Murex erinaceus

[281] Die Murex-Arten, mit welchen Lacaze-Duthiers seine Versuche anstellte, waren Murex branda ris, M. trunculus und M. erinaceus, wovon die ersteren im Mittelmeere sehr gemein sind, die dritte dem atlantischen Küstengebiete Frankreichs angehört. Im Baue der Farbendrüse stimmen sie vollständig überein. Dasselbe gilt von den beiden Purpura-Arten, Purpura haemastoma und P. lapillus, die erstere dem Mittelmeere, die andere dem atlantischen Gebiete angehörig. Höchst wahrscheinlich sind alle Arten dieser beiden Sippen mit der Purpurdrüse ausgestattet. Vergleicht man die Beschreibung, welche Plinius von den zur Färberei gebrauchten Schnecken gibt, so stellt sich heraus, daß die Alten unsere heutige Gattung Purpura mit »Buccinum« bezeichneten, Murex aber mit »Purpura«. Die Purpurfabriken waren über ganz Italien und Griechenland zerstreut; eine der großartigsten bestand in Rom, wo aus den Schalen der verbrauchten Thiere der »Monte testaceo« angehäuft ist. Ich selbst habe im Frühjahre 1867 in Aquileja die Stelle einer alten Purpurfabrik gefunden. Aquileja ist bekanntlich von den Stürmen der Völkerwanderung so heimgesucht, wie kaum eine andere der berühmten großen Städte des Alterthums. Es stehen nur noch einige Säulen und Reste großartiger Wasserleitungen; die ehemalige Stadt ist in Weingärten und Ackerfeld verwandelt. Man kann aber auf diesem Boden buchstäblich keine Hand Erde aufheben, ohne darin Spuren des einstigen Bestandes einer großen Kultur zu entdecken, und ganz massenhaft kommen diese Dinge zum Vorscheine, wenn die Felder tiefer umrajolt werden. Der mir befreundete Güterdirektor in Monastero, einem Flecken im Bereiche der zerstörten Stadt, hatte mir mitgetheilt, daß seine Leute bei der tieferen Bearbeitung einer Strecke Feldes unter anderen auch auf große Haufen von Schneckenhäusern gestoßen seien, es sei also dort wahrscheinlich der Fisch- und Konchylienmarkt gewesen. Obgleich ich bei meinem Besuche das Feld gepflügt und geeggt fand, war jene Stelle an der hellen Farbe der ausgebleichten Schneckenschalen doch schon von weitem zu erkennen. Es gehörten aber die Tausende von Schalen und Schalentrümmern nur den beiden Species Murex brandaris und M. trunculus an, so daß über den Grund ihrer Anhäufung wohl nicht der geringste Zweifel aufkommen kann.


Zwei Eihülsen von Fusus antiquus. Mäßig vergrößert.
Zwei Eihülsen von Fusus antiquus. Mäßig vergrößert.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 281.
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