Riedel, Bernhard Moritz Carl Ludwig

Riedel, Bernhard Moritz Carl Ludwig
Riedel, Bernhard Moritz Carl Ludwig

[1383] Riedel, Bernhard Moritz Carl Ludwig, geb. zu Laage in Mecklenburg 18. Sept. 1846, studierte in Jena u. Rostock, war Assistent in Rostock und Göttingen (Merkel, König), 1877 bis 81 Dozent für Chir. in Göttingen, sodann 6½ Jahre Oberarzt des Hosp. in Aachen; seit 1888 ist er Prof. der Chir. und Direktor der chir. Klinik in Jena. Seine litter. Arbeiten betreffen die Entwicklung der Säugethierniere, die Narbenbildung im Blutgefässe nach der Ligatur, Gelenkaffektionen (Blutergüsse in die Gelenke, Geschwülste in denselben, die Tuberkulose der Gelenke, Fremdkörper in denselben), Destruktion nach Verletzung von Nerven u.s.w. 1882 gelang ihm als erstem die blutige Reposition des spontan luxierten Hüftgelenkes, 1884 die des traumatisch luxierten; in neuester Zeit gab er eine einfache Repositionsmethode für die Luxatio ant. humeri an. Er führte zuerst den Nachweis, dass nach Knochenbrüchen Eiweiss und Zylinder im Harn auftreten, publizierte später eine brauchbare Methode der Sequestrotomie. Nachdem 1882 die »Geschwülste am Halse« in der Deutschen Chir. erschienen waren, bearbeitete er den II. und III. Teil von König's allg. Chir. In den letzten 10 Jahren bewegen sich seine Arbeiten vorwiegend auf dem Gebiete[1383] der Affektionen des Abdomens (Wanderniere, chronische Peritonitis, Adhäsionen im Bauche, Ileus u.s.w.); am häufigsten schrieb er über Gallensteine (Berlin 1893, Pentzold-Stintzing, Zeitschr. für die Grenzgebiete). Andere Arbeiten betrafen die Herniotomie, den Darmwandbruch (Einklemmung eines bis dahin intakten Darmabschnittes ist Ursache des D. W. B.). Er führte zuerst den Nachweis, dass der nach Appendicitis entstandene Abszess, falls er noch wenig ausgedehnt ist, durch Schnitt in die freie Bauchhöhle ohne Gefahr für den Kranken entfernt werden kann. Weitere Mitteilungen bezogen sich auf die Operation der Struma; er lehrte eine besondere Form von Strumitis chronica kennen, die zur Bildung von ausserordentl. harten Geschwülsten führt; eine analoge Entzündung existiert im Paukreas. Berücksichtigt wurde auch die Phosphornekrose, die pseudoleukämische Muskelgeschwulst. R. wies darauf hin, dass Elephantiasis nach Totalexstirpation von Leistendrüsen entstehen könne. Er führte zuerst den Nachweis, dass die am Kieferwinkel gelegene Kiemengangsfistel mit dem Mittelohre kommunizieren könne.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1383-1384.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: