Schultze, Bernhard Sigmund

Schultze, Bernhard Sigmund
Schultze, Bernhard Sigmund

[1551] Schultze, Bernhard Sigmund, geb. zu Freiburg 29. Dez. 1827, Bruder des Vorigen, studierte in Greifswald und Berlin, wo er 1851 Unterassistent an Langenb. Klinik war, promovierte 1851 in Greifswald mit der Dissertation: »De adipis genesi pathologica«, machte 1851 bis 52 das Staatsexamen in Berlin, habilitierte sich 1853 in Greifswald für Anatomie und Physiologie, hielt daselbst Vorlesungen über die ursprünglichen Missbildungen. Frucht der damaligen Studien ist der Artikel »Über die anomale Duplicität der Axenorgane« (Virchow's Archiv VII), worin S. gegenüber den damals geltenden Ansichten von der Entstehung der Doppelmonstra die jetzt allgemein anerkannte Ansicht begründete, dass sie durch ursprüngliche, ganz oder z.T. doppelte Anlage aus derselben Keimhaut entstehen. 1854 folgte er seiner Neigung zur praktischen Medizin und trat als Assistent in die unter Busch's Leitung stehende Univ.-Frauenklinik zu Berlin ein. 1856 habilitierte er sich daselbst als Dozent für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten. Als 1858 nach Busch's Tode Ed. Martin nach Berlin berufen wurde, folgte er als dessen Nachfolger dem Ruf nach Jena. Hier schrieb er: »Lehrbuch der Hebammenkunst« (Leipzig 1860, 12. Aufl. 1899, in mehrere fremde Sprachen übersetzt) – »Das Nabelbläschen [1551] ein constantes Gebilde in der Nachgeburt etc.« (Leipzig 1861) – »Wandtafeln zur Schwangerschafts- und Geburtskunde« (Ib. 1865, 2. Aufl. Jena 1892, die bis heute fast überall im In- und Auslande im Gebrauch sind, wo geburtshilflicher Unterricht erteilt wird) – »Untersuchungen über den Wechsel der Lage und Stellung des Kindes« (Leipzig 1868) – »Der Scheintod Neugeborener« (Jena 1871, worin S.'s 1866 zuerst veröffentlichte Methode der Wiederbelebung tief scheintot geborener Kinder mittels Schwingen dargelegt ist, die immer allgemeiner als die erfolgreichste gilt); die Kapitel: »Asphyxie« und »Icterus neonatorum« in Gerhardt's Handbuch der Kinderkrankheiten 1877 – »Die Pathologie und Therapie der Lageveränderungen der Gebärmutter« (Berlin 1881, französ. Paris 1884, engl. London 1888) – »Unser Hebammenwesen und das Kindbettfieber« (Leipzig 1884) – »Vier Wandtafeln zur Diagnose und bimanuellen Reposition des retroflectirten Uterus« (Ib. 1897). Ferner 4 kleine Schriften zur Revision der med. Prüfungen (Berlin, Jena 1893 bis 96) und sehr zahlreiche Journalartik. entwicklungsgeschichtlichen, geburtshilflichen und gynäkologischen Inhalts, besonders auch über Palpation der Beckenorgane der Frau, über Lage der Gebärmutter und der Eierstöcke (1864 bis 70), worin die Ansichten über das normale Verhalten der betreffenden Organe und die Diagnose ihrer Abweichungen[1552] von der Norm wesentlich modifiziert worden sind. Auch um das Hebammenwesen hat sich S. mit Erfolg bemüht, indem er schon 1884 (in Volkmann's Samml. klin. Vortr. No. 247, Gynäkol. 69) zuerst Nachkurse für alle angestellten Hebammen in regelmässigen Zwischenräumen empfahl.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1551-1553.
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