Dritte Familie: Wasserschwätzer (Cinclidae)

[170] Während einige Forscher die Wasserschwätzer (Cinclidae) als Drosseln ansehen, erkennen wir in ihnen eine eigene Familie, obgleich wir derselben nur eine einzige Sippe zuweisen können. Der Leib erscheint wegen der sehr dichten Befiederung dick, ist aber thatsächlich schlank, der Schnabel verhältnismäßig schwach, gerade, auf der Firste ein wenig aufwärts, mit der Spitze abwärts gebogen, seitlich zusammengedrückt und vorn schmal auslaufend, die Nasenöffnung durch einen Hautdeckel verschließbar, der Fuß hoch, aber stark, langzehig und mit sehr gekrümmten, starken, schmalen, unten zweischneidigen Nägeln bewehrt, der Flügel ungewöhnlich kurz, stark abgerundet und fast gleich breit, die dritte Schwinge die längste, die vierte ihr fast gleichlang, die erste sehr kurz, der Schwanz so kurz, daß er fast als ein Stummel betrachtet werden darf; das Gefieder endlich, welches nur mit dem der Sumpf- oder Schwimmvögel verglichen werden kann und mit der Befiederung anderer Landvögel keine Aehnlichkeit hat, sehr dicht und weich und, wie bei den Schwimmvögeln, aus Oberfedern und flaumartigen Unterfedern zusammengesetzt.

Der innere Bau zeigt im wesentlichen die Merkmale anderer Singvögel, namentlich wohl ausgebildete Singmuskeln; die Knochen sind aber, mit Ausnahme einiger Schädeltheile, nicht luftführend. Die Zunge ist schmal, an der Spitze ausgeschnitten und kurz gezasert, vorn seitlich fein gezähnelt, die Speiseröhre sehr eng, der Vormagen schlauchförmig verlängert, der eigentliche Magen klein und ziemlich muskelig. Besonders entwickelt sind die Bürzeldrüsen, welche das zum Glätten und Einölen des Gefieders nöthige Fett absondern, und ebenso die Nasendrüsen, welche bei den übrigen Singvögeln wegen ihrer Kleinheit kaum wahrgenommen werden.

Die Wasserschwätzer bewohnen die Alte und die Neue Welt, vorzugsweise den Norden der Erde, finden sich aber auch noch auf südlichen Gebirgen, so auf dem Himalaya und auf den Andes. [170] In ihrer Lebensweise ähneln sich die wenigen bis jetzt bekannten Arten, so daß ein Lebensbild unserer deutschen Art vollständig zur Lebenskunde aller Familienglieder ausreicht.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 170-171.
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