68. An Franz Brendel in Leipzig.

[416] Dresden, 17. Juni 1849.


Lieber Brendel!


Zur Versammlung werde ich kommen, wenn bis dahin meine Frau, die nächsten Monat ihrer Niederkunft entgegensieht, wieder ganz wohlauf sein wird.

Die Orientalia folgen hier; man muß, glaube ich, sich erst hineinschmecken. Urtheilen Sie, wenn ich bitten darf, nicht auf einmal hören. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Sie ermuntern mich immer so freundlich, lieber Brendel – haben Sie Dank dafür! Ach ja – von den Schmerzen und Freuden, die die Zeit bewegen, der Musik zu erzählen, dies fühl ich, ist mir vor vielen Andern zuertheilt worden. Und daß Sie es den Leuten manchmal vorhalten, wie stark eben meine Musik in der Gegenwart wurzelt und etwas ganz anderes will als nur Wohlklang und angenehme Unterhaltung, dies freut mich und muntert mich auf zu höherem Streben. Auch wird, was mich zu sehen erfreut, die Theilnahme an diesem nun immer mehr noch ausgebreitet; aus vielen Zeichen von nah und fern sehe ich das. Die ganze Zeit über habe ich viel, sehr viel gearbeitet; noch nie drängte es mich so, ward mir's so leicht. Aber die letzten Märsche haben mir doch die größte Freude gemacht. Nun, möchte es auch Andern so scheinen und Sie und die anderen Theilnehmenden in L. meinem Streben ein freundliches Auge offen halten.

Ihr

R. Sch.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 416.
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