Marschner's Traum

[210] Marschner, fleißig, und mit andern Compositionen beschäftigt,[210] hatte fast vergessen, daß die Oper sich noch in Weber's Händen befand, als er plötzlich in der Nacht des 13. Juli 1820 zu Presburg im Traum eine vollständige Aufführung seiner Oper im Dresdner Hoftheater durchlebte, welches er, fast ein Jahr vorher, bei einer Darstellung der »Gazza Ladra«, die Weber, an Stelle des mit der Vermählungscantate beschäftigten Morlacchi ausnahmsweise dirigirte, gesehen hatte. Am andern Morgen konnte er sich jedes Musikstückes entsinnen, das applaudirt worden war, und theilte den lebhaften Traum seinem Freunde dem Grafen und seiner Mutter mit.

Einige Tage darauf erhielt er von Weber einen Brief mit der Schilderung der Aufführung am 13. Juli, die in allem Detail mit seinen Notizen stimmte, nebst 10 Dukaten Honorar. – –

Bei seinem Besuche, im Sommer 1819, brachte Marschner Weber seine neue Oper »Saidar« mit, die ebenfalls Weber's Aufmerksamkeit im hohen Maße erregte, wegen Untauglichkeit des Sujets aber nicht zur Aufführung kam.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 210-211.
Lizenz:
Kategorien: