Niemeyer, Felix von

[1207] Niemeyer, Felix von, berühmter Kliniker und Verfasser des beliebtesten Lehrb. der spez. Pathol. und Therapie, geb. zu Magdeburg 21. Dez. 1820 als Sohn des Arztes Karl Eduard N. (1792 bis 1838), studierte seit 1839 in Halle, besonders unter Krukenberg, prom. 1843 daselbst, besuchte zu seiner weiteren Ausbildung[1207] Wien und Prag und liess sich 1844 als prakt. Arzt in Magdeburg nieder. Während der dortigen grossen Cholera-Epidemie 1848 bis 49 veröffentlichte er seine erste grössere Arbeit: »Die symptomatische Behandlung der Cholera mit besonderer Rücksicht auf die Bedeutung des Darmleidens« (Magdeb. 1849). 1853 übernahm er die Leitung der inneren Station des städt. Krankenhauses daselbst, folgte 1855 einem Rufe als Prof. der Pathol. und Therap., sowie als Direktor der med. Klinik und Irrenanstalt nach Greifswald, richtete hier eine Poliklinik ein und vollendete 1858 sein berühmtes »Lehrbuch der spez. Pathol. und Ther.« (2 Bde., Berlin 1859 bis 61; seitdem in vielen Auflagen erschienen, 11. Aufl. von Seitz bearbeitet, 1884/85; französ. 3. Aufl., zuletzt Paris 1873, 2 voll.; ital. Mailand 1863, 2 voll.; engl. London 1879). 1860 siedelte er in gleicher Eigenschaft nach Tübingen über, wurde 1865 konsult. Arzt des Königs von Württemberg und 1866 geadelt. Trotz geschwächter Gesundheit nahm er am Kriege 1870/71 als dirig. Arzt eines Lazaretts zu Pont-à-Mousson teil und starb 14. März 1871. N. gehörte zu den bedeutendsten klin. Lehrern der Neuzeit. Ausser dem genannten Hauptwerk schrieb er noch: »Klinische Mittheilungen aus dem Städt. Krankenhause zu Magdeburg« (Magdeb. 1855) – »Ueber Haus- und Volksmittel und über die Aufgaben der populären Medicin« (Tübing. 1864) – »Die epidemische[1208] Cerebrospinalmeningitis nach Beobachtungen im Grossherzogth. Baden« (Ib. 1865) – »Die Behandlung der Corpulenz nach dem sog. Bantingsystem« (Ib. 1866) – »Klinische Vorträge über die Lungenschwindsucht« (Ib. 1867; französ. Paris 1867) – »Ueber das Verhalten der Eigenwärme bei gesunden und kranken Menschen« (Tübing. 1869).