Durchscheinende Flatterfliege (Volucella pellucens)

[466] Wird bei den wie zum ewigen Umherirren zwischen Blumen und Gras verurtheilten Melitreptus-Arten, besonders Melitreptus scriptus, M. taeniatus und anderen, der Körper schon [466] lineal und stiftförmig, wie sich am Gruppenbilde »Herrschaft der Fliegen« erkennen läßt, das an der Dolde noch mehrere Familiengenossen vergegenwärtigt, so erreicht bei Baccha die Verdünnung den höchsten Grad; denn wir begegnen hier einem gestielten Hinterleibe, gestielt in der Weise, wie bei Ammophila und Trypoxylon unter den Mordwespen. Hierzu im geraden Gegensatze stehen durch ihren breiten Körperbau die untersetztesten unserer heimischen Syrphiden, die Flatterfliegen, Federleichtfliegen (Volucella), deren mehrere durch die starke Behaarung einer Hummel ungemein ähnlich sehen; überdies macht sie eine geschlossene Randzelle und eine lange, herabhängende, sehr langgefiederte Rückenborste an der Wurzel des dritten Fühlergliedes, welche beim Weibchen etwas kräftiger und länger behaart ist als beim Männchen, leicht kenntlich. Diese Fliegen zeigen sich scheu und flüchtig. Ziemlich geräuschlos fliegen sie von Strauch zu Strauch, um deren Blüten auf ihren Honiggehalt zu erforschen. Manchmal aber bemerkt man, wie sie, stark summend, ähnliche Schwenkungen in der Luft ausführen, wie die Bremsen, und ich möchte dies Gebahren für wilde Tänze zur Feier ihrer Hochzeiten halten, welche sie an recht sonnigen Tagen veranstalten. – Schon Degeer und Réaumur fanden in Hummel- und Wespennestern die Maden der Flatterfliegen, und zwar zweier Arten: Volucella bombylans und V. plumata. Erichson, im Besitze von Uebergangsformen, zweifelte bereits die Artrechte beider an und hielt die letztere nur für eine Abänderung der ersteren, zumal beide von Boje aus einem und demselben Neste der Steinhummel erzogen worden waren. Nehmen wir hinzu, daß Zeller Ende Mai, anfangs Juni die vermeintlichen Arten in Vereinigung fing, und zwar Männchen von V. bombylans mit Weibchen von V. plumata und umgekehrt: so dürfen wir nicht daran zweifeln, daß ihr Artunterschied kein berechtigter, und der erstere der beiden Namen, als der ältere Linné'sche, allein beizubehalten sei, den man im Deutschen durch hummelartige Flatterfliege am besten wiedergeben kann. Die stattliche Fliege wird leicht erkannt an dem dicht pelzig behaarten Körper, wodurch sie einer Hummel ähnlich und dem eierlegenden Weibchen der Zugang zu deren Nestern nicht verwehrt wird. Der Körper ist entweder schwarz, Gesicht und Stirn wachsgelb und die letzte Hälfte des Hinterleibes gelbbraun, fuchsroth behaart, oder das Rückenschild ist gelb behaart, in der Mitte schwarz, das Schildchen gelb in der Grundfarbe; der Hinterleib hat an der Wurzel gelbe Seitenflecke, gelbe Behaarung, und die letzten gelben Leibesringe sind noch lichter, fast weißlich behaart (V. plumata); durch den Flügel zieht von der Vorderrandsmitte eine abgekürzte, dunkle Binde, und auch die Querader vor der Spitze besäumen dunklere Schatten; die Länge beträgt reichlich 14 bis 16 Millimeter. Von gleicher Größe und noch viel gemeiner ist die durchscheinende Flatterfliege (Volucella pellucens, Fig. 2, S. 468), kenntlich an der weißen Wurzel des nackten Hinterleibes und der gelben der dunkelfleckigen Flügel.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 466-467.
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