3. Sippe: Riesenstörche (Mycteria)

[357] Gelegentlich meiner Reise auf dem Blauen Nile kamen wir eines Nachmittags zu einer mit Sumpfvögeln der verschiedensten Art bedeckten Sandinsel im Strome. Unter ihnen bemerkten wir auch zwei Stelzvögel, welche wir bis dahin noch nicht gesehen hatten und nicht kannten. Sie unterschieden sich von allen übrigen durch ihre prachtvoll schneeweißen, in der Mitte bandartig schwarz gezeichneten Schwingen. Am folgenden Tage fanden wir sie wieder auf und erkannten nunmehr in ihnen Riesenstörche (Mycteria), wenn auch nicht die stärksten, so doch die höchsten aller Reihervögel. Ihr Leib ist gestreckt der Hals verhältnismäßig lang und dabei schlank, der Kopf ziemlich groß, der Schnabel sehr lang, oben fast geradlinig oder höchstens ein wenig, unten hingegen sehr stark aufwärts gebogen, zuweilen oben mit einer sattelförmigen Wachshaut und unten mit Hautklunkern verziert, der Fuß auffallend hochläufig, aber verhältnismäßig kurzzehig, der Flügel lang und etwas abgerundet, weil in ihm erst die dritte Schwinge die längste, der Schwanz mittellang und gerade abgeschnitten. Die Geschlechter unterscheiden sich wenig durch die Größe, die Jungen von den Alten durch weniger schöne Färbung.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Sechster Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Dritter Band: Scharrvögel, Kurzflügler, Stelzvögel, Zahnschnäbler, Seeflieger, Ruderfüßler, Taucher. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 357.
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