Morlacchi's Festcantate bei Vermählung des Prinzen Max

[616] Morlacchi's ungemein umfängliche Cantate : »La lite sopita«, deren volle zwanzig Quartseiten gedruckt füllender Text von Professor Mantucci nach Metastasio bearbeitet war und am dritten Abende nach dem Vermählungstage mit allen, der Dresdener Musikwelt zu Gebote stehenden, reichen Mitteln, in Gegenwart des gesammten Hofes und eines sehr glänzenden Auditoriums, im prachtvoll erleuchteten, großen Opernhause zur Aufführung kam, hatte Unglück. Blinder Feuerlärm,[616] der gleich nach Beginn der Aufführung entstand, jagte das Publikum in panischen Schrecken. Nur der persönliche Muth des Königs, der mit der ganzen hohen Familie ruhig in seiner Loge aushielt, wendete größern Schaden, als zerrissene Kleider und einige Quetschungen, ab, doch blieb die Aufmerksamkeit, auch nach Wiederherstellung der Ruhe, zu gestört, als daß das Werk, welches übrigens an Schönheiten im Spontini'schen Style reich gewesen sein soll, mit der nöthigen Sammlung hätte angehört werden können. Auch mußte eine Hauptarie Apoll's ausbleiben, weil der italienische Sänger Buonfigli sich geflüchtet und versteckt hatte und nicht rechtzeitig zu finden war. Dagegen erndete Morlacchi's neue Erwerbung. die Pallazesi, als Amor höchsten Beifall.

Die Einstudirung der »Olympia« hatte wegen ihres ungeheuren Apparats an Decorationen, Märschen, Tänzen, Kriegern, Priestern, Elephanten, Costümen etc. und der Schwierigkeit ihrer Musik, ungemeine Mühe verursacht. Die Ausstattung des Werkes war königlich und übertraf an Pracht Alles vorher in Dresden Dagewesene, die Chöre leisteten unter Miksch's Leitung Vorzügliches, Regisseur und Costümier (Pauli und Heine) hatten wahrhaft Meisterhaftes geliefert, das Orchester ließ Nichts zu wünschen übrig, und doch mißrieth in gewisser Beziehung die Vorstellung am 12. November, indem fast sämmtliche Träger von Hauptparthien, die Funk ausgenommen, nicht gut disponirt waren, die Devrient sogar eine Scene total verdarb, so daß das Werk, ganz hauptsächlich aus diesen Gründen, kühl aufgenommen wurde und nach wenig Wiederholungen auf lange ad acta gelegt werden mußte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 616-617.
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