Karminrothe Springspinne (Eresus cinaberinus)

[676] Man hat neuerdings die frühere Gattung Salticus nach feinen Unterschieden, welche vorherrschend die Augenstellung betreffen, in mehrere getheilt und nur den wenigen Arten den Namen belassen, bei denen das von den Augen begrenzte Rückenfeld länger als breit ist, während es bei den meisten anderen unserer heimatlichen Tigerspinnen, wie auch aus der beigegebenen Abbildung ersichtlich, ein quergestelltes Rechteck bildet. Wenn bei unserer Art und einigen nächst verwandten die vorderen Mittelaugen kaum um ein Viertel ihres Durchmessers über dem Rande der niedrigen Stirn stehen, so beträgt die Entfernung kaum die Hälfte des Durchmessers bei Attus, genau die Hälfte bei Dendryphantes und drei Viertel oder darüber bei der Gattung Euophrys. – Durch besondere Schönheit ihrer Arten zeichnet sich die im südlichen und seltener schon im mittleren Europa vertretene Gattung Eresus aus, welche man an dem gedrungenen Körperbaue, dem fast viereckigen Hinterleibe, an den kurzen dicken Beinen und der von der bisherigen wesentlich abweichenden Augenstellung erkennt, indem nämlich die äußeren Augen der vordersten Reihe weit von der mittleren wegrücken und nebst den beiden sehr nahe zusammengetretenen der folgenden Reihe die bedeutendste Größe erlangen. Die fast 10 Millimeter messende karminrothe Springspinne (Eresus cinaberinus oder quadriguttatus) gehört zu den schönsten Spinnen Europas. Sie ist sammetschwarz, auf dem Rücken des Hinterleibes brennend karminroth und mit vier schwarzen, in ein Quadrat gestellten Punkten gezeichnet, die vorderen Beine sind weißge ringelt, die hinteren bis zur Mitte scharlachroth. Obgleich Italien nebst den übrigen südlichen Ländern als das Vaterland dieses schönen Thierchens angegeben wird, habe ich dasselbe auch schon bei Halle gefangen und es aus der Nachbarschaft erhalten, wo es an gleicher Oertlichkeit gefunden worden war, so daß es auf die sonnigen Porphyrfelsen der Saalufer angewiesen zu sein scheint. – Bedeutend größere Springspinnen von der Körpertracht unserer heimischen Arten, aber auch beinahe wie Ameisen gestaltete, kommen zahlreich in den heißen Ländern beider Erdhälften vor.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 676-677.
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