Frau Scheidler

[324] Sein Hofhalt war im Jahre 1812 durch des großen Spohr Anwesenheit geschmückt, der seine Kammermusik dirigirte und ein Gothaer Kind, die Tochter der dasigen Hofsängerin Scheidler, die vortreffliche Harfenspielerin Dorette Scheidler, geheirathet hatte. Spohr, eben mit den letzten Feilenstrichen an seinem »Jüngsten Gerichte« beschäftigt, und, wegen seiner anmaßlichen, derben Form, weder bei Hofe noch im Publikum beliebt, sah übrigens Weber's Hinkunft nicht gern, da er fürchtete, daß sein Einfluß beim Herzoge durch den liebenswürdigen Mann beeinträchtigt werden könnte, obwohl er als Künstler tief auf ihn herabblickte und ihn nur als eine Art von höherm Dilettanten betrachtete. Er hielt sich daher, obwohl Weber im Hause seiner Schwiegermutter, an die er Empfehlungen hatte, gern gesehen war, auf kühler Höhe gegen ihn.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 324.
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