Cynips Psenes - Andricus

[298] Es ist bekannt, daß schon die Alten sich eine Gallwespe, die Cynips Psenes L., zu Nutze machten, um saftigere und wohlschmeckendere Feigen zu erlangen, und noch heutigen Tages verwendet man in Griechenland große Sorgfalt darauf, die »Kaprifikation« der Feigen an den veredelten Bäumen durch dieses Thier zu bewirken. Es lebt in den wilden Feigen und ist zu der Zeit, wo diese noch unreif sind, Ende Juni vollkommen entwickelt, würde auch noch darin bleiben, wenn man es nicht störte. So aber pflückt man diese Feigen, verbindet je zwei durch einen langen Binsenhalm mit einander und wirft sie auf die Zweige der edlen Feigenbäume, sie möglichst gleichmäßig zwischen deren Früchten vertheilend; das Austrocknen und Zusammenschrumpfen der wilden Feigen veranlaßt die Insekten, aus diesen herauszukommen, eine (abnorme) zweite Brut zu bilden und die veredelten Feigen für diese als Wohnung zu wählen. Ehe dieselbe zur Entwickelung gelangt, werden die Feigen geerntet; sie geht daher zu Grunde, nachdem sie durch ihre Anwesenheit den Saftreichthum der Frucht vermehrt hat. Neuerdings hat dieser Kerf den Namen Blastophaga psenes und seine Stellung bei den Zehrwespen der Pteromalinensippe erhalten, ein Umstand, der sich mit den von ihm eben mitgetheilten Wirkungen nicht vereinigen läßt.

Die Gattung Andricus kommt in beiden Geschlechtern vor und unterscheidet sich dadurch wie durch den kahlen, lederartig gerunzelten Mittelrücken von den vorigen; das weniger gewölbte Schildchen hat zwei Gruben an seiner Wurzel, und der gedrungene Hinterleib erscheint weniger zusammengedrückt. Beim Männchen ist das dritte Fühlerglied gebogen und aus gerandet. Die Arten erreichen selten die Länge von 2,25 Millimeter und bilden Knospen-, Blatt-, namentlich Staubblütengallen, aber weniger auffällige und weniger regelmäßige als die vorigen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 298.
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