Surikate (Rhyzaena tetradactyla)

Surikate (Rhyzaena tetradactyla). 1/4 natürl. Größe.
Surikate (Rhyzaena tetradactyla). 1/4 natürl. Größe.

[50] Das Scharrthier oder die Surikate (Rhyzaena tetradactyla, R. typica, capensis und suricata, Viverra tetradactyla und suricata, Suricata zenick usw.), bis jetzt die einzige Art ihres Geschlechts, welche den Forschern bekannt wurde, bewohnt das südliche Afrika, vom Tschadsee an bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung. Der rüsselschnäuzige Kopf, die hohen Beine, die vierzehigen Füße, der gleichmäßig dünnbehaarte Schwanz und das Gebiß, in welchem der erste Lückzahn fehlt, unterscheiden die Surikate von den ihr ähnlichen Mangusten. Die Füße, das beste Merkmal des Thieres, welches nicht umsonst den Namen Scharrthier erhielt, sind mit langen und starken Krallen bewaffnet, und namentlich die Vorderfüße zeigen diese Krallen in einer Ausbildung, wie sie in der ganzen Familie nicht wieder vorkommt. Mit ihrer Hülfe wird es der Surikate leicht, ziemlich tiefe Gänge auszugraben. Das Weibchen hat ein paar Drüsensäcke in der Nähe des Afters.

In seiner äußeren Gestaltung erscheint das Scharrthier als ein Mittelglied zwischen den Mangusten und Mardern. Es ist ein kleines, hochbeiniges Geschöpf von nur 50 Centim. Länge, [50] wovon der Schwanz ein Drittel wegnimmt. Der ziemlich graue Pelz erscheint im Grunde graubraun, mit geblichem Anfluge; von dieser Färbung heben sich acht bis zehn dunklere Binden ab. Die Glieder sind lichter, fast silberfarben, die Lippen, das Kinn und die Backen weißlich, die Schnauzenspitze, ein Ring um die Augen, die Ohren und das Schwanzende schwarz.

Im Pariser Pflanzengarten lebte eine Surikate längere Zeit und gab Gelegenheit, sie zu beobachten. Beim Gehen tritt sie fast mit der ganzen Sohle auf, hält sich aber dennoch hoch. Um zu lauschen, richtet sie sich auf den Hinterbeinen auf; manchmal macht sie dann auch ein paar kleine Schritte. Unter den Sinnen scheint der Geruch am meisten ausgebildet zu sein; das Gehör ist schlecht, das Gesicht nicht besonders gut.


Kusimanse (Crossarchus obscurus). 1/4 natürl. Größe.
Kusimanse (Crossarchus obscurus). 1/4 natürl. Größe.

Ihre Nahrung spürt sie aus und schnüffelt deshalb fortwährend in allen Winkeln und Ecken umher. Findet sie etwas auffallendes, so wird es mit der Vorderpfote gefaßt, berochen, oftmals herumgedreht, wieder berochen und dann nach Befinden verzehrt. Dabei erhebt das Thier seine Speise mit den Vorderpfoten, macht einen Kegel, d.h. erhebt sich auf den Hinterfüßen und führt die Nahrung zum Munde. Milch, welche sie sehr liebt, nimmt sie, wie alle Flüssigkeiten, lappend zu sich.

Es scheint, daß die Surikate leicht gezähmt werden kann. Sie findet sich bald in die Verhältnisse und lernt nach kurzer Zeit ihr wohlwollende Menschen von unfreundlichen Leuten unterscheiden. Außerordentlich empfänglich gegen Liebkosungen, zeigt sie sich leicht verletzt, wenn sie hart behandelt wird; ihrem Pfleger vertrauend und Liebe mit Liebe vergeltend, beißt sie nach dem, welcher sie neckt und beunruhigt. Man sagt, daß sie, einmal ordentlich gezähmt und an das Haus gewöhnt, hier durch Wegfangen der Mäuse, Ratten und anderen Ungeziefers, in Afrika namentlich durch Ausrottung der Schlangen und anderen Geschmeißes, gute Dienste leiste.

Ueber ihr Freileben ist leider noch nichts bekannt.


*


Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 50-51.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Leo Armenius

Leo Armenius

Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.

98 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon