Inambu (Rhynchotus rufescens)

[189] Eine der häufigsten Arten der Familie, der Inambu (Rhynchotus rufescens und fasciatus, Tinamus rufescens und Guazu, Crypturus rufescens, Nothura maculosa), vertritt die Sippe der Großsteißhühner und kennzeichnet sich durch bedeutende Größe, kräftigen Leib, ziemlich langen Hals, kleinen Kopf, kopflangen, sanftgebogenen, am Ende stumpf abgerundeten Schnabel, hoch- und starkläufige Füße mit langen Vorderzehen und wohlentwickelter Hinterzehe, kurzgewölbten Flügeln mit zugespitzten Handschwingen, deren erste sehr verkürzt und deren vierte die längste ist, und eine aus eigenthümlichen, kleinen Federn bestehende Bekleidung der Wangen und Zügel.


Inambu (Rhynchotus rufescens). 1/4 natürl. Größe.
Inambu (Rhynchotus rufescens). 1/4 natürl. Größe.

Das Gefieder ist rostrothgelb, in der Kehlgegend weißlich, auf dem Oberkopfe schwarz gestreift, auf den Rücken-, Flügel- und Schwanzdeckfedern breit schwarz gebändert, indem jede Feder vor dem schmalen, gelben Endsaume zwei breite schwarze Binden über einander trägt, von denen die obere, zunächst der Spitze jederseits noch einen hell rostgelben Seitenstreifen zeigt; die Handschwingen sind einfarbig und lebhaft rostgelbroth, die Armschwingen auf bleifarbenem Grunde schwarz und grau in die Quere gewellt. Das Auge ist rostgelbbraun, der Schnabel braun, am[189] Grunde des Unterkiefers blaß gelbbraun, der Fuß fleischbraun. Die Länge beträgt zweiundvierzig, die Fittiglänge einundzwanzig, die Schwanzlänge fünf Centimeter.

Der Inambu ist im Camposgebiete des mittleren Brasilien, besonders bei St. Paolo, Süd-Minas und Goyaz zu Hause, kommt aber auch in den argentinischen Ländern häufig vor, »begleitet hier«, wie Döring sich ausdrückt, »den Reisenden im ganzen Gebiete der Ebene, in den Waldungen ebensowohl wie in den Pampas, und erhebt sich dicht hinter ihm«. Er lebt nie in Völkern, sondern immer einzeln, stellenweise aber in großen Mengen, ist allbekannt, das Lieblingswild des Jägers, einer beständigen Verfolgung ausgesetzt und deshalb sehr scheu und vorsichtig. Bei Annäherung eines Menschen läuft er im hohen Grase davon, gebraucht aber nur im äußersten Nothfalle seine Schwingen. Darwin erzählt, daß er auf der einförmigen Ebene von Val Donado hunderten dieser Vögel begegnete, welche sich, durch die Annäherung der zahlreichen Gesellschaft von Reisenden erschreckt, ganz gegen ihre Gewohnheit zu Ketten vereinigten, aber vollständig in Verwirrung gebracht wurden, wenn man sie zu Pferde in einem immer enger werdenden Kreise umritt. Der hart verfolgte Vogel wagte zuletzt nicht einmal mehr in gerader Linie zu entfliehen, sondern drückte sich platt auf den Boden nieder. Die Unbehülflichkeit des Inambu ist den dortigen Eingeborenen wohl bekannt. Schon die Knaben jagen ihn und erbeuten viele mit einer höchst einfachen Wurfschlinge. Das Fleisch gehört zu dem besten Wildbraten, welchen der Reisende in Brasilien oder in den argentinischen Ländern vorgesetzt erhält. Nach Burmeister streift der Inambu nur in der Dämmerung nach Nahrung umher. Das Nest steht am Boden in einem dichten Busche und enthält sieben bis neun dunkelgrauliche, violett überflogene Eier, deren Oberfläche auffallend glänzend ist und wie polirt aussieht.

Gefangene Inambus gelangen nicht allzuselten in unsere Käfige, dauern vortrefflich aus, zeigen sich anspruchslos und schreiten, entsprechend gepflegt, auch wohl zur Fortpflanzung.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Sechster Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Dritter Band: Scharrvögel, Kurzflügler, Stelzvögel, Zahnschnäbler, Seeflieger, Ruderfüßler, Taucher. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 189-191.
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