Opossumratte (Hypsiprymnus penicillatus)

[597] Als größte Art kennen wir bis jetzt die Opossumratte (Hypsiprymnus penicillatus, H. setosus und Olgilbyi, Bettongia penicillata), ein Thier von Kaninchengröße mit ziemlich langen Haaren, graubrauner Färbung, schwarzer und weißer Sprenkelung auf der Oberseite und schmutzig weißer oder gelblicher Färbung auf der Unterseite. Es ist durch eine Quaste langer, schwarzer, buschiger Haare im Enddrittel des Schwanzes besonders ausgezeichnet und im ganzen 65 Centim. lang, wovon auf den Schwanz 30 Centim. gerechnet werden müssen. Seine Heimat ist Neusüdwales.

Ueber Lebensweise und Betragen theilt Gould etwa das Nachstehende mit.

»Gleich den übrigen Arten der Sippe gräbt sich die Opossumratte eine Höhlung im Boden zur Aufnahme ihres dickwandigen Grasnestes aus, dessen Aussehen mit der Umgebung so vollkommen im Einklange steht, daß man es ohne die sorgfältigste Prüfung sicher übersieht. Der Platz wird regelmäßig zwischen Grasbüscheln oder in der Nähe eines Busches gewählt. Bei Tage liegt eins oder ein Paar der Thiere in solchem Neste, den Blicken gänzlich entzogen, weil es die durch das Einkriechen entstehende Oeffnung immer sorgfältig bedeckt oder schließt. Die Eingebornen freilich lassen sich nicht täuschen. Sie entdecken fast jedes Nest und tödten dann beinahe immer die Schläfer innerhalb desselben durch einen Schlag mit ihrer Keule.

Sehr merkwürdig ist es, wie diese Zwergkängurus das dürre Gras zu ihrem Neste herbeischaffen. Es geschieht dies nämlich mit Hülfe des Schwanzes, welcher sehr greiffähig ist. Das Thier faßt mit ihm einen Büschel und schleppt denselben zum bestimmten Orte: wie sonderbar und belustigend dies aussieht, kann man sich denken. Auch im Gefangenleben schleppen sie sich in gleicher Weise die Stoffe zu ihrem Lager herbei; wenigstens thaten es einige, welche der Earl von Derby unter möglichster Berücksichtigung ihrer Lebenserfordernisse in seinem Thierparke zu Knowsely hielt.


Opposumratte (Hypsiprymnus penicillatus). 1/6 natürl. Größe.
Opposumratte (Hypsiprymnus penicillatus). 1/6 natürl. Größe.

In Australien beherbergen die trockenen Ebenen und Hügel, welche spärlich mit Bäumen und Büschen bestanden sind, unsere Thiere. Sie leben zwar nicht in Herden, aber doch in ziemlicher Anzahl zusammen. Erst nach Einbruch der Nacht gehen sie nach Futter aus. Sie äsen sich von Gras und Wurzeln, welch letztere sie durch Ausgraben gewinnen, und zwar, dank ihrer Geschicklichkeit, ohne Beschwerde. Dem Jäger verrathen die ausgescharrten Löcher unter den Bü [597] schen ihr Vorhandensein. Wenn sie bei Tage gestört werden, eilen sie mit überraschender Schnelligkeit irgend einer schützenden Erd-, Fels- oder Baumhöhle zu und bergen sich hier gewöhnlich in erwünschter Weise.«

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 597-598.
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