Knapp, Hermann Jakob

Knapp, Hermann Jakob
Knapp, Hermann Jakob

[1968] Knapp, Hermann Jakob, (p. 870). K. legte 1888 seine Professur a. d. med. Schule der Stadt New York nieder und folgte in gleicher Eigenschaft einem Ruf a. d. med. Abt. d. Columbia-Univ. daselbst. Die von K. gestellte Bedingung, dass der Unterricht in der Augenheilk. obligatorisch werde und die Studenten bei der Schlussprüfung auch in der Augenheilk. geprüft würden, wurde nicht nur angenommen, sondern auch auf die anderen, vorher fakultativen Lehrfächer (Ohrenheilk., Pädiatrie etc.) ausgedehnt. In dieser Stellung ist K. seither ununterbrochen thätig gewesen und hat auch seine Thätigkeit und Kenntnis der europäischen Universitätsverhältnisse zur Hebung und Förderung der amerikan. med. Institute verwertet. Er nahm an allen internat. ophthalmo- u. otolog. Kongressen eifrigen Teil und hat 1876 den letzteren in New York begründen helfen. Seine Journal- und Hospitalunternehmungen haben sich lebensfähig gezeigt,[1968] das A. f. A. ist jetzt beim 41., die Z. f. O. beim 36. Bande angekommen, die engl. Ausgabe beim 29. Jahrgang. Das in New York 1869 von ihm begründete und bisher geleitete Ophthalmic and Aural Institut hat sich zu einer der bedeutenderen Augen- und Ohrenkliniken der neuen Welt entwickelt: es besitzt Laborat., 2 Operationszimmer, bei 12000 neuen ambulator. Kranken und 500 stationären, mit 15 Ärzten und Assistenten, 40 Krankenbetten, wo der Multimillionär mit dem Arbeiter zufrieden unter einem Dach wohnt, die Studenten der Columbia-Univ. ihren klin. Unterricht und viele Spezialärzte ihre eingehende Ausbildung in der Augen- und Ohrenheilk. erlangen. – Zu K.'s im älteren Lexikon skizzierten Publikationen sind besonders aus der neueren Zeit noch nachzutragen die bis 1885 reichenden detaillierten Berichte über grössere Reihen von kombinierter Staarextraktion; seit 1886 wandte sich K. der einfachen Extraktion zu, von welcher er seitdem einer der eifrigsten Anhänger geblieben ist. Um dauerhaft grösste Sehschärfen zu erzielen, macht er bei den meisten seiner Extraktionen eine nachträgliche Kapselspaltung mit einer für diesen Zweck konstruierten Messernadel. Um runde Pupillen und entzündungsfreie Kapseln zu erhalten, spaltet er bei der Extraktion die Kapsel durch einen nah am Rand geführten, dem Hornhautschnitt parallelen Bogenschnitt hinter der Iris. Von anderen Publikationen seien erwähnt gegen 10 Abhandll. im A. f. A. u. O., I bis XIV, meist kasuistische Mitt., interess. Operationsfälle, Tumoren etc., dann die erste zusammenfassende Monogr. über Kokain mit Versuchen an allen zugänglichen Schleimhäuten u. d. T.: »Cocaine and its use« (New York 1884), ferner: »Versuche über die Einwirkung von Bacterien auf Augenoperationswunden« (angestellt im Berl. anat. Institut, A. f. A., XVI, 1886) – »Trachombehandlung durch Ausquetschen mit einer Rollzange, 114 Fälle« (Ib., XXV, 1892) – »Über Glaucom nach Discision des Nachstaars und seine Heilung« (Ib., XXX, 1891), den Abschnitt Augenoperationslehre in dem »System of ophthalmology« von Norris und Oliver u. d.[1969] T.: »Operations usually performed in eye surgery« und zahlreiche otologische Abhandlungen in d. Z. f. O., IX – XXVIII, (1880 bis 96), darunter solche über den Zusammenhang von Hirn- und Ohrenleiden, Eröffnung d. Warzenfortsatzes etc.; den letzten Gegenstand betraf auch K.'s Eröffnungsrede a. d. 6. internat. otol. Kongr. in London 1899.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1968-1970.
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1968 | 1969 | 1970
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