Cantani, Arnaldo

Cantani, Arnaldo
Cantani, Arnaldo

[304] Cantani, Arnaldo, als Sohn des Arztes Vincenzo C., 15. Februar 1837 in Hainsbach (Böhmen) geb. und im Alter von fünf Jahren mit der Familie nach Prag übergesiedelt, erhielt von seinem Vater eine Erziehung, die einerseits ihn früh zur Vorliebe für die Naturwissenschaften führte und andererseits so im italienischen Geiste gehalten war, dass sie ihn über die National-Zwistigkeiten seines Geburtslandes hinweghob und später für seine Rückkehr nach Italien den Ausschlag gab. Auf der Prager Universität hauptsächlich Schüler Jaksch's und 1860 promoviert, fungierte C. zuerst als Sekundararzt am Prager allgemeinen Krankenhause, ging 1864 nach Pavia als ausserordentlicher Professor der Pharmakologie und Toxikologie (später noch der allgemeinen Therapie) und folgte 1867 einer Berufung an das Mailänder Ospedale maggiore, um dort die medizinische Klinik für (bereits promovierte) Ärzte zu leiten. 1868 trat er in die Stellung als Prof. ord. und Direktor der zweiten medizinischen Klinik in Neapel, wo er 1888 seine Naturalisierung erhielt und bis zu seinem am 30. April 1893 erfolgten Ableben wirkte. C. war Mitglied des obersten Unterrichtsrates in Rom, sowie des dortigen obersten Sanitätsrates und[304] Mitglied italienischer, österreichischer, deutscher und belgischer gelehrter Körperschaften, auch Direktionsmitglied der »Enciclopedia med. italiana«. – Von seinen zahlreichen Schriften interessieren hier weniger die botanischen (1858 bis 61), vielmehr in erster Reihe die »Traduzione ella patologia e terapia del prof. Felice Niemeyer« (Mailand 1862 bis 63, 1864 bis 66 und später in dritter Auflage) mit vielen Originalzusätzen, durch welche C. die Einführung der deutschen Medizin in Italien mit am meisten begründet und gefördert hat. 1866 publizierte er den ersten Fall von Wanderleber, 1867 Beobachtungen über Luftansammlungen in geschlossenen Körperhöhlen, 1865 bis 77 ein Handbuch der Pharmakologie (2 Bände). Weitere Arbeiten sind noch in italienischer Sprache (1873 bis 83): »Stoffwechselkrankheiten« (2 Bde., deutsch von Hahn, in 4 Abteilungen) – »Progressive Hautatrophie« (1881) – »Lathyrismus« (1873) – »Enteroklysma« (1878, 1879) – »Fieber, Entzündung, Infektion« (1870, 1871) – »Die verschiedenen Krankheitsbilder der einzelnen Infektionskrankheiten« (1880) u.s.w. C. gehörte zu den hervorragenden Klinikern der Gegenwart. Ein Hauptverdienst von ihm bilden seine Forschungen über Diabetes und andere Stoffwechselkrankheiten. Auch vermittelte er die Resultate deutscher med. Forschung seinen Landsleuten. Für das ältere biogr. Lexikon hat er als Mitarbeiter eine grosse Reihe von Artikeln geliefert.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 304-305.
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