51. An Heinrich Dorn.

[397] Dresden, den 7. Januar 1846.


Verehrtester Freund,


So eben von Leipzig zurückgekommen, wo ich 14 Tage war, finde ich Ihren lieben Brief. Die Orchesterstimmen zur Peri lassen Sie sich von Elberfeld kommen, wenn Ihr Vorschlag, sie im Laufe des Winters in Köln aufzuführen, Anklang findet. Wo nicht, so haben Sie die Güte, mit einigen Zeilen Hrn. Arnold in Elberfeld zu benachrichtigen, daß er mir die Stimmen zurückschickt.

Wie gern wir Ihre Symphonie hier hören möchten, glauben Sie mir nicht; aber unsere Conzerte sind kaum mehr als ein Anfang der[397] guten Sache; wir haben im Ganzen nur sechs diesen Winter, von denen schon drei gegeben sind und darin keine Mozart'sche, noch keine neue Symphonie auch. In den drei letzten (wird) nun, (wie) voraus bestimmt, die C-dur von Mozart, die Weihe der Töne und die von Gade darankommen. Da würde ich denn mit einem andern Vorschlag bei dem Direktorium mit dem besten Willen nichts erreichen können.

Tannhäuser von Wagner wünscht ich, daß Sie sähen. Er enthält tiefes, originelles, überhaupt 100 mal Besseres als seine früheren Opern – freilich auch manches musikalisch-Triviale. In Summa, er kann der Bühne von großer Bedeutung werden, und wie ich ihn kenne, hat er den Muth dazu. Das Technische, die Instrumentirung finde ich ausgezeichnet, ohne Vergleich meisterhafter gegen früher. Er hat schon wieder einen neuen Text fertig »Lohengrin«.

Hiller giebt morgen ein großes Conzert für das Weber-Denkmal; auch er war sehr fleißig im Sommer.

Meine Frau hat ein Heft Fugen drucken lassen; ich wünschte, daß Sie sie kennen lernten, auch meine Pedalstudien; vielleicht finden Sie sie Ihrer alten Lehren nicht ganz unwürdig. Sie werden in der nächsten Zeit von Manchem neuen von mir hören.

Unsere herzlichen Grüße noch; möchten Sie sich immer gern unserer erinnern.

Ihr

ergebener

Robert Schumann.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 397-398.
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