Zwölftes Kapitel.

Aufenthalt in Paris bis zum Tode der Mutter.

13. März – 3. Juli 1778.

[19] Mozart's Hoffnungen schienen sich in der That gleich bei seiner Ankunft in der großen Stadt verwirklichen zu wollen. Die Frau Fortuna, die in Deutschland vor ihm auf der Heerstraße hergeflohen war, schien ihn an den Thoren von Paris zu erwarten. Ein Gesicht von guter Vorbedeutung, das eines bewährten Freundes, war eines der ersten, das ihm aufstieß, als er den Ort wieder betrat, in welchem seine ruhmvolle Kindheit so viele Lorbeern geerntet hatte. Grimm, dessen sociale Stellung seit einiger Zeit sich bedeutend geändert hatte, war gegen seinen alten Bekannten immer der Gleiche geblieben. Der Schriftsteller, der nun Gesandter, und der Bürgerliche, der baronisirt worden war, liebte Mozart noch immer. Sein Einfluß und seine Verbindungen in der großen, so wie in der musikalischen Welt, wurden von Neuem für den jungen Musiker geltend gemacht. Mozart wurde der Tischgenosse von Madame d'Epinay, von Noverre und Le Gros, der nicht weniger berühmt als die beiden Ersteren, aber für Mozart eine ungleich wichtigere Person war, weil er Director des Concert spirituel war. Die Gelegenheiten, bei denen man seiner bedürfen zu können glaubte, waren zahlreich, und sie blieben auch nicht lange aus. Capellmeister Holzbauer in Mannheim hatte vor Kurzem ein Miserere von seiner Composition dem Concert spirituel zugeschickt, damit es in der Charwoche aufgeführt [20] würde. Der Componist hatte seine Musik dem Personale in Mannheim angepaßt, wo die Choristen schlecht und in kleiner Anzahl vorhanden waren, in Paris waren sie dagegen zahlreich und vortrefflich. Le Gros forderte aus diesem Grunde Mozart auf, andere Chöre zu componiren, die mehr im Verhältnisse zu den Mitteln stünden, über die das Concert spirituel zu verfügen hatte. Der Auftrag war sehr ehrenvoll, aber es waren nur noch einige Tage bis zur Charwoche; das Miserere mußte von Anfang bis zu Ende überarbeitet werden, und zu aller Unbequemlichkeit mußte die Arbeit nicht zu Hause, sondern im Cabinet des Directors vollführt werden. Der Grund, warum, ist in der Correspondenz nicht angegeben. Mozart, der keine Hindernisse kannte, noch ernstlich in Verlegenheit gerieth, wenn es sich um's Componiren handelte, mochten auch die Bedingungen beschaffen sein wie sie wollten, wurde noch vor der gegebenen Zeit fertig.

Wie umfassend Mozart's Compositionsthätigkeit gleich nach seiner Ankunft in Paris war, beweist die folgende Correspondenz:


Die Mutter und der Sohn an den Vater.


Paris, den 5. April 1778.


Wir sind Beide, Gott Lob und Dank, gesund, und hoffen, daß Du und die Nannerl Euch in guter Gesundheit befindet, so wird mit der Hülfe Gottes Alles gut werden. Der Wolfgang hat sehr viel zu thun, denn er muß bis auf die Charwoche für das Concert spirituel ein Miserere machen, wo drei Chöre und eine Fuge und Duett und Alles darin sein muß, mit sehr vielen Instrumenten. Künftigen Mittwoch soll es schon fertig sein, damit es kann probirt werden. Er schreibt es bei dem [21] Mr. Le Gros, der Director von dem Concert ist, wo er die meiste Zeit speiset. Bei dem Noverre kann er auch täglich speisen, wie auch bei der Madame d'Epinay. Hernach hat er für einen Duc zwei Concerts zu machen, eines für die Flöte und eines für die Harfe. Für das französische Theater muß er einen Akt zu einer Opera machen. Eine Scholarin hat er auch, welche ihm für zwölf Lectionen 3 Louisd'or bezahlt. – – Der Wolfgang ist hier wieder so berühmt und beliebt, daß es nicht zu beschreiben ist. Der Herr Wendling hat ihn in großen Credit vor seiner Ankunft gesetzt, und jetzt hat er ihn bei seinen Freunden aufgeführt. Er ist doch ein wahrer Menschenfreund, und Mons. v. Grimm hat dem Wendling auch zugesprochen, weil er als ein Musikus mehr Credit hat als er, sein Möglichstes zu thun, damit er bald bekannt wird. – – –


(Obigem fügte Wolfgang Folgendes bei:)


Nun muß ich schon deutlicher erklären, was meine Mama zu dunkel geschrieben hat. Der Herr Capellmeister Holzbauer hat ein Miserere hieher geschickt; weil aber zu Mannheim die Chöre schwach und schlecht besetzt sind, hier aber stark und gut, so hätten seine Chöre keinen Effekt gemacht: daher hat Mr. Le Gros (Directeur vom Concertspirituel) mich ersucht, andere Chöre zu machen. Der Anfangs-Chor bleibt von Holzbauer. Quoniam iniquitatem meam ego etc. ist der erste Chor von mir, Allegro. Der zweite, Adagio: Ecce enim iniquitatibus; dann Allegro: Ecce enim veritatem dilexisti, bis zum: Ossa humiliata. Dann ein Andante für Soprano, Tenore und Basso soli: Cor mundum crea; Rede mihi laetitiam aber Allegro bis ad te convertentur. Dann habe ich ein Recitativ für einen Bassisten gemacht:Libera me de sanguinibus, weil eine Baßarie [22] darauf folgt: Domine labia mea. Weil nun Sacrificium Deo spiritus eine Aria Andante für Raff (Tenore) mit Oboe und Fagott Solo ist, so habe ich ein kleines Recitativ: Quoniam si voluisses, auch mit concertirender Oboe und Fagott dazu gemacht; denn man liebt jetzt die Recitative hier. Benigne fac bis muri Jerusalem Andante moderato, Chor. Dann Tunc acceptabis bisSuper altare tuum vitulos, Allegro, Tenor Solo (Le Gros) und Chor zugleich. Finis.

Ich kann sagen, daß ich recht froh bin, daß ich mit dieser Schreiberei fertig bin; denn wenn man nicht zu Hause schreiben kann, und doch dazu pressirt wird, so ist es verflucht. Nun bin ich, Gott Lob und Dank, fertig, und hoffe, es wird seinen Effekt machen. Mr. Gossec, den Sie kennen müssen, hat, nachdem er meinen ersten Chor gesehen hat, zu Mr. Le Gros (ich war nicht dabei) gesagt, daß er charmant sei und gewiß einen guten Effekt machen würde, daß die Wörter sehr gut arrangirt seien und überhaupt vortrefflich gesetzt sei. Er ist mein sehr guter Freund und ein sehr trockener Mann. Ich werde nicht einen Akt zu einer Oper machen, sondern eine Opera, ganz von mir, en deux acts. Mit dem ersten Akt ist der Poet schon fertig. Mr. Noverre, bei dem ich speise, so oft ich will, hat es über sich genommen, und die Idee dazu gegeben; ich glaube, es wird Alexandre und Roxane werden. Nun werde ich eine Sinfonieconcertante machen für Flauto (Wendling), Oboe (Ramm), Waldhorn (Punto) und Fagott (Ritter). Punto bläst magnifique. Ich komme den Augenblick vom Concert spirituel her. Baron Grimm und ich lassen oft unsern musikalischen Zorn über die hiesige Musik aus, NB. unter uns; denn im Publico heißt es: Bravo, Bravissimo, und da klatscht man, daß einem die Finger brennen. – Was mich am meisten [23] bei der Sache ärgert, ist, daß die Herren Franzosen ihren Goût nur in so weit verbessert haben, daß sie nun das Gute auch hören können. Daß sie aber einsähen, daß ihre Musik schlecht sei – ei bei Leibe! – und das Singen! – oimè! – Wenn nur keine Französin italienische Arien sänge, ich würde ihr ihre französische Plärrerei noch verzeihen; aber gute Musik zu verderben, das ist nicht auszustehen.


Auf dieses erwiederte der Vater Mozart gleich einem Orakel:


Salzburg, den 12. April 1778.


Mein lieber Wolfgang, ich erfreue mich von Herzen, daß Du schon Arbeit hast; nur ist es mir leid, daß Du mit der Composition der Chöre so sehr hast eilen müssen: eine Arbeit, die doch, um sich Ehre zu machen, seine Zeit erfordert; ich wünsche und hoffe, daß sie Beifall finden. Mit der Opera wirst Du Dich wohl nach dem Geschmacke der Franzosen richten. Wenn man nur Beifall findet und gut bezahlt wird, das Uebrige hole der Plunder! Wenn Du mit der Opera gefällst, so wird bald etwas in Zeitungen sein, das möchte ich mit der Zeit wünschen, dem Erzbischof zum Trotze. Die Sinfonie concertante möchte ich mit diesen braven Leuten hören. Wenn Du könntest ein gutes Clavicord, wie das unserige, in Paris für Dich auftreiben, das würde Dir wohl lieber und anständiger sein, als ein Flügel. Daß die Franzosen ihren Gusto noch nicht ganz geändert haben, höre ich nicht gern: allein, glaube mir, es wird doch nach und nach geschehen, denn es ist keine kleine Sache, eine ganze Nation umzuschmelzen. Es ist schon genug, daß sie das Gute auch hören können, sie werden nach und nach auch den [24] Unterschied merken. Ich bitte Dich, höre nur, bevor Du für's Theater schreibst, ihre Opern, und was ihnen sonderheitlich gefällt. Nun wirst Du ein ganzer Franzose werden, und hoffentlich bedacht sein, den wahren Accent der Sprache Dir anzugewöhnen. Ich und die Nannerl sind Gott Lob gesund, und ich bin nun jetzt außer aller Sorge und recht vergnügt, da ich weiß, daß unser bester Freund, Baron v. Grimm, sich Deiner annimmt, und Du an dem Platze bist, der Dich durch Deinen Fleiß, der Dir angeboren ist, von dort aus in der ganzen Welt in großen Ruhm bringen kann. Wenn ich mich nicht so viel für Euch zu sorgen habe, dann bin ich gesund: und Du kennst mich, ich halte Alles auf Ehre und Ruhm. Du hast Dir solchen in der Kindheit erworben – das muß nun so fort gehen. – Das war allezeit und ist immer meine Absicht; dieß sind nun Deine Jahre, die Du für Dich und für uns Alle benutzen mußt. Gott erhalte Euch Beide nur gesund. Mache von mir und der Nannerl unsere Empfehlungen an Herrn Baron v. Grimm, an Mr. und Mad. Noverre, an Mad. Genomai, Mselle. d'Epinay, Mr. Wendling, Mr. Raff, Mr. Cossec etc.

[Leopold Mozart.]


Grimm wollte Mozart der Prinzessin von Bourbon in's Gedächtniß zurückrufen, die ihn als Kind gekannt hatte. Er übergab ihm zu diesem Behufe ein Empfehlungsschreiben an die Herzogin von Chabot, eine der Damen der Prinzessin. Der Brief wurde übergeben und Mozart auf acht Tage später beschieden. Am bezeichneten Tage fand er sich ein. Es scheint sehr [25] kalt gewesen zu sein, denn er schreibt darüber: »Ich mußte eine halbe Stunde in einem eiskalten, ungeheizten und ohne Kamin versehenen großen Zimmer warten. Endlich kam die D. Chabot mit größter Höflichkeit, und bat mich, mit dem Clavier vorlieb zu nehmen, indem keines von den ihrigen zugerichtet sei, ich möchte es versuchen. Ich sagte, ich wollte von Herzen gern Etwas spielen, aber jetzt sei es unmöglich, indem ich meine Finger nicht empfinde vor Kälte, und bat sie, sie möchte mich doch wenigstens in ein Zimmer, wo ein Kamin mit Feuer sei, führen lassen. ›O oui, Monsieur, vous avez raison.‹ Das war die ganze Antwort. Dann setzte sie sich nieder und fing an eine ganze Stunde zu zeichnen en compagnie anderer Herren, die alle in einem Cirkel um einen großen Tisch herumsaßen. Da hatte ich die Ehre, eine ganze Stunde zu warten. Fenster und Thüren waren offen, ich war nicht allein in Händen, sondern im ganzen Leibe und Füßen kalt, und der Kopf fing mir auch gleich an weh zu thun. Da war alsoaltum silentium, und wußte nicht, was ich so lange vor Kälte, Kopfweh und Langerweile anfangen sollte. Oft dachte ich mir, wenn's mir nicht um Mr. Grimm wäre, so ging ich den Augenblick wieder weg. Endlich, um kurz zu sein, spielte ich auf dem elenden miserabeln Pianoforte. Was aber das Aergste war, daß die Madame und alle die Herren ihr Zeichnen keinen Augenblick unterließen, sondern immer fortmachten, und ich also für die Sessel und Tisch und Mauern spielen mußte. Bei diesen so übel bewandten Umständen verging mir die Geduld – ich fing also die Fischer'schen Variationen an, spielte die Hälfte und stand auf – da waren eine Menge Eloges. Ich aber sagte, was zu sagen ist, nämlich daß ich mir mit diesem Clavier keine Ehre machen könnte, und mir sehr lieb sei, einen andern Tag zu wählen, wo ein besseres Clavier da wäre. Sie [26] gab aber nicht nach, ich mußte noch eine halbe Stunde warten, bis ihr Herr kam. Der aber setzte sich zu mir und hörte mit aller Aufmerksamkeit zu, und ich – ich vergaß darüber alle Kälte, Kopfweh, und spielte ungeachtet dem elenden Clavier so – wie ich spiele, wenn ich guter Laune bin.«

Mir scheint die naive Art des Berichtes unter mehr als einem Gesichtspunkte ein helles Schlaglicht auf den Charakter Mozart's zu werfen. Noch nie war ihm wahrscheinlich eine solche Aufnahme zu Theil geworden. Man läßt ihn wie einen Lakaien warten, sagt ihm kein Wort über die Veranlassung seines Besuches, sondern deutet nur mit dem Finger nach einem Meubel im Zimmer, das ein Clavier vorstellt. Man schien ihm damit andeuten zu wollen: Sie verstehen doch Nichts als dieß; gehen Sie dorthin, während wir uns mit anderen Dingen beschäftigen wollen. Er beklagt sich über die Kälte; man verlacht ihn und läßt ihn sich erkälten. Und zu was für einer Zeit nahm sich Frau v. Chabot heraus, einen berühmten Künstler auf solche Art zu behandeln? zu einer Zeit, in welcher der Adel in Frankreich stolz darauf war, sich Gelehrten und Künstlern beizugesellen, Kren Ruhm er thörichter Weise theilen wollte, und die lächerlichen Ansprüche machte, diesen durch ein vierzeiliges Verschen, ein Pastellbildchen oder ein Liebchen sich anzueignen. Man denke sich einen französischen Musiker von Ruf an Mozart's Stelle, und stelle sich die in höflicher Form vorgebrachten epigrammatischen Redensarten, die ehrerbietigen Sarkasmen vor, mit denen die Frau Herzogin ihre Unverschämtheit hätte abbüßen müssen. Ein anderer deutscher Musiker hätte ihr seine Meinung weniger höflich gesagt, oder hätte ihr, ohne ein Wort zu verlieren, den Rücken gekehrt. Und Mozart, der unter allen Menschen das geringste Talent zum Hofmanne besaß, Mozart, der eine so hohe Meinung von [27] der Würde der Kunst und ein so lebhaftes Gefühl von seiner persönlichen Würde hatte, was thut er, als er sich wie einen musikalischen Automaten behandelt sieht? Er wartet eine Stunde lang geduldig. Was verhinderte ihn wegzugehen, oder eines jener schneidenden Worte hören zu lassen, die er selbst Souverainen nicht schenkte, wenn er glaubte, daß sie es verdient hätten? Befürchtete er, der Herzogin zu mißfallen; war ihm bange, der Audienz und des Geschenkes der Prinzessin von Bourbon verlustig zu gehen? Nein, Mozart schluckt die Beleidigung hinunter, weil er seinen Freund Grimm zu betrüben oder zu compromittiren fürchtet. Einen jener Gründe vorzuschützen, die Niemanden fehlen, wenn man eine Gesellschaft verlassen will, die einem mißfällt, ein so einfaches Mittel, die Rücksichten, die man der Freundschaft schuldet, mit den Pflichten gegen sich selbst in Einklang zu bringen, kam entfernt nicht in seinen Sinn. Jede Art von Lüge, selbst wenn sie unter dem verführerischen Gewande einer unschuldigen List sich ihm aufdrängte, und wenn das Verbergen der Wahrheit fast unumgänglich nothwendig wird, verschmähte seine reine Seele. Der Ausgang dieses Abenteuers ist aber noch charakteristischer. Man weiß, was in der Regel die Eigenliebe eines Künstlers zu bedeuten hat. Die Herren Künstler sind an dieser Stelle so leicht verwundbar, daß ein abgemessenes Lob, ein Compliment ohne Uebertreibung, eine Vergleichung, die man für schmeichelhaft für sie hält, sie zuweilen wie eine offenbare Beleidigung verletzen können. Sie besitzen namentlich ein sehr getreues Gedächtniß für Leute, die ihnen nicht mit der Aufmerksamkeit zugehört haben, wie sie sie erwarteten. Es ist sehr schwer, oft unmöglich, dieses Versehen bei ihnen wieder gut zu machen. Hier haben wir nun einen Künstler, der in der guten Meinung von sich keinem andern seiner Genossen nachsteht, indem er sich! für[28] einen Menschen ohne seinesgleichen hält, und nur darin sich unterscheidet, daß er sich über diesen Punkt weniger täuscht, als viele Andere. Dieser Künstler wird auf alle Arten grausam gedemüthigt, und zu dem moralischen Dulden, dem er sich unter werfen muß, gesellt sich noch physisches Unbehagen. Gewiß hatte er alle Ursache zu grollen; aber da kommt Jemand, der Vergnügen daran zu finden scheint, den Künstler zu hören, und der Künstler vergißt sein Unbehagen, ja selbst die Beleidigungen, die ihm seit zwei Stunden zu Theil werden, und setzt sich zum Spiele an einem schlechten Spinet nieder und spielt, wie wenn er es that, wenn er in bester Laune war. Erkennt man darin nicht ein Kind vom glücklichsten Naturell, das ungerecht gezüchtigt, zwischen seine Thränen hindurch, dem nächsten besten Vorübergehenden zulächelt, der es liebkost. Hiebei muß ich bemerken, daß das Vergnügen, seine Zuhörer zu fesseln, bei Mozart weit mehr eine Sache des Gefühles, als der Eigenliebe war. Es war dieß, wie wir an anderer Stelle sehen werden, eine Folge von seiner Leidenschaft für die Musik, die ihm selbst mehr Genuß machte, wenn er Anderen welchen verschaffte. Er sagt in demselben Briefe auch: »Geben Sie mir das beste Clavier von Europa, jedoch Leute von Zuhörern, die nichts verstehen oder doch nichts verstehen wollen, und die mit mir nicht empfinden, was ich spiele, so werde ich alle Freude verlieren.«

Unter allen jungen Reisenden, welche Neugierde oder Geschäfte je nach Paris führten, gibt es vielleicht keinen, den die Freuden dieses Ortes schneller und mehr anekelten, als Mozart. Die Pariser Sitten sagten seiner deutschen Geradheit nicht zu; er fand die Franzosen weit weniger liebenswürdig, als sie es vor fünfzehn Jahren waren; ihr Nationalcharakter schien ihm voller Fehler, die, als in einer Hauptbeschwerde gegen sie zusammenlaufend, sich [29] in dem kurzen Satze aussprechen ließen: daß die Franzosen die Musik nicht verstünden. Es gab Alles in Paris, außer einer Oper, in der gesungen wurde und einem Publikum, das keine Ohren von Horn hatte; für Mozart gab es also nichts. Häufige und energische Klagen verrathen die Unbehaglichkeit, die er fühlte. So schreibt er unter Anderm: »Wenn hier ein Ort wäre, wo die Leute Ohren hätten, Herz, zu empfinden, und nur ein wenig Etwas von der Musik verständen und Gusto hätten, so würde ich von Herzen zu allen diesen Sachen lachen, aber so bin ich unter lauter Vieher und Bestien (was die Musik anbelangt). Wie kann es aber anders sein? Sie sind ja in allen ihren Handlungen, Leidenschaften und Passionen auch nicht anders – es gibt ja keinen Ort in der Welt, wie Paris. Sie dürfen nicht glauben, daß ich ausschweife, wenn ich von der hiesigen Musik so rede. Wenden Sie sich, an wen Sie wollen – nur an keinen geborenen Franzosen – so wird man Ihnen (wenn es Jemand ist, an den man sich wenden kann), das Nämliche sagen. Nun bin ich hier. Ich muß aushalten, und das Ihnen zu Liebe. Ich danke Gott dem Allmächtigen, wenn ich mit gesundem Gusto davon komme. Ich bitte alle Tage Gott, daß er mir die Gnade gibt, daß ich hier standhaft aushalten kann, daß ich mir und der ganzen deutschen Nation Ehre mache, und daß er zuläßt, daß ich mein Glück mache, brav Geld mache, damit ich im Stande bin, Ihnen dadurch aus Ihren dermaligen betrübten Umständen zu helfen, und daß wir bald zusammen kommen und glücklich und vergnügt mit einander leben können.«

Die französische Sprache, welche Mozart so ziemlich geläufig sprach, war ihm unausstehlich, weil sie, wie Jedermann weiß, die wenigst singbare in Europa ist. »Wenn ich eine Oper schreiben soll, werde ich viele Widerwärtigkeiten zu bekämpfen haben; [30] allein das macht wir keine Sorgen, weil ich schon daran gewöhnt bin. Aber daß diese verdammte französische Sprache so hundsföttisch für die Musik ist, das ist zum Verzweifeln! Das Deutsche ist im Vergleiche mit ihr noch göttlich. Und die Sänger, mein Gott, die Sänger! Man sollte sie gar nicht Sänger heißen, denn sie singen nicht, sie schreien und heulen, daß einem die Ohren gellen.« Wenn Mozart ein Freund der Complimente gewesen wäre, so hätte er in Paris ihrer überdrüssig werden können, wo man ihm seine Besuche häusig nur mit dieser falschen Münze bezahlte. »Die Leute bestellen mich auf den und den Tag, da spiele ich, dann heißt es: O, c'est un prodige, c'est inconcevable, c'est étonnant! und hiemit Adieu!« (O, es ist ein Wunder, es ist unfaßlich, es ist erstaunlich!)

Trotz dem Entschlusse, den Mozart gefaßt hatte, sich nicht um Unterricht zu bewerben und seinen äußersten Widerwillen gegen den Stand eines Musiklehrers, nahm er doch drei Schüler an, unter welchen er die Tochter eines Herzogs von Guines namentlich anführt. Dieser Herzog blies die Flöte vortrefflich, und das junge Fräulein spielte die Harfe nicht minder gut. Der Vater wünschte, daß sie die Composition studiren möchte. Seine Anforderungen waren aber in dieser Hinsicht außerordentlich bescheiden. Ich will, sagte er zu Mozart, aus meiner Tochter keine große Componistin machen; sie soll keine Opern, keine Arien, keine Conzerte, keine Symphonieen, sondern nur große Sonaten für ihr Instrument, wie ich für das meinige, schreiben. Schon nach vier Lectionen gab der Lehrer seiner Schülerin das glänzende Zeugniß, daß sie die Regeln leicht fasse, daß sie den Baß richtig unter ein Menuet gesetzt habe, von dem er ihr die Melodie angegeben habe, und daß sie bereits dreistimmig zu schreiben anfange. Das war allerdings für vier Lectionen sehr viel, und ein anderer Lehrer [31] hätte über solche Fortschritte laut in die Posaune gestoßen. Mozart aber verzweifelte an Fräulein von Guines. »Sie hat keine Gedanken, schreibt er von ihr, es kommt Nichts. Ich habe es auf alle mögliche Art mit ihr probirt; unter Anderm kam mir auch in den Sinn, einen ganz simpeln Menuet aufzuschreiben, und zu versuchen, ob sie nicht eine Variation darüber machen könnte. – Ja, das war umsonst. – Nun dachte ich, sie weiß nicht, wie und was sie damit anfangen soll. – Ich fing also nun den ersten Tact an zu variiren, und sagte ihr, sie solle so fortfahren und bei der Idee bleiben – das ging endlich ziemlich. Wie das fertig war, so sprach ich ihr zu, sie möchte doch selbst Etwas anfangen, – nur die erste Stimme, eine Melodie – ja, sie besann sich eine ganze Viertelstunde – und es kam Nichts. Da schrieb ich also vier Tacte von einem Menuet und sagte zu ihr: ›Sehen Sie, was ich für ein Esel bin; jetzt fange ich den Menuet an, und kann nicht einmal den ersten Theil zu Ende bringen, haben Sie doch die Güte und machen Sie ihn aus. Das glaubte sie unmöglich. Endlich mit vieler Mühe – kam Etwas an den Tag. Wenn die Gedanken ihr nicht kommen, und bis jetzt ist ihr noch keiner gekommen, so weiß Gott, daß ich ihr keine geben kann.‹ Vater Mozart, der gerade die Eigenschaften in hohem Grade besaß, die seinem Sohne gänzlich fehlten, vor Allem die Geduld, jene erste Tugend eines Musiklehrers, sodann die Kunst, Menschen und Umstände sich zu Nutzen zu machen, machte Wolfgang ernstliche Vorstellungen über die Ungereimtheit seiner Ansprüche. ›Du hast der Mademoiselle des Herzogs erst die vierte Lection gegeben, schreibst Du, und Du willst, daß sie schon selbst Gedanken aufschreiben soll? Meinst Du, alle Leute haben Dein Genie?‹ Noch mehr verwunderte sich aber der Vater darüber, wie ein junger Mann, der sein Glück in Paris zu machen [32] suche, und dem das Glück zu Theil wurde, von dem Herzoge von Guines gekannt und geschätzt zu sein, nichts von der großen Gunst wissen sollte, in der dieser bei'm Könige stehe; ein Umstand, den man durch die Zeitungen selbst in Salzburg wisse! ›Das Fräulein hat keine Gedanken! dagegen besitzt sie ein außerordentliches Gedächtniß4. Nun, mit Hilfe einer gewandten Anleitung wird es leicht werden, sie stehlen, oder höflich, appliciren zu lassen.‹ Wie groß wird das Vergnügen des Vaters sein, wenn er die Compositionen seiner Tochter, von ihr selbst gespielt, hören wird! Kann dieser einflußreiche Mann dem Lehrer etwas abschlagen, der ihm einen solchen Genuß verschaffte; müssen nicht alle Wege zum Ruhme und Glücke sich diesem glücklichen Meister eröffnen?«

Leopold Mozart hoffte, daß die Pforten der königlichen Akademie der Musik, die auch für Gluck und Piccini die zu dem Tempel des Ruhmes gewesen waren, sich bald seinem Sohne öffnen müßten. Dort mußte die große Feuerprobe bestanden werden, deren glücklichen Erfolg man sich durch alle erdenkbare Vorsicht sichern mußte. Der kluge, umsichtige Greis vergaß keine. »Studire den Geschmack der Nation,« drückt er sich aus; »höre ihre Opern; ich kenne Dich; es gibt Nichts, was Du nicht nachzuahmen verstehst. – Uebereile Dich nicht im Schreiben; überlege die Materie wohl; durchlies die Poesie mit Baron Grimm und wegen der Expression der Affecte verständige Dich mit Noverre. Entwirf zuerst Skizzen und lege sie ihnen vor. Jedermann macht es so. Voltaire liest seine Stücke seinen Freunden vor. – Namentlich im Gesange mußt Du Dich nach dem Geschmacke der Nation richten. Durch Deine Modulation und Stimmensetzung kannst Du [33] Deine Arbeit erheben und sie von der Anderer unterscheiden. Wenn man nur Beifall findet und Geld verdient, so mag der Teufel das Uebrige haben.« Es gibt Rathschläge, die gut gemeint sein können, die man aber besser nicht befolgt, je nach der Person, von der sie kommen oder an den sie gelangen; die des alten Mozart, so richtig sie an und für sich waren, durften kein Gehör finden, wenigstens nicht alle. Unser Heros, der bereits für die nahe bevorstehende Composition des Idomeneo reif war, legte doch etwas mehr Werth auf das Uebrige, das glücklicher Weise der Teufel nicht holte. Für dieses Mal sollten aber die väterlichen Rathschläge aus einem andern Grunde überflüssig werden. Mozart schrieb in Frankreich keine Oper. Ich bin außer Stande, mit Bestimmtheit die Klippe anzugeben, an welcher seine innigste Hoffnung trotz der directen Vermittelung Noverre's, des Einflusses und der dienstfertigen Freundschaft Grimm's und mehrerer anderer bedeutender Protectionen scheiterte. Die Briefe theilen uns über diesen Punkt beinahe nichts mit. Nachstehende Stellen allein beziehen sich darauf. »Man findet sehr schwer ein gutes Poëme; die alten, welche die besten sind, sind nicht auf den modernen Styl eingerichtet, und die neuen sind alle nichts werth; denn die Poesie, welche das Einzige war, worauf die Franzosen stolz sein können, wird jetzt alle Tage schlechter, und die Poesie ist eben das Einzige hier, was gut sein muß, weil sie die Musik nicht verstehen. – Es sind nur zwei Opern, die ich schreiben könnte, eine en deux actes, die andereen trois actes. Die en deux actes ist Alexandre et Roxane – der Poet aber, der sie schreibt, ist noch in der Campagne. Die en trois actes ist Demophon (von Metastasio) übersetzt und mit Chören und Tänzen vermischt, und überhaupt für das französische Theater arrangirt, von dieser habe ich auch noch nichts sehen können.« Warum componirte [34] Mozart Demophon nicht; warum war es ihm nicht möglich, sich das Libretto zu verschaffen? Wir wissen es nicht, und die Briefsteller scheinen es ebenfalls nicht zu wissen. Wie sie, müssen wir uns also auf Vermuthungen beschränken.

Der Leser wird nicht vergessen haben, daß Mozart gleich bei seiner Ankunft in Paris den Auftrag erhalten hatte, die Chöre eines Miserere von Holzbauer zu überarbeiten und eine Symphonie-Concertante für Flöte, Oboe, Fagot und Waldhorn zu schreiben. Er wird sich ebenfalls erinnern, daß die erstere Arbeit Gossec's Beifall erhielt; die zweite wurde von den Künstlern, für die sie bestimmt war, bis in die Wolken erhoben. Als aber der Tag erschien, an welchem das Miserere aufgeführt werden sollte, stand Mozart's Name nicht auf dem Anschlagzettel, und von vier neu componirten Chören ließ man die zwei schönsten weg, so daß der Componist, den man so sehr gedrängt und für diese Arbeit so zu sagen an die Kette gelegt hatte, ein mühsames Geschäft umsonst gethan sah. Die Symphonie-Concertante hatte ein noch viel unglücklicheres Geschick, denn sie wurde gar nicht ausgeführt. Mozart hatte die Partitur Le Gros zugestellt, damit er sie dem Copisten übergäbe. Einige Tage hernach sah er sie noch auf dem Tische des Direktors liegen und endlich am Abende vor dem Conzerte, als er sie nicht mehr fand, suchte er nach ihr und entdeckte sie unter einem Stoße Notenhefte. Erstaunt über diese Nachläßigkeit begab sich Mozart, ohne sich jedoch seinen Verdruß anmerken zu lassen, zum Direktor und fragte ihn, ob er seine Symphonie zum Abschreiben gegeben habe, worauf dieser, ohne eine weitere Entschuldigung hinzuzufügen, erwiederte: »nein, ich habe es vergessen.« Man hatte noch zwei Tage Zeit, in denen man dieses auffallende Vergessen wieder gut zu machen im Stande gewesen wäre. Mozart, der nicht wußte, was er von einer so [35] lakonischen Antwort denken solle, begab sich frühzeitig in's Conzert, als Punto und Ramm hitzig auf ihn zukamen und fragten, warum die Symphonie vom Programm ausgestrichen worden wäre. »Das weiß ich nicht,« erwiederte Mozart, »das ist das Erste, was ich höre.« In dem Briefe an seinen Vater fügt er hier noch bei: »Ich glaube, da ist der Cambini, ein welscher Maestro hier, Ursache; denn diesem habe ich unschuldiger Weise die Augen in der ersten Zusammenkunft bei'm Le Gros ausgewischt. Er hat Quartetti gemacht, wovon ich eines zu Mannheim gehört habe, die recht hübsch sind, und die lobte ich ihm dann, und spielte ihm den Anfang; da waren aber der Ritter, Ramm und Punto, die ließen mir keinen Frieden, ich möchte fortfahren, und was ich nicht weiß, selbst dazu machen. Da machte ich es denn also so, und Cambini war ganz außer sich, und konnte sich nicht enthalten zu sagen: Questa è una gran testa! (das ist ein großer Kopf!) Nun, das wird ihm also nicht geschmeckt haben.« Das Verfahren Le Gros gegen einen jungen Compositeur, dessen Talente und guten Willen er nicht mißkennen konnte, erscheint allerdings sehr auffallend; ist es aber wohl wahrscheinlich, daß ein bewährter Musiker, der Director des Conzert spirituel, die Interessen dieses berühmten Instituts, die auch die seinigen waren, einzig darum auf die Seite gesetzt habe, um sich einem Signor Cambini gefällig zu erweisen, den er zum ersten Male sah? Ein Mann von Ueberlegung, was unser Mozart keineswegs war, hätte bald die Nichtigkeit dieser Vermuthung eingesehen. Leopold Mozart theilte sie wenigstens durchaus nicht. Der alte Diplomat sah in dem zweideutigen Benehmen des Directors ein verdecktes Spiel, welches weit einflußreichere Personen, als der Maestrino Cambini eine war, gemischt hatten. Die Musiker, welche einträgliche Stellen inne hatten und in der Gunst des Publikums standen, Leute von [36] großem Rufe, die Piccini, Gretry5, diese mußten Mozart fürchten; diese mußten darauf hinarbeiten, ihm alle Wege zu versperren. Das war eine viel wahrscheinlichere Voraussetzung schon an und für sich, welcher aber ein auffallender Umstand einen noch viel höheren Grad von Wahrscheinlichkeit verleiht. Während der sechs Monate, welche Mozart in Paris zubrachte, findet man nirgends, daß er auf irgend eine Art mit Gretry und Piccini in Berührung gekommen wäre. Beide mußten ihn aber doch kennen; sie hatten gewiß von dem musikalischen Wunder sprechen gehört, das vor fünfzehn Jahren ganz Paris angezogen hatte. Auf ihrer ersten Reise nach Italien hatten Vater und Sohn Piccini sogar besucht. Warum vermieden also diese beiden Herren, statt die Bekanntschaft eines so ausgezeichneten Genossen zu suchen oder zu erneuern, denselben im Gegentheile so geflissentlich, daß sie ihn nirgends trafen. Uebrigens weiß man, daß Gretry Mozart nicht liebte, was aus der lächerlichen Distinction hervorgeht, die er später zwischen diesem und Cimarosa aufstellte. Cimarosa, sagt er, stellt die Statue auf die Bühne und das Fußgestell in's Orchester. Mozart stellt die Statue in's Orchester und das Fußgestell auf die Bühne. Es glückt manchmal gewissen Aussprüchen, wenn sie aus dem Munde eines in Ansehen Stehenden kommen, daß sie allgemein bekannt werden, Beifall finden, ja sogar zu einer Art von Autorität gelangen, bis es endlich Einem in den Kopf kommt, den wahren Sinn derselben zu prüfen. Dann erstaunt man, daß der Kern dieser sententiösen Phrase nichts als eine große Albernheit, einirish bull (widersinniges Zeug) in des Wortes weitester Bedeutung war. Dieser Art ist die gegebene Metapher Gretry's in ihrem Gegensatze. Man könnte sie nicht [37] ganz verwerfen, oder vermöchte sie wenigstens zu begreifen, wenn sie sich auf gewisse Opern der jetzigen Zeit bezöge, in welchen augenscheinlich die Stimmen dem Orchester zum Opfer gebracht werden. Was sollen aber Statue und Fußgestell im Gegensatze, Mozart gegenüber, bedeuten, dem singbarsten der Componisten, dessen Vocalmelodieen sich dem Ohre am tiefsten einprägen und am besten darin verbleiben, weil es im Allgemeinen keine natürlichere, klarere und ausdrucksvollere gibt.

Daß Mozart in Paris eine Menge geheime und offene Feinde unter seinen Kunstgenossen gefunden, scheint allerdings wahrscheinlich; daß eine eifersüchtige, ihm unsichtbare Hand, ihn vom Theater ausgeschlossen habe, darf man ebenfalls mit vieler Zuversicht annehmen; aber nachdem ich die Vermuthungen erwähnt habe, die man darüber in Paris und Salzburg aufstellte, halte ich es für nothwendig, einige Betrachtungen hinzuzufügen. Wir scheint es, daß man, ohne Jemanden persönlich zu beschuldigen, durch allgemeine Ursachen und auf eine viel befriedigendere Art die Gründe zu erklären im Stande ist, warum Wolfgang den Zweck seiner letzten Reise nach Frankreich verfehlte und verfehlen mußte. Die Journale und andere Documente aus jener Zeit beweisen vor Allem durch ihr Stillschweigen sehr klar, daß Mozart damals gar kein Aufsehen erregte, während bei seiner ersten Anwesenheit Jedermann mit Begeisterung von ihm sprach. Sollten die Franzosen von 1763 bessere Musiker, als die von 1778 gewesen sein? Durchaus nicht; sie hatten im Gegentheile einige Fortschritte gemacht, wenigstens in der Conzertmusik; sie bewegten sich bereits vorwärts, aber so langsam, daß man es fast nicht gewahr wurde, so daß der Unterschied zwischen den beiden Epochen in dieser Beziehung beinahe Null war. Aber es war ein sehr großer Unterschied vorhanden, der Mozart selbst betraf. Was sah man, [38] ich sage nicht, hörte man, im Jahre 1763? Einen kleinen Jungen, der aus dem Claviere die außerordentlichsten und überraschendsten Kunststücke ausführte, über einer Serviette spielte und die Geschicktesten zu Schanden machte. Dann sang er herrliche Arien mit einer Stimme, die nicht viel mehr als gar keine war; überhaupt war er das anmuthigste, best abgerichtete Geschöpf. Dieß Alles zusammen mußte in Paris anziehen. Hof und Stadt wollten den Kleinen sehen, der für sein Alter so Vieles konnte; man überhäufte ihn mit Geschenken und Liebkosungen; man feierte ihn in Versen und Prosa; man verfertigte sein Bild, wie man später das der Giraffe machte, deren Berühmtheit in unseren Tagen der seinigen wenigstens gleich kam; und um diesem Bilde noch mehr Charakter zu geben, malte man auch seinen Führer mit seiner Violine in der Hand dazu. Unter welcher Veränderung nun zeigte sich fünfzehn Jahre später ein so sehenswerthes und unterhaltendes Ding wieder? Unter der Gestalt eines übelsichtigen, kleinen, schwächlichen, jungen Mannes, der sehr schlecht (französisch) sprach, kaum zu grüßen verstand, Niemanden Artigkeiten sagte und nichts als ein Talent für sich hatte, das das französische Publikum nicht mehr zu beurtheilen verstand, und im Bewußtsein dessen der Künstler es unter seiner Würde gehalten hätte, zur Intrigue seine Zuflucht zu nehmen, selbst wenn er gewußt hätte, was intriguiren sei. Dieß Alles zusammen konnte in Paris nicht anziehen. Mozart fühlte selbst, daß er durchaus am unrechten Orte sei. Man kann keinem Volke, das in eine Art musikalischer Barbarei versunken ist, mit Erfolg die vereinten Schätze aller musikalischen Schulen bieten. Wenn die Franzosen nur unwissend gewesen wären, so möchte es noch hingegangen sein; man hätte sie belehrt; denn Unwissenheit ist in allen Dingen unser natürlicher Anfangspunkt; aber ihr Geschmack war durch ein System [39] lyrischer Declamation durchaus verdorben, das sie mit Trugschlüssen vertheidigten und an welchem ihre National-Eitelkeit hing, für sie das stärkste aller Bande. Ihre Ohren waren unwiederbringlich durch das abscheuliche Schreien ihrer Sänger verdorben; alle Elemente ihrer intellectuellen und socialen Existenz jener Zeit enthielten eben so viele Principien des Todes für die wahre, höhere Musik. Gottlose Charlatanerie in den Häuptern der Literatur und systematische Unmoralität unter den Menschen der großen Welt; bedauernswürdige Unkenntniß fremder Sprachen und Literatur; Verachtung aller edlen Glaubenssätze, aller beständigen Neigungen, selbst der Liebe, wenn es sich nicht gerade um die handelte, von welcher Buffon spricht; kurz Unglauben, Frivolität, Halbwissen dienten den Sitten und Meinungen zur Richtschnur. Meine Absicht kann natürlicher Weise nicht dahin gehen, die zahllosen Tiraden gegen das Frankreich des achtzehnten Jahrhunderts zu vermehren, sondern ich berühre die nur zu bekannten Wahrheiten, wegen der zufälligen, aber sehr wichtigen Einwirkung, die sie auf meinen Gegenstand übten. Der Geist der Philosophie wirkte wie ein Pesthauch auf die schönen Künste, namentlich auf die Musik. Denn wenn Jemand behauptet, nicht an Gott zu glauben, wenn, bei der Betrachtung der großen Scenen der Natur, der Geist nur chemische Zusammensetzungen herausfindet und nicht zugleich von der erhabenen und religiösen Poesie durchdrungen wird, der sie belebt, mit einem Worte: wenn die Ueberzeugung jede Wahrheit zurückweist, die nicht mathematisch sich erweisen läßt, so frage ich, was vermag einem solchen Menschen die Musik zu sagen, sie, die gar nichts beweist.

Ich sehe einen Einwurf voraus, der nicht ausbleiben kann. Man wird mir sagen, daß Gluck, der ein sehr großer dramatischer Compositeur war, und Piccini, der auch sehr viel Talent [40] besaß, ihren Ruf vorzugsweise dem Beifalle der Pariser und gerade der Epoche verdankten, von der die Rede ist. Das ist vollkommen richtig; was soll aber daraus geschlossen werden? Etwa, daß Mozart, wenn er in Paris geblieben wäre, derselbe Beifall und dieselben Triumphe zu Theil geworden wären? Nie, und um sich davon zu überzeugen, braucht man nur die Geschichte des berühmten Streites zwischen der Ecke des Königs und der Ecke der Königin6 nachzuschlagen und sich den ungeheuren Unterschied zwischen Mozart und den beiden Componisten zu vergegenwärtigen, deren Nachfolger er geworden wäre. Im Allgemeinen lieben die Franzosen die Musik wie viele junge Leute das Tanzen lieben, das heißt als Mittel und Gelegenheit, und nicht als Zweck. Sie wollen viel lieber über Musik sprechen, schreiben und streiten, als welche machen und hören. Zweierlei Meinungen lagen damals im Kampfe, wovon die eine unter das nationale Banner Lully's und Rameau's, die andere unter die ausländische Fahne Pergolese's sich reihten. Man klagte sich gegenseitig der Unwissenheit an, und weil bei dem einen, wie bei dem andern Theile dieser Vorwurf nur zu gegründet war, so gingen einige Literaten einen Schritt weiter, und bewiesen, daß, um Musik zu beurtheilen, man sie durchaus nicht zu verstehen nothwendig habe. Was läßt sich nicht Alles beweisen! Diese Lehre, welche seitdem stets Beifall gefunden, wurde von einer Menge Volontairs, die weder Kenner, noch Liebhaber waren, mit Freudengeschrei aufgenommen, welche nun die Reihen der beiden Heere verstärkten; so sehr ist die Kriegslust der Franzosen fortwährend bereit, sich Luft zu machen. Die elegante, wie die gelehrte Welt nahm ebenfalls an dem Streite [41] Theil. Während dem langte Gluck in Paris an, und gleich nach ihm kam Piccini. Ersterer wurde vom Hofe und besonders von Marie Antoinette begünstigt, deren Lehrer er gewesen war. Um den zweiten schaarten sich die berühmten Literaten und Alle, welche im Rufe standen, feine Kenner zu sein. Gluck und Piccini wurden auf diese Art, und ohne es zu wollen vielleicht, die Repräsentanten, oder vielmehr die Instrumente der Krieg führenden Meinungen. Gluck's Musik wurde als die vervollkommnete französische Musik betrachtet, was sie auch in der That ist. Zu Parteiführern erhoben, durften unsere Musiker versichert sein, Glück zu machen; doch ich drücke mich unrichtig aus, denn dadurch war ihr Glück bereits gegründet, welcher Art auch immer der innere oder vergleichsweise Gehalt ihrer Partituren hätte sein mögen. Das war im Grunde das Wenigste, um was man sich kümmerte. Man hatte Veranlassung sich zu streiten, Epigramme zu schleudern, sich fortwährend Sarkasmen und Schmähungen an den Kopf zu werfen; man konnte sprechen, viel sprechen, fortwährend sprechen, ohne genöthigt zu sein, sich zu verständigen. Das war die Hauptsache. In Frankreich, wo so viele Leute Geist haben oder Jedermann welchen haben möchte, ist die Lage derer, denen es daran fehlt (und diese bilden unglücklicher Weise überall die Mehrzahl), in der That sehr schlimm. Von einer Eitelkeit geplagt, die schon lange in Europa sprichwörtlich geworden ist, fühlen sich die Franzosen im höchsten Grade unbehaglich, wenn sie keinen Gegenstand haben, durch den sie diese vorherrschende Neigung befriedigen können. Aus diesem Grunde haben die Factionen und Parteien stets in Frankreich sich schnell vermehrt. Die Mittelmäßigkeiten und Nullitäten fallen ihnen in Masse und mit Leib und Seele zu. Wenn man Parteimann ist, hat man wenigstens eine Zahl; der hohlste Kopf zählt unter feinen Brüdern [42] und Freunden, wie er unter einer Heerde Schafe auch zählen würde. Man kann sich unter diesen Umständen wohl denken, mit welchem heißhungerigen Eifer ganze Haufen Müssiger, die unter ihrem Nichts erlagen, sich einer Controverse zuwandten, die ihnen die Aussicht eröffnete, Etwas zu werden, indem sie sich entweder zu Gluckisten oder Piccinisten machten. Ihre Thor heit hatte dieß Mal wenigstens die gute Folge, daß sie zwei Künstlern Ehre und Geld eintrug, die vielleicht ohne eine andere Unterstützung, als die ihres Talents, weder die eine noch das andere erlangt hätten.

Offenbar konnten die oben erzählten Umstände sich für Mozart nicht wieder erzeugen. In den damals einflußreichsten Klassen fehlten ihm die Beschützer, ich meine damit die Hofleute und die Schriftsteller. Es gab weder Klassen, noch Individuen, deren Eigenliebe es erheischt hätte, Rühmens von ihm zu machen, und ihn zu halten. Mozart, so wie ihn meine Leser bereits zur Genüge kennen werden, war gewiß der Mensch, der am wenigsten fähig war, einer Partei zu dienen. Was hätte man auch mit diesem Tölpel gemacht, der stets die Wahrheit sagte, und die Charlatanerie nicht weniger verachtete, als er die Cabale haßte. Er hätte sich ungescheut über die Leute von Geist lustig gemacht, die jeden Tag von ihrem Lehrstuhle der Musik Aphorismen hören ließen, wie zum Beispiel: die musikalische Periode ist die Tochter der Unwissenheit und des schlechten Geschmackes7. Ueberdieß repräsentiren eine Partei mit ihrem Haupte stets irgend eine Meinung, eine bereits bestehende und bekannte Doctrin. So entsprachen die Namen Gluck's und Piccini's der französischen und italienischen Oper, den einzigen [43] Systemen theatralischer Composition, die es damals auf der Welt gab, da die deutsche Oper noch nicht geboren war. Die Werke dieser beiden Meister, die wetteifernd dargestellt wurden, zeigten deutlich die Gegensätze der beiden Schulen; Schönheiten und Fehler sprangen auf diese Art viel deutlicher in die Augen und lieferten jeden Tag den Rednern der beiden Ecken neue Beweise in die Hände. So nahm die Hitze und das Interesse des Staates immer mehr zu, und je mehr dieß der Fall war, um so besser für Gluck und Piccini. Uebrigens muß ich bemerken, daß trotz der Unwissenheit, die man mit so vielem Rechte der Masse des französischen Publikums vorwerfen dürfte es in derselben Leute gab, die vollkommen im Stande waren, die musikalischen Rivale zu beurtheilen. Gluck's Composition, obgleich sie weit höher, als die der eingeborenen Meister stand, war, ich wiederhole es, dennoch ganz französisch. Sie verletzte nie den Geschmack, den die Nation an den declamatorischen und Schreieffecten hatte. Was den italienischen Styl anbelangt, sowohl den alten wie den neuen, so zeigt der ausschließliche Geschmack daran nichts als einen untergeordneten Culturgrad des Ohres an. Nach den Volksgesängen, den Vaudeville's, den Märschen und Tänzen ist die italienische Oper die am leichtesten verständliche, und aus diesem Grunde die, welcher man am schnellsten Beifall schenkt. Viele Franzosen wann damals schon so weit.

Welche Meinung, welche Geschmacksrichtung, welches System hätte aber Mozart vertreten sollen? Was konnte er Anders vertreten als sich selbst, das heißt die einzige wahre Musik, von der Niemand etwas wußte. Was hätten die Franzosen von 1778 gesagt, wenn sie eine Oper im Style des Idomeneo z.B. gehört hätten? Diese Musik hätte wie hebräisch in den Ohren der Franzosen des achtzehnten Jahrhunderts geklungen.

[44] Es mußten erst viele Jahre darüber hingehen, ehe es Mozart gelang, die Länder jenseits des Rheines und der Alpen für sich zu gewinnen. Er schlief lange Jahre hindurch schon den ewigen Schlaf, als erst sein Name und seine Werke in Haydn's Gefolge Einklang fanden. Es mußte zuerst das herrlichste musikalische Institut Guropa's, das Conservatorium seine Früchte getragen haben; der Nationalgeschmack mußte erst nach und nach durch die Werke eines Daleyrac, Mehul, Berton, Boyeldieu, Nicolo und Spontini gereinigt werden; es mußte vor Allem die wahre Kritik, nämlich die, welche sich auf positive Kenntniß der Composition und Ausführung gründet, in die Journale gedrungen sein, ehe die gute Sache bei diesem säumigen Volke völlig siegen konnte. Erst in den Jahren 1805 oder 1806 fing man, so viel ich mich erinnere, in Paris an, Mo zart's Opern zu geben. Und welche Barbarei knüpfte sich an den ersten Beifall, den Frankreich dem Genius unseres Heros zollte! Welche Verstümmelungen mußte sich die Zauberflöte gefallen lassen, welche bedauernswürdige Veränderungen wurden vorgenommen, bis man sie der Scene der großen Oper angepaßt hatte! Worte, die in gar keiner Uebereinstimmung mit dem ursprünglichen Texte und folglich auch mit der Musik standen; eine Hauptperson, die Königin der Nacht, wurde sammt der glänzendsten Gesangspartie des ganzen Werkes daraus weggestrichen, Duette wurden in Trio's verwandelt, viele Nummern ganz ausgelassen oder durch Stücke von andern Componisten ersetzt, so wurden die Mystères, oder wie einige Spaßvögel sagten, die Misères d'Isis gegeben. Das will aber noch nichts gegen eine vandalische Handlung heißen, die einem Musikfreunde die Haare zu Berge treiben kann. Jedermann kennt Sarastro's Arie: In diesen heiligen Hallen, eine Arie, deren charakteristische Schönheit ein nachahmender Baß ausmacht. [45] Statt dieser wundervollen Figur schlagen die Bässe das h einige Male auf die starken Takttheile an. O tempora, o mores! Heut' zu Tage hat sich dieß etwas geändert. An keinem Orte der Welt würde man jetzt es mehr dulden, daß die schamlose Hand eines Schmierers eine Partitur Mozart's berühren dürfte.

Unter solchen Umständen mußte Frankreich die Hoffnungen Mozart's eben so täuschen, wie es die deutschen Länder gethan hatten, deren Fürsten seine Dienste verschmähten. Ach! das verheißene Land, das er suchte, fand er nirgends. Das ihm verheißene Land war die Menschheit des neunzehnten Jahrhunderts. Sein irdischer Pilgerlauf hätte ihn nach Verlauf von vier und vierzig Jahren dahin geführt; eine, aus lauter Schülern von ihm gebildete Generation hätte den Meister an der Schwelle unseres Zeitalters erwartet. Könige und Nationen hätten sich um den Besitz eines solchen Schatzes gestritten, um mit J. Haydn zu reden. Lange Zeit hätte er noch die nimmer endende Masse seiner Bewunderer den Orten zuströmen sehen können, die er zu seinem Aufenthalte erwählt hätte. Jeder Musiker, jeder Musikliebhaber hätte dieses musikalische Mekka besuchen wollen. Doch ich lasse mich, wie so viele Schriftsteller von unüberlegtem Bedauern, von verwegenen Klagen hinreißen, und vergesse darüber ganz, daß Derjenige, welcher uns Mozart schenkte, allein weiß, unter welchen Bedingungen er ihn uns geben konnte.

Ehe Mozart Paris wieder verließ, wohin er nicht wieder zurückkehren sollte, erlebte er noch einen Triumph als Componist – den einzigen, der ihm daselbst vergönnt war. Er hatte Le Gros, den er, seit der Zurückweisung der Sinfonie concertante, nie wieder besucht hatte, zufällig bei dem berühmten Tenoristen Raaff getroffen und von ihm die Aufforderung erhalten, eine Symphonie für das Concert spirituel zu schreiben. Mozart [46] versprach, zur Eröffnung des Conzertes, das am Frohnleichnamstage stattfinden sollte, eine neue Symphonie zu liefern. Am 12. Juni brachte er seine Arbeit zum Grafen Sickingen, dem Pfälzischen Gesandten, bei welchem er öfters zu Tische geladen war. Er schreibt hierüber an seinen Vater:


Paris, den 12. Juni 1778.


Ich habe nun schon gewiß sechs Mal bei Graf Sickingen, Pfälzischem Gesandten, gespeist – da bleibt man allezeit von 1 bis 10 Uhr. Die Zeit geht aber bei ihm so geschwind herum, daß man es gar nicht merkt. Er hat mich sehr lieb. Ich bin aber auch sehr gern bei ihm – das ist ein so freundlicher und vernünftiger Herr, und der eine so gesunde Vernunft – und eine wahre Einsicht in die Musik hat. Heute war ich abermals mit Raff dort, und ich brachte ihm, weil er mich schon längst darum gebeten hatte, etliche Sachen von mir hin. Heute nahm ich die neue Symphonie mit, die ich gerade fertig hatte, und durch welche am Frohnleichnamstage das Concert spirituel wird eröffnet werden. Diese hat allen Beiden überaus wohl gefallen. Ich bin auch sehr wohl damit zufrieden. Ob sie aber gefällt, das weiß ich nicht, – und die Wahrheit zu sagen, liegt mir sehr wenig daran; denn, wem wird sie nicht gefallen? – den wenigen gescheidten Franzosen, die da sind, stehe ich gut dafür, daß sie gefällt; den Dummen, – da sehe ich kein großes Unglück, wenn sie ihnen nicht gefällt. – Ich habe aber doch Hoffnung, daß die Esel auch etwas daran finden, das ihnen gefallen kann; und dann habe ich ja denpremier coup d'archet nicht verfehlt! -– und das ist ja genug. Da machen die Ochsen hier ein Wesen daraus! – Was Teufel! – ich merke keinen Unterschied – sie fangen auch zugleich an – wie in andern Orten. Das ist zum Lachen. – – – –

[47] Die Symphonie kam am Frohnleichnamstage wirklich zur Aufführung und erhielt allgemeinen, stürmischen Beifall, wie wir aus folgender Briefstelle an seinen Vater vom 3. Juli ersehen:


Ich habe eine Symphonie, um das Concert spirituel zu eröffnen, machen müssen, und sie wurde am Frohnleichnamstage mit allem Applaus aufgeführt. Es ist auch, so viel ich höre, im Courier de l'Europe eine Meldung davon geschehen. – Sie hat also ausnehmend gefallen. Bei der Probe war es mir sehr bange, denn ich habe meine Lebenszeit nichts Schlechteres gehört; Sie können sich nicht vorstellen, wie sie die Symphonie zwei Mal nach einander herunter gehudelt und herunter gekratzt haben. – Mir war wahrlich bange, ich hätte sie gern noch einmal probirt; aber weil man allezeit so viel Sachen probirt, so war keine Zeit mehr. Ich mußte also mit bangem Herzen und mit unzufriedenem, zornigem Gemüthe in's Bett gehen. Den andern Tag hatte ich mich entschlossen, gar nicht in's Conzert zu gehen; da es aber Abends gut Wetter wurde, entschloß ich mich endlich, mit dem Vorsatze, daß, wenn es so schlecht, wie bei der Probe ging, ich gewiß auf das Orchester gehen werde, und dem Herrn La House, erstem Violinspieler, die Violine aus der Hand nehmen und selbst dirigiren werde. Ich bat Gott um die Gnade, daß es gut gehen möchte, und Ecce! die Symphonie fing an, Raff stand neben mir, und gleich mitten im ersten Allegro war eine Passage, die ich wohl wußte, daß sie gefallen müßte: alle Zuhörer wurden davon hingerissen, und war ein großes Applaudissement. – Weil ich aber wußte, wie ich sie schrieb, was das für einen Effect machen würde, so brachte ich sie zuletzt noch einmal an, – da ging es nun da capo. Das Andante gefiel auch, besonders aber das letzte Allegro. Weil ich hörte, daß hier alle letzte [48] Allegro's, wie die ersten, mit allen Instrumenten zugleich, und meistens unisono anfangen, so fing ich es mit den zwei Violinen allein piano nur acht Tacte an, – darauf kam gleich ein Forte, mithin machten die Zuhörer (wie ich es erwartete) bei Piano sch –, dann kam gleich das Forte. – Sie das Forte hören und in die Hände klatschen war Eins. Ich ging also gleich vor Freude nach der Symphonie in's Palais Royal, nahm ein gutes Gefrorenes, – betete den Rosenkranz, den ich versprochen hatte, und ging nach Haus.


In einem andern Brief vom 9. Juli schreibt er über den Erfolg derselben:


Ich werde auf die künftige Fasten ein französisches Oratorium für's Concert spirituel machen müssen. Der Mr. Le Gros (Directeur) ist erstaunlich für mich portirt. Meine Symphonie für das Concert spirituel fand allen Beifall, und Le Gros ist so damit zufrieden, daß er sagt, das sei seine beste Symphonie. Das Andante hat aber nicht das Glück gehabt, ihn zufrieden zu stellen; er sagt, es sei zu viel Modulation darin, und zu lang – das kam aber daher, weil die Zuhörer vergessen hatten, einen so starken und anhaltenden Lärmen mit Händeklatschen zu machen, wie bei dem ersten und letzten Stücke; denn das Andante hat von mir, von allen Kennern und Liebhabern und den meisten Zuhörern den größten Beifall – es ist just das Contraire, was Le Gros sagt, – es ist ganz natürlich – und kurz. – Um ihn aber (und wie er, behaupten Mehrere) zu befriedigen, habe ich ein anderes Andante gemacht. – Jedes in seiner Art ist recht, denn es hat jedes einen andern Charakter – das Letzte gefällt mir aber noch besser. Ich werde Ihnen die Symphonie mit der Violinschule, Claviersachen und Vogler's[49] Buch der Tonwissenschaft und Tonsetzkunst mit einer guten Gelegenheit schicken, und dann will ich auch Ihr Urtheil darüber hören. –


Diese Symphonie ist unter dem Namen »Pariser Symphonie« jetzt allgemein bekannt und gehört zu den beliebtesten seiner kleineren Symphonien8.

Wir tragen jetzt noch einige Auszüge aus der Correspondenz zwischen Vater und Sohn nach, welche auf Wolfgang's Aufenthalt in Paris und seines Vaters Ansichten darüber ein interessantes Licht werfen können.


Der Vater an den Sohn.


Salzburg, den 29. April 1778.


Montag, den 11. Mai. Diesen Augenblick erhalte ich Euer Schreiben vom 1. Mai. Mein lieber Wolfgang, nun will ich auf Alles antworten. Daß man in Paris hundert Gänge umsonst macht, weiß ich aus der Erfahrung, und habe Dir auch solches schon voraus einmal geschrieben. Daß die Franzosen mit Complimenten auszahlen, ist mir auch bekannt; und daß Du aller Orten Deine Feinde haben wirst, ist eine unvermeidliche Sache, das haben alle Leute von großem Talente. Alle, die dermalen in Paris in Credit stehen und im Neste sitzen, wollen sich nicht aus dem Neste treiben lassen; sie müssen sich fürchten, ihr Ansehen werde herabgesetzt, an welchem ihr Interesse hängt. Nicht nur Gambini, sondern Stamitz, Piccini und [50] Andere müssen eifersüchtig werden. Ist denn Piccini noch in Paris? Und wird Gretry nicht eifern? – Wendling sagte Dir, die Musik hätte sich geändert. Ich glaubte nicht viel davon. – – Die Instrumentalmusik, ja, die war damals schon besser, aber die Singmusik wird noch so bald nicht besser werden. Uebrigens mußt Du Dich durch Deine Neider nicht niederschlagen und aus der Fassung bringen lassen; das geht aller Orten so. Denke nur auf Italien, auf Deine erste Opera, auf die dritte Opera, auf d'Ettore, auf die Intrigue der de Amicis zurück u.s.w.; man muß sich durchschlagen. Wenn Du und die Mama nur jetzt zu leben habt, denn die Umstände in Deutschland muß man abwarten. – Sei aufgereimt, finde Dich in die Umstände, und da Du mir schreibst, Du solltest eine Opera schreiben, so folge meinem Rathe, und gedenke, daß an dem ersten Stücke Dein ganzer Credit hängt. Höre, bevor Du schreibst, und überlege den Geschmack der Nation, höre oder betrachte ihre Opern. Ich kenne Dich, Du kannst Alles nachahmen. Schreibe nicht in Eile, – kein Vernünftiger thut das. Ueberlege die Worte vorher mit Baron von Grimm und mit Noverre, mache Schizzi und laß solche sie hören. Alle machen es so: Voltaire liest seinen Freunden seine Gedichte vor, hört ihr Urtheil und ändert. Es ist um Ehre und Geldeinnahme zu thun, und dann wollen wir nach Italien wieder gehen, wenn wir Geld haben. Schreibst Du Etwas zum Graviren, so schreib es leicht für Liebhaber und populär: schreib nicht eilig. Streich weg, was Dir nicht gefällt, mache Nichts umsonst, laß Dich für Alles bezahlen. – – –


[51] Der Sohn an den Vater.


Paris, den 14. Mai 1778.


Ich werde nun bald, glaube ich, die Poesie zu meiner Opera en deux actes bekommen: dann muß ich sie erst dem Director Mr. de Huime präsentiren, ob er sie annimmt. Da ist gar kein Zweifel nicht, denn Noverre hat sie angegeben, und dem Noverre hat de Huime seine Stelle zu danken. Noverre wird auch bald ein neues Ballet machen, und da werde ich die Musik dazu setzen. Rudolph, der Waldhornist, ist hier in königlichen Diensten, und mein sehr guter Freund; er versteht die Composition aus dem Grunde und schreibt schön. Dieser hat mir die Organistenstelle zu Versailles angetragen, wenn ich sie annehmen will. Sie trägt das Jahr 2000 Livres, da muß ich aber sechs Monate zu Versailles leben, die übrigen sechs Monate zu Paris, oder wo ich will; ich glaube aber nicht, daß ich es annehmen werde. Ich muß guter Freunde Rath darüber hören! denn 2000 Livres ist doch kein so großes Geld. In deutscher Münze freilich, aber hier nicht; es macht zwar das Jahr 83 Louisdor und 8 Livres, das ist unsriges Geld 915 fl. 45 kr., das wäre freilich viel, aber hier nur 333 Thaler und 2 Livres – das ist nicht viel. Es ist erschrecklich, wie geschwind ein Thaler weg ist! Ich kann mich gar nicht verwundern, wenn man aus dem Louisdor nicht viel hier macht; denn es ist sehr wenig; vier solche Thaler oder ein Louisdor, welches das Nämliche ist, sind gleich weg. –


[52] Der Vater an den Sohn.


Salzburg, den 28. Mai 1778.


Wegen der Opera, die Du schreiben sollst, habe ich Dir letztlich schon meine Erinnerungen gemacht. Ich wiederhole, Dir zu sagen, die Materie wohl zu überlegen, die Poesie mit Baron Grimm durchzulesen, und wegen Expression der Affecten mit Noverre Dich zu verstehen, dem Geschmacke der Nation im Gesange zu folgen, welches Deine Modulation und Deine Stimmensetzung alsdann erheben und von andern unterscheiden wird. – Rudolph hat Dir die Organistenstelle in Versailles angetragen? – – steht es bei ihm? – – er will Dir dazu verhelfen? Das mußt Du nicht sogleich wegwerfen. Du mußt überlegen, daß die 83 Louisdor in sechs Monaten verdient sind, – daß Dir ein halbes Jahr zu andern Verdiensten übrig bleibt, – daß es vermuthlich ein ewiger Dienst ist, Du magst krank oder gesund sein, daß Du ihn allezeit wieder verlassen kannst, – daß Du am Hofe bist, folglich täglich in den Augen des Königs und der Königin, und dadurch Deinem Glücke näher, – daß Du bei Abgang eine der zwei Kapellmeisterstellen erhalten kannst, – daß Du seiner Zeit, wenn Succession da sein sollte, Claviermeister der Königl. jungen Herrschaften sein würdest, das sehr einträglich wäre, – daß Dich Niemand hinderte, für's Theater oderConcert spirituel etc. Etwas zu schreiben, Musik graviren zu lassen und den gemachten großen Bekanntschaften zu dediciren, da in Versailles Viele der Minister sich aufhalten, wenigstens im Sommer; – daß Verfalles selbst [53] eine kleine Stadt ist, oder wenigstens viele ansehnliche Bewohner hat, wo allenfalls sich der eine oder der andere Scholar oder Scholarin finden würde; – und endlich ist das der sicherste Weg, sich der Protection der Königin zu versichern, und sich beliebt zu machen. Lese dieses dem Herrn Baron Grimm vor, und höre seine Meinung. Uebrigens würde ich hundert Sachen, die ich Euch schreiben will, vergessen, wenn ich nicht einen Bogen Papier hergerichtet hätte, wo ich, so oft Etwas geschieht oder mir einfällt, das ich Euch schreiben will, solches alsogleich mit ein paar Worten aufnotirte. Schreibe ich Euch nun, so nehme ich den Bogen her und schreibe die Neuigkeiten, und dann lese ich Euern letzten Brief und antworte. Das könntet Ihr wohl auch machen. Was ich Euch schreibe, streiche ich auf dem Bogen aus, damit ich das Uebrige ein anderes Mal schreiben kann, was noch da steht. Und Du, mein liebes Weib, mußt fein die Zeilen recht enge an einander schreiben. Du siehst ja, wie ich es mache. Unser lieber Wolfgang soll nach und nach, wenn er gute Claviersachen findet, Etwas sammeln und uns mit dem Postwagen schicken. Wir brauchen es für die Scholaren. Mit guter Gelegenheit! –


Der Vater an den Sohn.


Salzburg, den 29. Juni 1778.


Am heiligen Dreifaltigkeitssonntage Nachmittags, nach der Litaney im Priesterhause sagte mir Graf Starnberg, ob ich nicht morgen zu ihm kommen könnte, er hätte Etwas mit mir zu sprechen. Ich kam – Niemand war da, als sein Bruder, [54] der kaiserl. königl. Major, der bei ihm wohnt, und sich hier von der Furcht kuriren lassen will, die er vor dem preußischen Pulver und Blei hat. Er sagte mir, es wäre ihm ein Organist recomandirt worden, er wollte sich aber der Sache nicht annehmen, ohne zu wissen, ob er gut wäre, – er wollte sich demnach bei mir erkundigen, ob ich ihn nicht kennte; er sagte mir, er heißt Mandl, oder wie, er wüßte es selbst nicht recht. – O du ungeschickter Teufel! dachte ich; man wird den Auftrag oder ein Ansuchen aus Wien erhalten, um Jemand zu recommandiren und den Namen etc. des Clienten nicht schreiben. Ich hätte es nicht merken sollen, daß dieses der Eingang wäre, um mich zu bewegen, von meinem Sohne zu reden: aber ich? – – nicht eine Silbe! Ich sagte, daß ich die Ehre nicht hätte, diesen Menschen zu kennen, und daß ich niemals es wagen würde, dem Fürsten Jemand anzuempfehlen, indem es immer schwer wäre, Jemand zu finden, der ihm nach der Hand recht anständig wäre. Ja! sagte er, – ich werde ihm auch Niemand recommandiren, es ist viel zu hart! – – Ihr Herr Sohn sollte jetzt hier sein! (bravo! aufgesessen! dachte ich: Schade, daß dieser Mann nicht ein großer Staatsminister und Abgesandter ist!) – Dann sagte ich ihm: wir wollen recht aufrichtig sprechen; und fragte ihn, ob man nicht alles Mögliche gethan, ihn mit Gewalt aus Salzburg zu vertreiben? Ich fing vom Anfange an, und vergaß nichts herauszusagen, was Alles vorbei gegangen, so daß sein Bruder ganz erstaunte, und er selbst aber nichts anders sagen konnte, als daß Alles die gründlichste Wahrheit wäre. Wir kamen aus Alles von der ganzen Musik – ich erklärte ihm Alles von der Brust heraus, – und er erkannte, daß Alles die vollkommene Wahrheit wäre, und sagte endlich seinem Bruder, daß alle Fremde, die an den Salzburgischen [55] Hof gekommen, nichts anderes als den jungen Mozart bewundert hätten. Er wollte mich bereden, daß ich an meinen Sohn deßwegen schreiben sollte: ich sagte ihm aber, daß ich dieß nicht thun könnte, – daß es eine vergebliche Arbeit wäre, – daß mein Sohn über einen solchen Antrag lachen würde: es wäre denn die Sache, daß ich ihm zugleich den Gehalt, den er haben sollte, überschreiben könnte; denn auf den Gehalt eines Adlgassers würde nicht einmal eine Antwort zu hoffen sein. Ja, wenn Seine Hochfürstl. Gnaden ihm auch monatlich 50 fl. zu geben sich entschließen könnten, so stünde noch gar sehr zu zweifeln, ob er es annehmen würde. Wir gingen alle Drei mit einander aus seinem Hause, denn sie gingen auf die Reitschule, ich begleitete sie, und wir sprachen immer von dieser Sache, ich blieb dabei, was ich oben gesagt habe, – er blieb dabei, daß er für meinen Sohn allein eingenommen wäre.

Nun müßt Ihr wissen, daß der Fürst keinen guten Organisten bekommt, der auch ein guter Clavierspieler ist. – Daß er jetzt sagt (aber nur zu seinen Lieblingen), daß Becché ein Charlatan und Schwänkemacher sei, daß der Mozart Alle weit übertreffe, also möchte er lieber denjenigen haben, den er kennt, was er ist, als einen Andern für das theure Geld, den er noch nicht kennt. Er kann Keinem (wenn er ihm weniger Gehalt geben wollte) eine Einnahme durch Scholaren versprechen, da deren wenige sind, und ich solche habe, und zwar mit dem Ruhme, daß kein Mensch besser Lection zu geben im Stande ist. – Hier liegt nun der Haase im Pfeffer! Ich schreibe aber alles dieses nicht in der Absicht, Dich, mein lieber Wolfgang, zu bereden, daß Du nach Salzburg zurückkehren solltest – denn ich mache ganz und gar keine Rechnung auf die Worte des Erzbischofs, ich habe auch mit der Gräfin kein Wort gesprochen, sondern vermeide vielmehr [56] die Gelegenheit mit ihr zusammen zu kommen: da sie das mindeste Wort für Willfährigkeit und Ansuchen aufnehmen möchte. Sie müssen kommen – und um Etwas einzugehen, müßten wohl gar günstige und vortheilhafte Conditiones vorgeschlagen werden, und das ist nicht zu vermuthen. Wir wollen es erwarten – man muß nichts verreden, als das Nasenabbeißen.

Quelle:
Alexander Ulibischeff: Mozart's Leben und Werke. Stuttgart 2[1859], S. 19-57.
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Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

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