Ueber: Die Schlesinger'sche Musikhandlung zu Berlin.

[75] (3. Oktober 1812.)


Es ist kaum glaublich, daß eine Stadt wie Berlin bis jetzt noch keine bedeutende Musikhandlung besaß, wo sowohl in eigenen Verlagsartikeln das Streben auch einheimischer Künstler befördert wurde,[75] als wo man auch gewiß sein könnte, das Neueste und Beste aus der übrigen musikalischen Welt zu finden.

Der Himmel gebe, daß endlich diesem immer fühlbarer werdenden Mangel durch die seit 11/2 Jahr entstandene, neue Musikhandlung abgeholfen werden möge. Der Unternehmer, Herr Adolf Martin Schlesinger (welcher außer dieser Verlags– und Sortimentshandlung ein lobenswerthes literarisches Leihinstitut errichtet, und mit französischen, englischen und italienischen Büchern und Landkarten handelt) besitzt Thätigkeit und Vermögen genug, sein Institut auf eine bedeutende Höhe zu bringen, wenn er des Rathes unparteiischer Kunstmeister genießt und den Willen hat, auch selbigen rein zu benutzen. Durch das bisher Geleistete scheint diese Erwartung sich bestätigen zu wollen. Seine Verlagsartikel, wo er besonders Originalwerke zu liefern sucht und anständig honorirt, sind bis jetzt größtentheils vorzüglich zu nennen. Referent führt hier z.B. die mit vorzüglichem Fleiße besorgten Clavierauszüge von Glucks Iphigenia in Tauris von Hellwig, des Joseph von Mehul von Hennig, des Tauchers von Reichardt, der Deodata vom Kapellmeister B.A. Weber, und der Sylvana von C.M. von Weber, an. Ein Theil hiervon nebst anderen Musikstücken erscheint bei ihm als Theater-Journal unter dem Titel: Auswahl von Ouverturen, Märschen, Gesängen und Tänzen aus den neuesten Opern, welche auf dem königlichen Theater in Berlin aufgeführt werden, in Clavierauszügen etc. Es ist natürlich, daß eine im Aufblühen begriffene Handlung, ehe sie sich des Zutrauens der vorzüglichsten Künstler und ihrer daraus folgenden Unterstützung zu erfreuen hat, nicht mit vielen, sehr bedeutenden Originalwerken auftreten kann, und auch zuerst für den Bedarf des sie zunächst Umgebenden zu sorgen hat. Doch sind von dem würdigen Lauska mehrere Sonaten, eine sehr brave Concertante für Oboe und Flöte von Westenholz, ein vorzügliches Trio für Clavier, Violine und Viola von Wollank u.s.w. erschienen, und von dem bekannten Componisten und Clavierspieler C.M. von Weber einige Werke unter der Presse.

Papier und Stich sind lobenswürdig und Referent wiederholt[76] es, man kann unter obigen Voraussetzungen viel Gutes von Herrn Schlesinger erwarten.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 3, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 75-77.
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