79. An M. Horn.

[427] Düsseldorf, d. 21. Novbr. 1851.


Geehrter Herr,


Von vielen Arbeiten gedrängt, wollte ich Ihnen nur mit wenigen Worten mittheilen, daß ich fleißig an der Rose instrumentirte und bis Ende Januar sie vielleicht mit Orchester aufzuführen gedenke. Die Arbeit macht mir nachträglich noch viel Freude, so sehr ich mich anfangs dagegen scheute. Jedenfalls erfahren Sie den Tag der Aufführung zeitig genug, um, wie ich sehr wünschte, hier sein zu können.

Herrmann und Dorothea36 ist ein alter Lieblingsgedanke von mir.[427] Halten Sie ihn fest. Sobald Sie ernsthaft an die Arbeit gehen wollen, theilen Sie mir es gefälligst mit, damit ich Ihnen meine Gedanken darüber dann ausführlich sagen kann.

Lieb wäre es mir auch zur Vollendung der Rose den Text, den ich Ihnen sandte, bald wieder zurückzuerhalten, um ihn ganz zu ordnen, da es, Ihre Erlaubniß vorausgesehen, gewiß rathsam erscheint, den Text behufs des Nachlesens in der Aufführung drucken zu lassen.

Verzeihen Sie die Flucht dieser Zeilen, es giebt heute noch viel zu thun.

Recht bald hoffe ich wieder von Ihnen etwas zu hören, auch über Herrmann und Dorothea.

Ihr

ergebener

R. Schumann.

36

M. Dorn hatte schon einige Zeit vorher Schumann seine Ideen betreffs Bearbeitung der Goethe'schen Dichtung zu einer Oper mitgetheilt. Schumann interessirte sich sehr dafür und schrieb darüber an M. Horn unter dem 8. December 1851: »Wegen Herrmann und Dorothea hab ich meine Gedanken noch nicht sammeln können. Möchten Sie trotzdem darüber nachdenken, ob sich der Stoff so behandeln ließe, daß er einen ganzen Theaterabend ausfüllt, was ich beinahe bezweifle. Keinesfalls dürfte im Singspiel gesprochen werden, womit Sie gewiß einverstanden sind. Das Ganze müßte in der Musik wie Poesie in einfacher, volksthümlich deutscher Weise gehalten werden.

Es sollte mich freuen, wenn Sie den Plan festhielten.«

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 427-428.
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