziemlich genauen Bericht über die Einrichtung desselben geben. Das Theater bildete den letzten Teil des fortgesetzten östlichen Schloßflügels; es begann da, wo sich der Bau nach beiden Seiten, hauptsächlich nach der Gartenseite (Südseite) hin ein wenig erbreitert, und erstreckte sich bis zum Michaels- (Koblenzer), Tore. Dasselbe nahm ungefähr den Raum ein, welchen heute das vor einigen Jahren umgebaute, in den äußeren Formen ziemlich übereinstimmend neu errichtete, im Innern mit eisernen Stockwerken eingerichtete »Bücher-Magazin« der Universitäts-Bibliothek innehat. Nach außen kennzeichnet es sich auch heute noch durch zwei Mauervorsprünge sowohl auf der Nord- als der Südseite. Die Zahl der Fenster an den langen Seiten betrug zwölf; doch nahmen die Stelle der späteren Fenster des Erdgeschosses ehemals Türen ein, die alle im Notfall geöffnet werden konnten, und in der durch die Erbreiterung entstehenden Ecke an der Stadtseite befand sich ebenfalls eine Tür (der jetzige Eingang neben dem Koblenzer Tor ist, wie dieser ganze Flügel. neu). Der gewöhnliche Eingang für das Publikum erfolgte durch die erste Tür an dem Vorsprunge; derselbe mag allerdings ziemlich eng gewesen sein. Man stieg 14 Stufen hinunter und gelangte dann über [427] einen kleinen Vorplatz ins Parterre, welches den ganzen unteren Raum bis aus Orchester einnahm; erst später wurde der hintere Raum desselben als besonderer Platz von geringerem Range abgetrennt. Zu beiden Seiten befanden sich die Parterre-Logen, und seit wärts von diesen liefen Gänge, auf denen man vom Eingange bis zum Orchester und zur Bühne gelangen konnte. Aus dem Haupteingange gleich seitwärts und hinüber gelangte man in die Logen ersten Ranges, die noch ein wenig tiefer als der Erdboden lagen; auch neben ihnen waren Gänge, und nur diese waren von der Straße aus sichtbar. Es gab außerdem noch eine Logenreihe zweiten Ranges, während das, was wir jetzt Galerie nennen, fehlte. In der Mitte, gerade der Bühne gegenüber, befand sich die kurfürstliche Loge, welche ungefähr die ganze Breite des Hauses einnahm und nach oben hin auch die Reihe der Logen zweiten Ranges unterbrach. Doch hatte der Kurfürst rechts neben der Bühne noch eine Loge zum Privatgebrauche, wenn er ungestört sein wollte; diese stand durch eine Wendeltreppe und eine verborgene Tür mit dem Akademiesaale in Verbindung. Auch gab es hauptsächlich wohl zum Gebrauche des Kurfürsten und überhaupt für Notfälle noch einen großen Ausgang in der Ecke nach dem Schloßgarten, dessen Stelle auch jetzt noch deutlich erkennbar ist; man hat sie auch nach dem Neubau in der früheren Weise bezeichnet. Daß es aber in die eigentliche Hofloge einen Zugang aus dem Innern des Palastes gegeben habe, scheint nicht anzunehmen. Etwa die vierte Tür vom Tore nach der Stadtseite führte direkt ins Orchester und wurde von den Musikern und wohl auch den Bühnenmitgliedern regelmäßig benutzt; während die großen Ausgänge unter dem Tore hauptsächlich zum Hineinschaffen großer Dekorationen sowie zu der in der Biographie (S. 78) erwähnten Erweiterung der Szene gedient haben, wenn große Mengen von Personen auftraten oder Pferde auf die Bühne gebracht wurden oder ausgedehntere Maschinerien für Feuerwerke u. dgl. nötig waren; in solchen Fällen mußte das Tor zeitweise für das Publikum abgesperrt werden. Diese Ausgänge des Theaters unter dem Tore sind in neuerer Zeit zugebaut. Daß dieses Theater im Vergleich mit anderen nicht groß zu nennen war, kann noch jetzt der Augenschein lehren; namentlich scheint der Zuschauerraum durch die unverhältnismäßige Ausdehnung der Bühne beschränkt gewesen zu sein. Das Innere war mit großem Glanze, aber nach den Worten des Reisenden mit wenig Geschmack ausgeschmückt; namentlich war an der Hofloge und ihrer Überdeckung alle mögliche Pracht verschwendet. Eine annähernde Vorstellung von [428] dem Innern des Theaters verdanken wir, abgesehen von mündlichen Beschreibungen, einem Gemälde, welches sich früher in der Sammlung des Küsters bei der Remigius-Pfarre in Bonn Herrn Neuland befand2 und nach dessen Angabe von Rousseau (wohl dem Hofmaler dieses Namens) herrührte. Dasselbe stellt einen Maskenball im Theater aus der Zeit Klemens Augusts dar, dessen Porträt sich auf dem Bilde befindet. (Durch besondere Vorrichtungen konnte bei solchen Gelegenheiten das Parterre gehoben und dem Niveau der Bühne gleichgemacht werden.) Man übersieht hier den ganzen inneren Raum vom Proszenium bis zum Eingange und hat also die Hofloge gerade vor sich; im Grunde derselben erblickt man Gemälde und andere Verzierungen und sieht die Bedeckung mit Genien und anderem Schmuck aufs reichste verziert. Die Logenreihe ruht auf Pfeilern; die Logen sind mit rotem Samt ausgeschlagen und ebenfalls im Hintergrunde reich koloriert; kostbare Kandelaber sind an demselben angebracht, während außerdem große Kronleuchter rund umher herabhängen. Einen zweiten Logenrang sieht man nicht, sondern erkennt nur vereinzelte Öffnungen an Stelle derselben; das stimmt mit dem früher (S. 250) Angegebenen überein, wonach die hierauf bezügliche Erweiterung erst unter Max Franz erfolgte. Auch die Decke war prächtig geschmückt; man erkennt große blaue Felder in dem Getäfel derselben, und Blau mit Gold waren den Erzählungen zufolge die Grundfarben des malerischen Schmuckes. Ein Gemälde an der Decke stellte, einer Vermutung unseres Berichterstatters zufolge, Apollo mit den Musen vor. Das Gegenstück zu diesem Gemälde, auf welchem man denselben Gegenstand vom entgegengesetzten Standpunkte, also vom Eingange aus, sieht, befindet sich im Schlosse zu Brühl. Zu beiden Seiten des Vorhanges waren zwei große phantastische Figuren (vielleicht Satyrn) aufgestellt, die indes später nicht mehr vorhanden gewesen zu sein scheinen. Der Vorhang enthielt eine allegorische Darstellung der dramatischen Kunst mit allen dahin gehörigen Attributen. Dekorationen und überhaupt alles, was zur Szenerie gehörte, war in prächtigster Weise vorhanden.

Der Besuch des Theaters war nicht immer gleichmäßig lebhaft. Max Friedrich scheint, gewissen Andeutungen zufolge, mit dem Erfolge seiner wohlwollenden Maßregel, den Besuch des Theaters unentgeltlich zu gestatten, nicht immer zufrieden gewesen zu sein. Mit dem großen Aufschwunge, [429] den die Bonner Bühne seit 1788 durch Max Franz nahm, wurde auch das Interesse des Publikums ein regeres. Zwar erstreckte sich der Besuch des Theaters nicht, wie heutzutage, auf alle Klassen der Bevölkerung, und es gab, wie angegeben, keine Galerie; aber von seiten der gebildeten Bewohner Bonns war die Beteiligung eine sehr lebhafte, ganz im Unterschiede von dem benachbarten Köln, dessen Bühnenverhältnisse sich mit denen von Bonn nicht entfernt messen konnten. Wir schließen zur Erläuterung und Bestätigung des Gesagten mit den Worten des Reisenden von 1790. »Die Komödien«, sagt er S. 206, »werden auf dem schon oben berührten Hoftheater von einer Art Nationalschauspielergesellschaft aufgeführet. Die beiden Demoisellen Keilholz sind die besten Aktrizen, Willmann, eine gute Sängerin, und Steiger, Müller, Lux und Spizeter sind schon als brave Akteurs bekannt. Reicha, der Hofmusikdirektor, und Steiger führen die Direktion. – Der Entreebetrag wird zu Kleidungen und den übrigen Nothwendigkeiten verwendet, die sich täglich verbessern, und das Alter des Theaters und die Dekorationen außer Augenmerk sezzen. Die Gesellschaft stehet in der Besoldung des Fürsten, ist aber noch zu klein, noch zu unvollständig; es scheint aber, sie soll sich nun in geschickten Personen also mehren. – Die Beleuchtung ist noch sehr mangelhaft, die Musik aber gut. Das Theater wird stark besuchet, nicht allemal des Stükkes wegen, sondern um von Loge zu Loge mit den Augen zu duodramatisiren. Noch ist man etwas eigensinnig in der Auswahl der guten Stükke, und verstümmelte Operetten verdrängen oft die besten vaterländischen Schauspiele. Man klatschet sehr leicht, öfters unangewendet, öfters kindisch zu.«

»Auf dem oberen Geschosse dieses Baues«, schreibt Hundeshagen (Stadt und Universität Bonn, 1832, S. 129), »findet sich der gleich große – – Akademiesaal, in welchem zur Zeit der Kurfürsten die größten Versammlungen statt fanden, und jene herrlichen Musikkonzerte mit Virtuosen aufgeführt wurden, welche zu den vorzüglichsten Europa's gehörten.« Dieser Saal diente, in Umfang und Anlage unverändert, später und bis zu dem Umbau der jüngsten Zeit einem Teile der Universitätsbibliothek, welche auch jetzt noch in dem an derselben Stelle stehenden Neubau sich befindet. Jene vorherige Angabe wird bestätigt durch folgende Bemerkung in der »Anzeige der Feyerlichkeiten bei der bevorstehenden Einweihung der Kurfürstlichen Universität zu Bonn im Jahr 1786« (20. Nov.) im Bönnischen Intelligenzblatte von 1786, 46. St.: »Mittags wird bey Hofe an verschiedenen Tafeln gespeist, und Abends um halb 6 Uhr [430] auf dem großen Akademiesaal ein großes musicalisches Concert gehalten, wobey nebst dem hohen Adel und sämmtlichen Kurfürstl. Räthen mit ihren Ehefrauen, auch erwachsenen Söhnen und Töchtern, die Geistlichkeit, die Officiere, die Glieder der Universität, fast alle Fremde von Distinction erscheinen können, doch soll der Ein- und Ausgang für dieselben bey der Glasthüre am Komödienhause seyn.« Und in der Einweihungsgeschichte der Kurk. Universität Bonn (Bonn bei Abshoven 1786) heißt es S. 58: »Abends um halb 6 Uhr war auf dem Akademiesaal der Hofburg großes Concert, dem der hohe Adel, die Universität, die kurfürstlichen Dikasterien, die Geistlichkeit, das Militär, und fremde Standespersonen beiwohnten.« Eine »Reise von Mainz nach Cöln im Frühjahr 1794« (Köln bei Hammer 1795) rühmt unter den Räumen des Bonner Schlosses den Speise- und Musiksaal, welche an Größe und Schönheit wenig ihresgleichen hätten; ersterer ist die heutige Aula, letzterer demnach wahrscheinlich derselbe eben genannte Akademiesaal. Daß es übrigens in Bonn in jener Zeit keine regelmäßigen Konzerte gab, geht teils aus dem oben angeführten Briefe Neefes aus dem Jahre 1783 (S. 98ff.) hervor, teils aus dem gänzlichen Fehlen darauf bezüglicher Notizen in den Intelligenzblättern. Nach Hundeshagen (S. 116) wurde auch der im westlichen Flügel befindliche niedrige Gartensaal, in welchem später (jetzt nicht mehr) die rheinischen Altertümer aufgestellt waren, zu »Frühstücken und Konzerten« verwendet3. Dieser ganze westliche Flügel, buen retiro genannt und durch seine Prachtsäle berühmt, war für fremde Gäste bestimmt4, während der Kurfürst den östlichen bewohnte (Reise auf dem Rhein S. 173) und also hier auch seinen musikalischen Privatunterhaltungen (S. 173 u.a.) oblag. Auch in diesen genannten Räumlichkeiten haben wir uns also den Kammermusikus Beethoven von Zeit zu Zeit anwesend und beschäftigt zu denken.

Der eigentliche Hauptort seiner amtlichen Funktionen war aber natürlich die Hofkapelle, welche jetzt teils evangelischem, teils und hauptsächlich dem englischem Gottesdienste dient. Dieselbe »ist nach dem Brande vom Jahre 1777 mit mehreren wieder neu aufgeführt worden, [431] mißt fünf und siebenzig Fuß in die Länge und sechs und fünfzig in die Breite, hat auf vier Säulen und zwei Pfeilern erhöhte schöne Empore und Orgel, gute architektonische Verhältnisse und Formen« (Hundeshagen a. a. O.). Sie ist im ganzen unverändert geblieben, abgesehen von den Einrichtungen, welche der veränderte Gottesdienst notwendig machte. Ein marmorner Hauptaltar und zwei Seitenaltäre sind entfernt; wo ehemals der Platz des Kurfürsten war, befindet sich jetzt die Orgel. Rechts über dem Hochaltar der kleinen Kirche befanden sich große Öffnungen oder Fenster, die jetzt nur zum Teil zugebaut sind; sie verbanden die Kirche mit einem höher gelegenen Raume hinter dem Chore, welcher für die musikalischen Aufführungen beim Gottesdienste bestimmt war. Das war das in den Dokumenten so häufig genannte Doxal. Hier war eine kleine, transportierbare Orgel (später ans Ende der Galerie rechter Hand gesetzt); hier standen die Sänger und Musiker, für die in der Kirche Anwesenden nicht sichtbar; nur der dirigierende Kapellmeister konnte bei der Bewegung des Taktschlagens unten gesehen werden. Durch Verschließung der Fenster war dieser Raum, der jetzt noch zuweilen zu Sitzungen der kirchlichen Organe der evangelischen Gemeinde benutzt wird, von der Kirche völlig abgeschlossen, und wir verstehen so, wie er als der eigentliche offizielle Versammlungsort der Hofmusiker betrachtet wurde; wir können uns erklären, was es bedeuten sollte, wenn eine Verfügung an die Musiker zu allgemeiner Kenntnis »auf dem Doxal afligieret« werden soll, und welchen Sinn die stehende Formel hatte, daß jemand als Hofmusikus »bei unserem Toxal, Kammermusik und Theater« angestellt wird.

Außer der eigentlichen Hofkapelle gehörte zum kurfürstlichen Schlosse noch die sog. Florianskapelle ganz am anderen Ende desselben, am westlichen Flügel im jetzigen Gebiete der Augenklinik, wo man noch den Turm derselben sieht; sie war eine Art Hauskapelle des Kurfürsten und diente zugleich zur Benutzung geistlicher hoher Gäste, die auf jenem Flügel logierten. Zur Zeit des h. Florian, der als Beschützer gegen Feuersbrunst in der Kapelle abgebildet war, in den ersten Tagen des Mai, fand hier eine achttägige Andacht statt, bei der wir uns auch die Hofmusiker anwesend denken dürfen5.

[432] Aber auch in den übrigen Kirchen und Klöstern konnte unter Umständen die Mitwirkung der Hofmusiker gefordert werden; wenigstens findet sich in den Hofkalendern aus der Zeit Klemens Augusts, in welchen die geistlichen Feste, die der Kurfürst selbst in einer derselben abhielt, im voraus verzeichnet sind, der stehende Zusatz: wohin sich auch die Hofmusikanten zu verfügen haben. Von den ehemaligen Klosterkirchen wird heutzutage nur noch die Minorlienkirche, die jetzige Pfarrkirche zum h. Remigius, zum Gottesdienste benutzt; und gerade in dieser hat nach Fischers Erzählung und nach einer Andeutung in einem Tagebuche Beethoven häufig die Orgel gespielt. Außerdem spielte er sie gelegentlich in der altehrwürdigen Münsterkirche und in der Franziskanerkirche. In ersterer befindet sich auch heute noch die alte Orgel in dem zur Orgelbühne umgewandelten ursprünglichen Westchore. Die Franziskanerkirche dagegen, an der Ecke der Franziskaner- und Stockenstraße gelegen, zeitweilig für den Hofgottesdienst benutzt, ist heute samt dem anstoßenden Kloster zu Wohnungen umgebaut und zeigt im Innern kaum noch eine Spur der früheren Verwendung. Die Orgel wurde in die Kirche S. Peter in Dietkirchen gebracht. Zum Schluß wollen wir noch hinzufügen, was der oben angeführte Reisende von 1790 von der Poppelsdorfer Schloßkapelle sagt, da auch in dieser die Hofmusiker zuzeiten zu tun hatten. »Die Kapelle«, heißt es S. 212, »ein niedliches Rondel [vielmehr Quadrat], das einen großen Theil des Schlosses einnimmt, hat in der Mitte vier zusammengesetzte Altäre, die beim ersten Anblick das Auge wohlthätig überraschen. Zween und zween Priester stehen gegeneinander, und können sich beim Messelesen sehen, dies mag aber leicht, wenn sie alle vier zugleich lasen, zur Zerstreuung Anlaß geben. In der Mitte dieser vier gruppirten Altäre stehet der Heiland, wie er der Margaretha als Gärtner erscheint, und auf den vier Ecken sind die Stifter des deutschen Ordens angebracht.«

Fußnoten

1 Die Angaben der ersten Auflage sind in mehreren Punkten von Herrn Oberlehrer Dr. Knickenberg in Bonn in dankenswerter Weise ergänzt und berichtigt.


2 Jetzt im Besitze des Herrn Prof. Saedt in Köln nach Renards gleich zu nennender Abhandlung.


3 Wurzer erwähnt noch die Terrasse zwischen beiden Schloßflügeln und sagt dabei: »In diesen Räumen ließ der Kurfürst an allen Sonn- und Feiertagen im Sommer Abends von dem ausgezeichneten Janitscharenkorps zu allgemeiner Ergötzlichkeit die schönsten und neuesten Kompositionen aufführen.«


4 Gerade an dieser Seite des Schloßflügels sind in neuerer Zeit umfangreiche Veränderungen zugunsten des physikalischen Instituts der Universität eingetreten.


5 Über die Räumlichkeiten des kurfürstlichen Schlosses und die Geschichte seines Baues ist auf die eingehende und treffliche Arbeit von E. Renard zu verweisen: »Die Bauten der Kurfürsten Joseph Clemens und Clemens August von Köln« Bonner Jahrbücher Heft 99 (1896) S. 164–240 und 100 (1896) S. 1–102.

Quelle:
Thayer, Alexander Wheelock: Ludwig van Beethovens Leben. Band 1, 3. Auflage, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1917.
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