Blicke (Abramis Bjoerkna)

[283] Die Blicke, auch Blecke, Sandblecke, Zobelpleinzen, Güster, Geister, Scheiber, Gieben, Halbbrachsen, Güsterplötze, Plieten, Rothplieten, Pletten, Platt- und Wattfisch genannt (Abramis Bjoerkna, Blicca Laskyr, micropteryx und erythropterus, Cyprinus Bjoerkna, Blicca und Laskyr, Blicca Bjoerkna, Laskyr und argyroleuca; Abbildung auf Seite 280), unterscheidet sich von anderen Brachsen durch die in zwei Reihen zu zwei, seltener zu drei und zu fünf stehenden Schlundzähne, deren innere Reihe auf den Kronen schräg abgeschliffene, schmale und einfach gefurchte Kauflächen mit einer Kerbe vor der Spitze zeigt, und das endständige Maul und gilt daher auch wohl als Vertreter einer besonderen Untersippe (Blicca). Sie erreicht eine Länge von zwanzig bis dreißig Centimeter und ein Gewicht von höchstens einem Kilogramm und ist auf dem Rücken blau mit bräunlichem Schimmer, auf den Seiten blau mit Silberglanz, auf dem Bauche weiß gefärbt; After- und Schwanzflosse sehen graublau, Brust- und Bauchflossen an der Wurzel röthlich aus. Es spannen die Rückenflosse drei und acht, die Brustflosse ein und funfzehn, die Bauchflosse zwei und acht, die After flosse drei und neunzehn bis dreiundzwanzig, die Schwanzflosse neunzehn Strahlen.

Die Blicke gehört zu den gemeinsten Fischen unserer Gewässer und bewohnt Seen und Teiche, Flüsse mit sanfter Strömung und Sand- und Thongrunde. Sie hält sich gern in der Tiefe, frißt Gewürm, Fischlaich und Pflanzenstoffe und wühlt nach diesen ebenfalls im Schlamme. Im Frühlinge, das heißt in den Monaten Mai und Juni, nähert sie sich seichten Uferstellen, am liebsten solchen, welche mit Riedgrase bewachsen sind, in der Absicht, zu laichen, und zeigt nunmehr ein in jeder Hinsicht verändertes Betragen. Während sie sonst scheu und vorsichtig ist, bei der geringsten Störung davon eilt und sich im Grunde verbirgt, benimmt sie sich während des Laichens ebenso lebhaft wie unvorsichtig, läßt sich zuweilen sogar geradezu mit der Hand fangen. Siebold bemerkt, daß sich die Fortpflanzungsfähigkeit bei den Blicken sehr früh einstellt, da er dreizehn Centimeter lange Roggener und Milchner, deren Geschlechtsthätigkeit im vollen Gange war, gefunden hat. Bloch zählte den Roggen eines mäßig großen Weibchens und fand, daß derselbe über hunderttausend Eier enthielt. Die alten Blicken beginnen mit dem Eierlegen im Anfange des Juni und beendigen dieses Geschäft binnen drei und vier Tagen, falls nicht kalte Witterung eintritt, welche sie zu möglichster Eile veranlaßt. Etwa eine Woche später erscheinen die mittelgroßen und wiederum nach acht Tagen die kleinsten. Alle wählen womöglich zum Eierlegen die Zeit von Sonnenaufgang bis zehn Uhr morgens.

[283] Nach Angabe Eckströms ist die Blicke der gefräßigste aller Karpfen, ihr Fang daher auch ungewöhnlich einfach und leicht, weil jeder Köder seine Dienste thut. In großartigem Maßstabe betreibt man diesen Fang übrigens nirgends; denn als Nahrungsmittel wird unser Fisch von niemandem geschätzt, schon weil ihn mehr als andere Riemenwürmer, deren oft sechs bis acht in seinem Bauche wohnen, plagen; dagegen läßt er sich in Teichen, wo Forellen gehegt werden, mit Vortheil als Futterfisch verwenden.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 283-284.
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