[304] Ein heitrer Tag ist uns erschienen;
Froh wandelt an der Rosenhand
Der wonnesüßen Amorinen
Ein Paar in Hymens Feenland:
Und, herrlich in dem Myrthenkranze,
Der schüchtern durch die Locken schaut,
Fliegt sie daher im Hochzeitstanze
Die süße, jugendliche Braut.
Die goldne Zeit der Mädchenspiele,
Des Jünglingsalter's flücht'ger Sinn,
Die freien, schwärmenden Gefühle
Der Jugendträume sind dahin.
Die ernster'n Fesseln schlingt die Myrthe
Und aus dem hochzeitlichen Kranz
Entfaltet sich die Mutterwürde
Der heil'ge Ernst des kühnen Manns.
Wo durch die raschen Jugendtritte
Zerstörend einst der Leichtsinn sprang,
Da fesselt jetzt der Gattin Bitte
Der süßen Ehe frommer Zwang.
Sie hüllt in ihren Blumenschleier
Die wilde Unbesonnenheit
Und das entflammte Jünglingsfeuer
Kühlt die beredte Weiblichkeit.[305]
Wenn rings die Lebensstürme drohten
Da tröstet ihn der Gattin Wort:
Und den gescheiterten Piloten,
Lenkt sie an den ersehnten Port!
Und fielen düstrer noch die Loose,
In ihren Armen schläft er süß:
Sie schlingt um ihn die heitre Rose,
Wenn ihn sein Genius verließ.
So mögt Ihr durch das Leben wandeln,
Ein Geist im Wort und in der That,
Im Denken Eins und Eins im Handeln,
Bis sanft der Fackeljüngling naht.
Und kommen dann auch trübe Stunden –
Getrost! der Schmerz wird bald vergehn:
Was du als Thränen hier empfunden
Du wirst es dort als Kronen sehn.