1781 Vogler's Einfluß. Er verläßt München und reist

[79] Dieser Ton, dieser Schritt, seine kleine Tonsur, das aus Rom persönlich für den Kurfürsten Carl Theodor mitgebrachte Weihwasser, sein Orden des goldenen Sporns, und der für Frau von Coudenhove unwiderstehliche Klang seiner Sprache, hatten Vogler, neben seinen großen Talenten im Jahre 1777 zum Hofcaplan und Capellmeister Carl Theodor's zu Mannheim gemacht. Seine Natur hatte aber doch zu viel vom Künstler und nicht genug vom Jesuiten, um das infame[79] Regiment des Pater Frank zu München ruhigen Bluts mit ansehen zu können, er überwarf sich mit diesem so heftig, daß er 1781 schleunig München verließ und auf weite Reisen ging, die ihn nach Frankreich, England, Italien, ja selbst nach Griechenland und Nord-Afrika führten, auf denen er sich die Verbreitung seines musikalischen Systems sehr angelegen sein ließ, und durch dieses und seine meisterhaften Orgelvorträge großen Ruf als Musikgelehrter, Lehrer und Organist in ganz Europa erwarb.

Von diesen Reisen brachte er auch die Hauptelemente der altgriechischen Musik mit, die er in Traditionen jener südlichen Länder aufgefunden haben wollte.

Von jener Zeit schreibt sich eine warme Sammelliebhaberei Vogler's für National-Melodien her, der er später mehr und mehr Zeit und Mühe opferte. Es ist sehr bedeutungsvoll für die ganze romantische Musikrichtung gewesen, daß er zweien seiner Schüler, Weber und Meyerbeer, die später Hauptrepräsentanten dieser Richtung werden sollten, seine hohe Meinung vom Werth und der Bedeutung von Volks- und National-Melodien mitzutheilen wußte, so daß ihre Werke allenthalben Zeugniß dafür ablegen.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 79-80.
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