Ueber Nomenklatur und Priorität.

[26] Die Insekten unterstehen der binären Nomenklatur, welche von Linné eingeführt wurde u. seither in Geltung besteht. Darunter soll verstanden werden, dass jedes Insekt mit 2 Namen benannt wird: 1. dem Gattungsnamen u. 2. dem Artnamen, z.B. Carabus auratus. Dem Artnamen wird noch der Name des Autors, meist in abgekürzter Form zugefügt, der die betreffende Species benannt hat, statt eines besonderen Zitates, z.B. Carabus auratus L. = Linné.

Ist eine u. dieselbe Art von verschiedenen Autoren beschrieben, so hat der Name desjenigen Autors zu gelten, der ihn nachweisbar zuerst beschrieben hat; er hat die Priorität. Alle andern Namen desselben Tieres sind Synonyme; diese werden dem gültigen Namen unterstellt u. meistens in Katalogen u. in Monographien zur Orientierung dem geltenden Namen angeschlossen.

Man hat in neuerer Zeit versucht, für besondere Fälle trinäre Namen einzuführen, nämlich für sogenannte Subspecies oder Rassen von bekannten Arten, z.B. Carabus concolor alpinus Dej., oder Carabus concolor Fairmairei Thoms. Es scheint mir aber nicht notwendig, diese trinären Bezeichnungen einzuführen, weil sie sich durch ein vorgesetztes r. als Rassen ebenso kenntlich machen lassen, wie bisher die Varietäten durch ein v., oder die kleineren Aberrationen durch ein a. vor dem Artnamen. Denn Subspecies sind nicht mehr als Rassen; etwas anderes darin zu sehen, beruht nur auf der Sucht einzelner, Neuerungen zu schaffen, denen zu folgen nicht immer angezeigt ist. Wir wünschen, unsere schöne Wissenschaft zu keiner Modesache zu degradieren. Dr. A. Fleischer bezeichnet diese letzteren Aberrationen noch genauer, indem er durch die Buchstaben ac. eine Koloritaberration, u. durch as. eine Skulpturabweichung nominiert.

Ueber die Einhaltung der Nomenklatur u. der Priorität auf dem Gebiete der Zoologie sind auf einigen Naturforscherversammlungen besondere Gesetze u. Regeln ausgearbeitet u. genehmigt worden, die später noch ergänzt u. verbessert, zum Teil auch verbösert worden sind, deren weitläufigen Inhalt jedoch an dieser Stelle anzuführen mir nicht notwendig erscheint.

Quelle:
Edmund Reitter: Fauna Germanica. Die Käfer des deutschen Reiches. Stuttgart: K.G. Lutz, 1908, S. 26.
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