Rellstab's »Dido«

[333] »Der junge Rellstab aus Berlin war hier und hat mir eine große Oper ›Dido‹ vorgelesen. Vortrefflich! Da erblüht wieder ein tüchtiger Operndichter. Er hat mir auch eine zu schreiben versprochen.«


Dazu ist es indessen nie gekommen.


»Unterdessen ist auch Marschner angekommen und heute der Capellmeister Lindpaintner aus Stuttgart und der jetzige Theaterdirektor Hofrath Lehr, einer meiner ältesten, liebsten Freunde. Da weiß ich denn nun nebst meinem vielen Dienst nicht recht, wo mir der Kopf steht. –«


Marschner begann Weber immer mehr zuzusagen und es ist anzunehmen, daß er schon damals beschlossen hat, ihn, bei der ersten Vacanz unter den Stellen der Musikdirektoren, zu derselben zu empfehlen. Dieß realisirte sich, wie bekannt, erst im Jahre 1825.[333]

Einen für Beurtheilung seiner Stellung in Dresden sehr wichtigen Passus enthält sein Brief vom 14. August. Er heißt:


»Uebrigens kann ich den Gedanken nicht los werden, daß mich der König nicht mag! Ich habe keine bestimmten Gründe dazu, aber ein gewisses Gefühl, was es mir mit Gewalt behauptet. Schmiedel erzählte ich es, er überging es aber geflissentlich mir darauf zu antworten und wer weiß, was der Geheimnißkrämer dafür für Gründe hat, es hat mich aber doch fast geärgert. Nun wie Gott will. Ich werde ja sehen, was man hier thun will. –«


Letztere Aeußerung bezieht sich auf ein Ereigniß, daß nicht allein für Weber, sondern für die ganze deutsche Kunst von Wichtigkeit werden sollte, indem dadurch einer der ersten deutschen Musiker in eine, seines großen Talentes würdige und dessen volle Entfaltung ermöglichende Stellung gelangte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 333-334.
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