Pentacrinus Thomsoni

[445] Lange Zeit schienen der westindische Haarstern, nebst einer bisher nur in zwei Exemplaren an der amerikanischen Küste gefundenen Sippe Holopus (von Brasilien und Barbados) die einzigen noch lebenden Repräsentanten der gestielten Crinoiden zu sein. Aber die Tiefseeforschungen haben unsere Kenntnisse auch hinsichtlich dieser Ordnung gründlich geändert. Pentacrinusartige Thiere leben, so hat es sich gezeigt, auf vielen Stellen des Meeresgrundes, so daß sie nicht einmal mehr zu den seltenen Vorkommnissen gezählt werden können. Der bekannte englische Zoolog Gwyn Jeffreys erbeutete mit einem Netzzuge südlich von Kap St. Vincent aus einer Tiefe von eintausendundfünfundneunzig Faden zwanzig Stück einer Art Pentacrinus (Pentacrinus Thomsoni). Der Boden, auf dem sie lebten, war ein weicher Schlamm, in welchem sie lose gesteckt hatten, ohne fest an- und eingewurzelt zu sein. Das bewies auch das glatt abgerundete Stielende, woraus Jeffreys sogar schließen wollte, daß die Thiere sich zeitweise mittels ihrer Arme schwimmend bewegen.

Noch reicher ist das Vorkommen von Pentacrinen in gewissen Theilen der Südsee, wo die Challenger-Expedition in der Nähe der Meangis-Inseln auf einen einzigen Schleppnetzzug in fünfhundert Faden funfzig Stück erhielt. Von dem eigentlichen Bestande der Crinoiden in der Jetztwelt werden wir uns überhaupt erst eine annähernde Vorstellung machen können, wenn Professor Thomson die Schätze dieser großartigen Entdeckungsfahrt beschrieben haben wird. Wie viel mag aber überhaupt verborgen bleiben, da manche Gattungen, wie Hyocrinus, aus Tiefen von eintausenddreihundertundfünfundsiebzig, ja zweitausenddreihundertundfünfundzwanzig Faden heraufgefischt wurden.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 445.
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