21. An Therese Schumann.

[355] Leipzig, den 15. Dec. 1837.


Meine liebe Therese,


Wie viel hätte ich Dir zu sagen seit meinem letzten Briefe! Von meiner wichtigsten und theuersten Sache wird Dir Eduard gesagt haben. Der Alte will Clara noch nicht aus den Händen geben, an der er zu sehr hängt. Und dann hat er wohl auch einiges Recht, wenn er meint, wir müßten erst noch mehr verdienen, um anständig zu leben. Mit des Himmels Segen soll und wird sich noch Alles einem schönen Ende nahen. Clara läßt nicht von mir; sie ist unerschüttert und ein charakterfestes Mädchen. Daß sie Dich von Herzen liebt, weißt Du. Welch schöner Bund, wenn Du nun vielleicht in einigen Jahren auch bei uns wärest, theilnehmen könntest an unserm Glück – da solltest Du Deine ganze Jugend noch einmal durchleben. Clara wird Dir ehestens ein paar Zeilen schreiben. Halte sie aber geheim – wir müssen uns heimlich schreiben, obwohl der Vater nichts gegen offenen Briefwechsel hat – doch wollen wir lieber sprechen, wie es uns von Herzen geht. Also Dein Wort, daß Du Niemanden von unseren Briefen sagst – auch Eduard nicht, der nichts lange verschweigen kann.[355]

Hier schicke ich Euch ein paar Schriften, die Euch Freude machen werden; ich muß sie aber in acht Tagen zurückerhalten. Das Zeitungsblatt soll Eduard in Acht nehmen, da's nicht mein gehört. Auch den Brief von Bennett schickt mir mit. Bennett ist ein Strick und schreibt keinem Menschen. Hätte das nicht von ihm gedacht. Dagegen spricht der kleine Walther Goethe immer von Dir und mit der größten Begeisterung. Wir sehen uns oft. Sonst leb ich still und zurückgezogen meinen Gedanken um Clara, und um die Zukunft.

Und jetzt – wie geht es denn Dir! Als ob ich es nicht wüßte, mir Dich nicht täglich dächte in Deiner Fensterklause! Zum Frühling sehen wir uns gewiß und sollst da nichts als Freude von mir haben. Schreibe mir bald – erinnere Eduard an sein Versprechen, mir zu Ostern das versprochene Geld zu geben – schreibe mir, wie sonst Alles geht oder steht. – – – – – – – – – – – – – – – – Viele Arbeiten warten heute auf mich – so sei mir nicht böse, daß ich Abschied nehme.

Bleibe mir gut, meine liebe Therese.


Deinem

R.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 355-356.
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