[1380] Ricord, Philippe, zu Paris, berühmter Syphilidolog, geb. 10. Dez. 1800 von französ. Eltern zu Baltimore (Verein. Staaten), kam 1820 nach Paris, studierte unter Dupuytren, Lisfranc etc., wurde 1826 Doktor, ging, da er keine Mittel besass, um sich in Paris niederzulassen, nach Olivet bei Orléans, dann nach Crouy-sur Ourcq, kehrte 1828 nach Paris zurück, wurde durch Konkurs Chirurg des Bureau[1380] central, musste aber noch etwa 2 Jahre von dem Ertrage von Operations-Kursen, die er in der Pitié hielt, leben, bis er 1831 zum Chef-Chirurgen des Hôp. du Midi für Syphilitische ernannt wurde, in welchem er Vorträge über Syphilis einrichtete und in dem er verblieben ist, bis er 1860 infolge erreichten Alters seinen Rücktritt nehmen musste. Er war Chirurg. honoraire des Hôp. du Midi, Vize-Präsident der Association des médecins de France. In dem gedachten Hosp. hat er sich einen Weltruhm als erste Autorität auf dem Gebiete der Syphilis erworben. Gleichzeitig hatte er in ganz Paris die ausgedehnteste und einträglichste Praxis. Er wurde 1850 zum Mitgliede der Acad. de méd., 1852 zum Leibarzte des Prinzen Napoléon, 1869 zum konsult. Chirurgen des Kaisers ernannt. 1870/71 machte er sich noch als Präsident der Lazarette in dem belagerten Paris verdient. Er starb 22. Okt. 1889. Von seinen Schriften sind anzuführen: »De l'emploi du spéculum« (1833), über das von ihm erfundene zweiklappige Spekulum – »De la blennorrhagie de la femme« (1834) – »Emploi de l'onguent mercuriel dans le traitement de l'erysipèle« (1839) – »Monographie du chancre« (1837), die klarste Auseinandersetzung seiner Doktrin – »Théorie sur la nature et le traitement de l'épididymite« (1838) – »Traité des maladies vénériennes« (1838; nouv. éd. 1863, 4., av. 66 pl.) – »De l'ophthalmie blennorrhagique« (1842) – »Clinique iconographique de l'hôpital des vénériens«[1381] (1842 bis 63, 4., av. 66 pl.) – »De la syphilisation et de la contagion des accidents secondaires« (1853) – »Lettres sur la syphilis« (1851; 3. éd. 1863; deutsch von C. Liman, Berlin 1851) – »Leçons sur le chancre, .... publ. par Alfred Fournier« (1857; 2. éd. 1860); ausserdem eine beträchtliche Zahl von Anmerkungen zu Richelot's Übers. von J. Hunter's »Traité de la maladie vénérienne« (3. éd. 1859) und eine grosse Menge von Denkschriften, Beobachtungen, Mitteilungen, grösstenteils in den Mémoires und Bulletins de l'Acad. de méd. (1834 bis 50), dazu Verse, geistreiche Kouplets u.s.w. Alle seine litterar. Erzeugnisse sind durch die Leichtigkeit des Stils ausgezeichnet.