Haydn's »Jahreszeiten«

[570] Mit oft wiederholtem Ausdrucke wahren Entzückens beschäftigte er sich und die Capelle mit Haydn's »Jahreszeiten«, einem von ihm überaus hoch verehrten und geliebten Werke, das von den besten Kräften Dresdens am Pfingsttage, zum Vortheil der abgebrannten Stadt Schwarzenberg, ganz trefflich zur Ausführung gebracht wurde.

Er schreibt darüber an Lichtenstein am 7. Juni:


»etc. Gestern gaben wir im großen Opernhause, mit der ganzen Kapelle, die Jahreszeiten von Haydn für die abgebrannte Stadt Schwarzenberg. Welch herrliches Werk, welche Frische, jugendliche Gluth, tiefes Studium und erhabne Meisterschaft! Wie nichtig zwerghaft purzeln dagegen alle neuen Erzeugnisse in der Welt herum. – – Es ging vortrefflich, ich kann wohl sagen vollendet, und ich hatte das herrliche Gefühl, mich mit meiner Kapelle so vollkommen aussprechen zu können, als wenn ich allein am Clavier säße, und so spielen könnte, wie ich eben wollte. Das sind dann lohnende Augenblicke für die wahrhaft übermenschliche Dienstlast, die auf mir[570] liegt. Wie sehne ich mich nach dem 27. und nach der Reise von 6 Wochen, wo ich kein Notenblatt mitnehme. etc.«


Dieß Concert ergab einen Reinertrag von fast 1000 Thalern.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 570-571.
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