1. Sippe: Schlangenstörche (Dicholophus)

[400] Die erste Sippe und beziehentlich Unterfamilie (Cariaminae) umfaßt die Schlangenstörche (Dicholophus), höchst eigenthümlich gestaltete Vögel, welche in vieler Hinsicht an den Kranichgeier erinnern und früher mit ihm in einer und derselben Familie vereinigt wurden. Der Leib ist schlank, der Hals lang, der Kopf ziemlich groß, der Schnabel etwas kürzer als der Kopf, schlank, gestreckt, mäßig zusammengedrückt, an seinem Wurzeltheile gerade, am Vordertheile oder gegen die Spitze hingebogen und hakig, einem gestreckten Raubvogelschnabel nicht unähnlich, der [400] Fuß sehr hoch, weit über die Ferse hinauf unbefiedert, langläufig und kurzzehig, besonders ausgezeichnet noch durch die dicken, stark gekrümmten und zugespitzten Krallen, also ebenfalls an den Fang eines Raubvogels erinnernd, der Flügel kurz, aber hart und kräftig, unter seinen Schwingen die vierte und fünfte die längste, das Armgefieder so verlängert, daß es den ruhenden Flügel von oben bedeckt, der aus zehn Federn bestehende Schwanz lang und stark abgerundet, das Gefieder des Kopfes lang, schmal zugespitzt und weichlich, das der Stirne vom Schnabelgrunde an zu einem aufrechtstehenden Schopfe verlängert, das des Bauches und Steißes weich und dunig, das die Nasengrube und den Mundrand umgebende borstig; ein Zügelfleck bleibt unbefiedert. Der innere Bau ähnelt dem der Kraniche, in gewisser Hinsicht aber auch dem der Rallen. Die Wirbelsäule besteht aus vierzehn Hals-, sieben Rücken-, dreizehn Becken- und sieben Schwanzwirbeln; das Brustbein trägt einen hohen Kiel und ist am Hinterrande nicht ausgebuchtet; die Zunge ist halb so lang wie der Unterkiefer, flach, glatt, ganzrandig, ihre Spitze eine glatte, dünne Hornplatte; der dickwandige Schlund geht durch einen kleinen Vormagen in den dehnbaren häutigen Magen über.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Sechster Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Dritter Band: Scharrvögel, Kurzflügler, Stelzvögel, Zahnschnäbler, Seeflieger, Ruderfüßler, Taucher. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 400-401.
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