Weber schließt seine Thätigkeit als Musik-Schriftsteller und weist dieselbe beanspruchende Anträge zurück

[380] Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß Weber, vom Jahre 1820 ab, seine Ansicht von der Bildbarkeit des Publikums durch kritische und erläuternde Aufsätze aus der Feder ausübender Künstler modificirte. Die ihm zu Ohren gekommenen Mittheilungen über die Wirkungen seines Bestrebens in dieser Richtung, besonders aber die Resultate seiner letzten Besprechungen von »Alimelek« und »Emma di Resburgo«, hatten ihm die Gefahr nahe gelegt, die für den Kritik übenden Künstler vom Fach in dem Zurufe: »Bessermachen!«, so ungerechtfertigt derselbe auch oft sein mag, liegt. Die bedeutsamen[380] Resultate seiner letzten dramatischen Compositionen scheinen ihm diesen Weg als den seiner Begabung würdigsten und fortan allein zur Förderung der Kunst einzuschlagenden dargelegt zu haben. Er ist als Musikschriftsteller ferner nicht mehr thätig gewesen. Die gewonnenen Ueberzeugungen ließen ihn daher auch die glänzenden Anträge des Herausgebers der Wiener Zeitschrift für Kunst und Literatur, Johann Schickh, für Lieferung musikalisch kritischer Arbeiten (2. Jan.), und den noch lockenderen Vorschlag Arnold's in Dresden, ein zu begründendes musikalisches Beiblatt der Abendzeitung zu redigiren und dafür einen Jahresgehalt von 400 Thlr. zu beziehen (20. Jan.), von der Hand weisen. Letzterer, der die Verwirklichung eines, schon vor elf Jahren in der Schweiz (vide Band I. pag. 288) entworfenen und seitdem eigentlich immer mit Vorliebe gehegten Lieblingsplanes so nahe zu bringen schien, wurde nur nach manchem Kampfe der gereiften Ueberzeugung zum Opfer gebracht.

Das musikalische Beiblatt der Abendzeitung blieb dem zu Folge auch ungeschaffen.

Weber hat auch seinen eigenen Opern weder erläuternde »Bemerkungen« vorausgeschickt, noch geduldet, daß dergleichen von seinen Freunden geschrieben wurden.

Je weniger Schwierigkeiten ihm die, seiner Leitung gewohnten, von ihm in allem Detail gekannten und auf's Praktischste angeleiteten, unterstützten und verwendeten musikalischen Kräfte der Dresdener Oper bei Einstudirung seines Werks bereiteten, um so emsiger finden wir ihn mit Behandlung und Ordnung der Scenerie beschäftigt, deren innere Bedeutung dem wackern aber unbehülflichen und unpoetischen Theatermeister Lißmann eben so wenig, wie den Theatermalern Winkler und Jentzsch, in einer Weise aufgehen wollte, daß ihre Anordnungen und Schöpfungen dem, durch die schöne Berliner Ausstattung, die geistreichen Decorationen Gropius' verwöhnten Blicke Weber's und Hellwig's einigermaßen genügt hätten. Beide, besonders aber Weber, prüften daher Decorationen, Maschinerie und besonders Rosenberg's etwas schwerfällige Beleuchtungseffekte unablässig bis in's kleinste Detail, probirten, änderten, bis auf's unbedeutendste Versatzstück[381] herab. Besonders war es wieder die Wolfsschlucht, der Weber, von denselben Gesichtspunkten aus, die ihn bei deren Arrangement in Berlin geleitet hatten, die größte Aufmerksamkeit widmete. Die Eule und der Adler wurden durch Lichtenstein's Vermittlung von Berlin, in möglichster Naturtreue und Furchtbarkeit, bezogen; der Scenerie der Wolfsschlucht bei der Beschränktheit der Dresdener Bühne einige Gewalt und Größe zu geben, machte Weber, dem Maschinisten und Beleuchtungsinspektor gleich viel Kopfzerbrechen.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 380-382.
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