Die Ouverture zur »Diebischen Elster«, bei Anwesenheit des Königs von Preußen im Hofconcert gespielt

[209] Morlacchi aber ließ, mit gelungener Anspielung auf das vier Jahr vorher Geschehene, und sicher ohne Vorwissen des feinfühlenden Königs, der eben noch so streng jede mißliebige Kundgebung gegen seinen Gast verboten hatte, das Tafelconcert mit der Ouvertüre zu der »Diebischen Elster« Rossini's beginnen, die der in der italienischen Musik bewanderte König von Preußen, mit der Anspielung zusammen, sofort erkannte. Ob dieß den ohnehin unbehaglich gestimmten, fremden König heiter anmuthete, ob die Handlung gastlich war, ob sie die Beziehungen zwischen Sachsen und Preußen freundlicher gestalten half? – genug, eine gewisse Parthei wußte des Lobes für diese »patriotische Kundgebung«, der Freude über die Heldenthat nicht genug zu finden und Morlacchi war der Mann des Tags.

Unter den Fremden, deren Besuch Weber's mit so mancher Kümmerniß durchwebte Villeggiatur vom Jahre 1819 schmückte, und von denen wir nur seine alten Breslauer Bekannten, Schnabel und Zahn, Wranitzky und den von Carlsbad noch verdrossener als gewöhnlich heimkehrenden Zelter nennen, befand sich ein junger Künstler von großem Talente, den der Geist der Kunst durch Neigung, Zeichen[209] und Aspekten dazu erwählt zu haben schien, Weber's würdigster Nachfolger in der von ihm angebahnten, romantischen Kunstrichtung zu werden.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 209-210.
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