Erscheinung des Herzogs Emil Leopold August

[323] Seine Erscheinung hat Etwas ungemein Edles und, trotz seiner hohen Statur, Weiches fast Weibliches, woher auch seine Liebhaberei für weibliche Putzstücke rührte. Das Obergesicht mit der runden, fast Schiller'schen, Stirn, der feingeschnittenen, krummen Nase, den schönen, tiefen Augen, bewohnte der Ausdruck fast lieblich zu nennender, geistvoller Freundlichkeit, während das Ganze durch die faunisch emporgezogenen Winkel des sinnlich geformten Mundes, mit etwas vorgeschobener[323] Unterlippe, einen Beigeschmack von Satyrhaftem erhielt, der indeß der Interessantheit der Erscheinung keinen Abbruch that.

Ein Freund des heitern Glanzes, der vornehmen Form und seinen Sitte, wachte er streng darüber, daß in den Ton seines Hofes kein Anklang von der militärischen oder jagdmäßigen Derbheit kam, die damals an vielen kleinen Höfen, in Nachahmung des Napoleonischen Soldatenhofes zu Paris, an die Stelle der gedrechselten Haarbeutelformen trat, mit denen man sich funfzig Jahre lang gegenseitig gequält hatte. Als dieser edle und liebenswürdige Fürst Weber zu sich einlud, hatte er die Absicht, mit diesen im Verein eine Art von melodramatischer Improvisation zu versuchen, von der er sich große Wirkung versprach.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 323-324.
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