Keitloa (Rhinoceros Keitloa)

[518] Erfahrene Jäger glauben von dem Doppelnashorn den Keitloa der Betschuanen unterscheiden zu dürfen. A. Smith sah sich veranlaßt, das in Frage stehende Thier unter seinem Landesnamen (Rhinoceros Keitloa) als selbständige Art aufzuführen; Schinz benannte es ebenfalls (Rhinoceros Camperi), und Gray, welcher das von Smith beschriebene Stück untersuchen konnte, hält die vermeintliche Art aufrecht. So viel ich ergründen konnte, wird als wesentliches Unterscheidungsmerkmal die Beschaffenheit der Hörner angenommen, welche von denen des Doppelnashorns dadurch sich unterscheiden sollen, daß das hintere länger ist als das vordere. Auf so wenig bedeutsame Merkmale läßt sich aber eine Art nicht begründen, und deshalb wird es kein Fehler sein, wenn ich einstweilen den Keitloa höchstens als sehr altes Doppelnashorn ansehe. Hinsichtlich ihrer Verbreitung, ihres Wesens und Gebarens unterscheiden sich beide nicht.

Dagegen kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das Stumpfnashorn von dem Doppelnashorn artlich getrennt werden muß; nur fragt er sich sehr, ob Gray wirklich berechtigt war, es zum Vertreter einer besonderen Untersippe, der Stumpfnashörner (Ceratotherium), zu erheben. Aus der Kennzeichnung dieser Gruppe ersehe ich, daß die Merkmale derselben zu suchen sind: in dem verlängerten, nach hinten ausgezogenen, im Gesichtstheile platten Kopfe, der breiten, eckigen Schnauze, der runden, an die der Rinder erinnernden Oberlippe ohne rüsselförmigen Fortsatz, den in der Länge sehr verschiedenen Hörnern und einem deutlichen Höcker auf den Schultern, worauf man, meiner Ansicht nach, wohl eine Art, nicht aber eine Sippe oder Untersippe begründen darf.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Dritter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Zweiter Band: Raubthiere, Kerfjäger, Nager, Zahnarme, Beutel- und Gabelthiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 518.
Lizenz:
Kategorien: