[5] Der bei der ersten Ausarbeitung dieses Wörterbuchs zu Grunde gelegte Plan ist auch bei der zweiten Auflage unverändert beibehalten, nur im Einzelnen genauer ausgeführt. Es folgt daher hier die Vorrede zur ersten Auflage; die auf diese zweite Auflage Bezug habenden Bemerkungen sind in Klammern hinzugefügt.
Jedes Buch muß freilich sein Erscheinen selbst rechtfertigen; aber man pflegt von dem Verfasser zu erwarten, daß er in dem Vorwort erkläre, was er Neues und Besseres als seine Vorgänger zu bringen gedenkt, zumal wenn er ähnlichen Werken das seinige an die Seite zu setzen wagt. Der längst gehegte Plan des Verfassers war nun, ein Handwörterbuch der griechischen Sprache auszuarbeiten, welches den Sprachgebrauch der klassischen, besonders der attischen Schriftsteller vollständiger, als es bisher geschehen, berücksichtigen und überall mit den Beweisstellen der Autoren selbst versehen sein sollte. Wie er diesen Zweck erreichen zu können geglaubt, wird in Folgendem kurz angedeutet. In Beziehung aber auf die ähnlichen Unternehmungen begnügt sich der Verf. zu bemerken, daß er die schon angefangene Arbeit bei Ankündigung des Handwörterbuchs der griechischen Sprache von Pinzger erwartungsvoll unterbrach, sie aber, da die ersten Lieferungen seiner Ansicht nicht entsprachen, bald wieder aufnahm und sie, obgleich die späteren Lieferungen jenes Werkes, von den Herren Jakobitz und Seiler besorgt, nach einem mit dem seinigen übereinstimmenden Plane gearbeitet waren, nicht aufgeben wollte, da ihm die angeführten Stellen nicht immer hinzureichen und die sogleich näher anzugebenden Punkte nicht genug berücksichtigt schienen, besonders aber die Erscheinung des Ganzen sich zu sehr verzögerte. [Dieses Buch liegt jetzt bis auf die Eigennamen, für die ein besonderer Nachtrag verheißen ist, vollendet vor und ist in Recensionen häufig mit dem gegenwärtigen Werk zusammengestellt worden. Dabei ist nicht immer beachtet, daß Vollständigkeit der Citate aus späteren Schriftstellern, die besonders mit Hülfe der neueren Ausgaben des Stephanus leicht beizubringen waren, gar nicht durch den hier angedeuteten Plan gefordert wurde.] Das später angefangene Werk des um die Lexikographie so verdienten Rost1, auf einen viel größern Umfang berechnet, läßt eben deswegen nicht eine so baldige Vollendung erwarten, und wird überdies durch seinen Preis Vielen unzugänglich bleiben. [Ist leider aufgegeben. Die von demselben Verfasser 1841 angefangene und von mehrern Andern fortgesetzte neue Bearbeitung des Passow ist in ihrer zeitgemäßen Umgestaltung dem vorliegenden Werke an die Seite getreten, aber noch nicht beendet.] So entschloß sich denn [5] der Verfasser, seine Arbeit abzuschließen und sie, den Aufforderungen des geehrten Verlegers folgend, schon jetzt den Freunden der griechischen Literatur mit dem Wunsche vorzulegen, daß sie seine Absicht, das Studium derselben zu fördern, nicht verkennen und die Art, wie er diese nach Kräften zu erreichen sich bemüht hat, nicht mißbilligen mögen. [Vielen theilnehmenden Freunden nah und fern, die mir in Recensionen und noch mehr durch besondere Mittheilungen durch Rath und That förderlich waren, sage ich hiermit herzlichen Dank, besonders dem Herrn August Menke in Bremen und Herrn Schmidt in Stettin.]
Was nun erstens den äußern Umfang betrifft, so hat der Verfasser theils aus eigenem Lesen der unten noch zu nennenden Schriftsteller und einzelner unter den späteren, theils aus der an Vollständigkeit jetzt den ersten Rang unter den griechischen Wörterbüchern einnehmenden Pariser Ausgabe des Stephanus, so weit diese erschienen, und der Londoner in dem übrigen Theile die Zahl der behandelten Wörter möglichst zu vervollständigen gesucht. Die Ungleichheit, daß unter den späteren Schriftstellern die Dichter mehr als die Prosaiker benutzt sind, ist durch frühere etymologische Forschungen, welche den Verfasser auf die Dichter der Anthologie und die übrigen der spätem Zeit geführt hatten, veranlaßt. Die hierdurch gewonnenen Resultate schienen ihm nicht zu verwerfen, wenn er auch die Prosaiker der Zeit nicht alle in demselben Umfange durchgearbeitet, ja manche, besonders die späteren Philosophen, Geschichtschreiber und Kirchenschriftsteller gar nicht berücksichtigt hatte. Dunkle oder offenbar verderbte Glossen der alten griechischen Lexikographen sind nicht aufgenommen worden, da Erörterungen über diese zu viel Raum einnehmen und das Verständniß der alten Schriftsteller selbst nicht wesentlich fördern würden. Damit soll das Studium der alten Lexikographen und Scholiasten so wenig heruntergesetzt werden, als es gewiß jedem wünschenswerth erscheinen muß, daß sie in der von Lehrs angeregten Weise studirt und bearbeitet werden möchten, damit daraus ein altgriechisches Wörterbuch entstände, welches die Sprachwissenschaft überhaupt und besonders die griechische Lexikographie sehr fördern würde. Jetzt aber, wo Suidas noch nicht vollständig bearbeitet ist, Hesychius noch einen neuen Herausgeber erwartet, und die Schollen nur für die Erklärung der einzelnen Schriftsteller benutzt und nicht auf ihre Quellen zurückgeführt sind, bleibt nichts übrig, als die Glossen, welche außer allem Zusammenhang mit andern bekannten Wörtern zu stehen scheinen, in einem Wörterbuche von mäßigen! Umfange zu übergehen.
Mehr mußte in der Erklärung der einzelnen Wörter geschehen; denn gerade darin standen die griechischen Lexika den lateinischen nach, daß sie neben einer großen Anzahl deutscher Erklärungen gar keine oder zu wenig Stellen aus den alten Schriftstellern selbst gaben, aus denen die verschiedenen Schätzungen im Begriff eines Wortes immer besser erkannt werden, als durch Häufung deutscher Wörter von ähnlicher Bedeutung und durch immer neue Umschreibungen. Einen bedeutenden Anfang zu einer zweckmäßigeren Behandlung hat Passow durch besondere Berücksichtigung des Homer und Hesiod gemacht. Es blieb aber der ganze Reichthum der attischen Literatur, die gebildete Schriftsprache der Prosa übrig, welche neben Herodot, Pindar und den Tragikern vorzüglich durchforscht werden mußte. Leider wird man hierbei nicht wie bei Homer durch tüchtige Speciallexika unterstützt; nur Ast zum Plato und besonders Ellendt zum Sophokles müssen mit Dank erwähnt werden, denen Sturz zum Xenophon an die Seite zu setzen wäre, wenn nicht die neueren, kritisch besser bearbeiteten Ausgaben dieses Schriftstellers auch eine neue Bearbeitung des Lexikons forderten. Auch von den Indices sind nur wenige sorgfältig und zuverlässig gearbeitet, und können durch Vollständigkeit befriedigen, wie etwa der zu Böckh's Pindar und zu Wellauer's Aeschylus. Der Verf. hat [6] daher die Mühe nicht scheuen dürfen, außer den eben erwähnten Autoren, den Xenophon, Thucydides und die attischen Redner genauer durchzulesen, wie er auch einzelne Schriften des Aristoteles, Plutarch und Lucian für diesen lexikalischen Zweck bearbeitet hat. Sein Hauptziel war, den Sprachgebrauch der Klassiker bis Aristoteles möglichst vollständig zu geben und überall durch kurze, aber für sich verständliche Beispiele aus den genannten Schriftstellern zu belegen; aus der folgenden Zeit aber nur einzelnes mit dem früheren Zusammenstimmende oder davon Abweichende anzuführen, so daß sich aus einem jeden Artikel in kurzem die geschichtliche Entwickelung des Wortbegriffs ergäbe, ohne daß diese geradezu ausgesprochen wäre. Ueberall ist daher der Schriftsteller, bei welchem sich ein Wort zuerst findet, angeführt, und aus den Stellen, die darauf folgen, oder den kürzeren Andeutungen, wie: überall, u. die Folgenden, Sp., ist abzunehmen, wie weit sich der Gebrauch des Wortes erstreckt; wo daher nur Eine Stelle ohne weitern Zusatz citirt wird, ist anzunehmen, daß sich das Wort nur einmal findet. Ueber die Citate sei noch beiläufig bemerkt, daß der Verf., wo die Stelle des Autors genau angegeben ist, sie selbst gefunden oder nachgeschlagen hat, indem er sich dabei der in dem Verzeichniß, welches diesem Vorwort angehängt ist, aufgeführten Ausgaben bediente, und daß er daher, wo es ihm nicht möglich war oder nicht nothwendig erschien, ein Citat selbst zu vergleichen, lieber den bloßen Namen des Schriftstellers hingesetzt hat. [Für Berichtigung der Citate ist in dieser zweiten Auflage möglichst gesorgt. Für Homer ist nach der Bekker'schen Ausgabe viel nachzutragen gewesen, wie nach der Ausgabe desselben Gelehrten von Pollux manches geändert werden mußte. Sonst sind besonders aus den attischen Rednern, aus Thucydides, Plutarch und Sextus Empiricus Nachträge hinzugekommen; Einzelnes auch aus Strabo nach Kramer's Ausgabe. Den mit ebenso großem Fleiß wie gründlicher Kenntniß von Herrn H. Jacobi angefangenen Index zu den Meineke'schen Fragmenten der Komiker habe ich leider nur in dem ersten Viertel benutzen können, mich aber mancher Mittheilungen des geehrten Herrn Verf. zu erfreuen gehabt.] Bei den Dichtern der Anthologie, wo auf den vielfach verbesserten Abdruck des cod. Platinus zurückgegangen werden mußte, sind doch überall auch die Namen der Dichter bemerkt, weil diese nothwendig sind, um über die Zeit, in welcher das Wort vorkommt, entscheiden zu können. Die Citate enthalten ferner Erklärungen, welche die Schriftsteller selbst oder die Scholiasten und alten Lexikographen geben, die Gleichstellung oder Unterscheidung mit synonymisch gebrauchten Wörtern, die den entgegengesetzten Begriff ausdrückenden Verbindungen, die charakteristischen Prädikate, welche zur genauern Bestimmung des Wortbegriffs beitragen, wie die grammatischen Verbindungen, welche dies Wort eingeht. Verweisungen auf die grammatischen Lehrbücher sind nur selten hinzugefügt, die Beziehung auf diese versteht sich überall von selbst. Uebrigens verhehlt sich der Verfasser nicht, daß er namentlich bei größeren Artikeln, wo schon die Fülle der Beispiele die Wahl erschwert, eine gewisse Gleichmäßigkeit und Abrundung nicht immer erreicht hat. Billige Beurtheiler mögen, außer der Schwierigkeit, die in der Sache selbst und in der hier zum Theil zuerst versuchten Art der Bearbeitung liegt, auch die durch die Berufsarbeiten vielfach in Anspruch genommene und zerstückelte Zeit des Verf. berücksichtigen, welche ihm das zur consequenten Durchführung eines solchen Plans erforderliche ruhige Ueberschauen des Ganzen sehr erschwert hat. Leichter wird sich jedenfalls auf der so gewonnenen neuen Grundlage fortbauen lassen; dies aber nach besten Kräften zu thun und Winke erfahrner Männer dankbar zu benutzen, wird hinfort des Verfassers Hauptaufgabe sein.
Es sind nun noch einige Worte über die grammatischen, etymologischen und kritischen Elemente des Wörterbuchs zu sagen, welche der Verf. nicht zu übersehen bittet, da sie einige von [7] dem Herkömmlichen abweichende Einrichtungen des Buches erklären und etwaigen Anklagen begegnen sollen.
1. Die regelmäßige Formenlehre der Grammatik wird als bekannt vorausgesetzt und darauf Bezügliches nicht bemerkt; bei den Femininis auf α und η ist daher der Genitiv ας oder ης, bei den Masculinis auf ας und ης, wie bei den Masculinis und Femininis auf ος der Genitiv ου, bei den Neutris auf ος der Genitiv ους u.s.w. zu ergänzen; der Genitiv ist also nur in der dritten Deklination, wo die Bildung desselben fraglich sein kann und der eigentliche Wortstamm erst durch diese Angabe vollständig dargelegt wird, hinzugesetzt. Bei den Adjectivis sind die einfachen auf ος dreier, die zusammengesetzten zweier Endungen; Abweichungen hiervon sind bemerkt. Adverbia werden, wo nichts gesagt ist, nach der aus der Grammatik bekannten Weise abgeleitet. Bei den Verbis sind nur die unregelmäßig gebildeten Tempora beim Simplex angegeben, in den zusammengesetzten durch eine Klammer, ἀν-ίστημι (s. ἵστημι), auf die einfachen verwiesen, welche Verweisung bei den regelmäßigen Verbis fehlt, so daß auch der Ungeübte die unregelmäßigen Zeitwörter leicht erkennen wird; nur wo die Composita eigenthümliche Unregelmäßigkeiten darbieten, sind diese bemerkt. In die Reihe der erklärten Wörter sind aber nur die Formen, welche einen andern Stamm als das Präsens voraussetzen, oder die Aoriste, welche den Verbalstamm in der einfachsten Gestalt enthalten, aufgenommen worden. Selbst Anfänger werden unter zweckmäßiger Anleitung sich in diese Anordnung finden und das Lexikon benutzen können. Die Adjectiva verbalia sind nur da, wo ihre Bildung zweifelhaft sein könnte, oder ihr Gebrauch Eigenthümlichkeiten darbietet, besonders aufgeführt. In prosodischer Beziehung sind nur die Naturlängen, so weit sie sich nicht durch die Accentuation kund geben, bezeichnet, der Vocal also, der keine Prosodische Bezeichnung hat, ist als von Natur kurz anzusehen.
2. In etymologischer Beziehung sind zunächst die zusammengesetzten Wörter durch einen einfachen Trennungsstrich in ihre Vestandtheile zerlegt, was bei Wörtern, wie ἀ-δόκιμος, ἀγχι-γείτων, συν-ίστημι, ἐπ-αν-έρχομαι, unmittelbar verständlich und Raum ersparender ist als die weitläufige Andeutung συνίστημι (ἵστημι), ἀδόκιμος (δόκιμος); was aber auch da, wo die einzelnen Bestandtheile in der Zusammensetzung Veränderungen erfahren haben, von denen, welche besonnen zu Werke gehen, nicht falsch verstanden werden wird. Man vergleiche z.B. ἄ-δωρος, ἄ-ειδής, αἰγο-πρόςωπος, ἀγλαό-μορφος mit ἄδωρος (δῶρον), ἀειδής (εἶδος, ΕΙΔΩ), αἰγοπρόςωπος (πρόςωπον), ἀγλαόμορφος (μορφή) und bemerke, daß bei der ersteren kürzeren Bezeichnungsart die Wortstämme (δωρ, εἰδ, μορφ) ebenso deutlich hervortreten und die wirklichen Nominativendungen (δῶρον, εἶδος, μορφή) leicht aus dem Gedächtniß oder dem Buche selbst ergänzt werden können, was zum Theil bei der zweiten Art der Bezeichnung doch ebenfalls nöthig ist, da αἰγο- und ἀγλαο- nicht auf αἴξ und ἀγλαός zurückgeführt sind. So wird man sich leicht gewöhnen, bei ἀεί-βολος z.B. nicht an βόλος oder βολή, sondern an die Wurzel βολ = βελ = βαλ zu denken und den Zusatz (βάλλω) nicht vermissen. Mehr Anstoß könnte diese Bezeichnung bei den von Compositis abgeleiteten Wörtern erregen. Wo es die natürliche Folge der Wörter möglich machte, ist freilich z.B. bei ἀϑεαμοσύνη durch den Zusatz Von auf ἀϑεάμων hingewiesen worden; bei andern ist auch hier z.B. ἀ-ϑεραπεία, ἀ-ϑεραπευσία geschrieben. Dabei soll ausdrücklich erinnert werden, daß nicht an eine Zusammensetzung von ϑεραπεία und ϑεραπευσία zu denken, sondern auf den Stamm ϑεραπεύω und das Compositum ἀϑεράπευτος zurückzugehen ist; was in keinem Fall, bei der Nähe der verwandten Wörter, Schwierigkeit hat. [Es scheint nothwendig, um Mißverständnissen vorzubeugen, auf diesen Punkt besonders aufmerksam zu machen.] Bei den [8] einfachen Wörtern würde am angemessensten auf dieselbe Weise Wurzel- und Ableitungssylbe (Präfixum und Suffixum) geschieden und ἄγ-δην, ἀγ-ανός, αἰγ-ίς, αἰδή- μων und αἰδ-οῖος, αἰϑ-ήρ und αἴϑ-ρη würden unmittelbar ihre Wurzeln und ihren Zusammenhang unter einander erkennen lassen, wenn man sich nur erst an eine solche Zerlegung eines Wortes in seine Elemente gewöhnt hätte. Bezeichnete man ferner die Wurzel mit Unzialbuchstaben, so würden folgende Formen ohne weiteren Zusatz etymologisch erklärt sein: βε-ΒΑιί-της, ΒΕΛ-όνη, ΓΕΡοντο-διΔΆσκ-αλος, δια-βι-ΒΡΏσκω, ἀ-ΘΑΥΜαστ-ία, besonders wenn die Wurzeln ΒΑ, ΒΕΛ = ΒΑΛ, = ΓΕΡ = ΓΗΡ = ΓΡΑ, ΔΑ u.s.w. an ihrem Orte erklärt würden. Da aber letzteres erst die Ausarbeitung eines griechischen Wurzellexikons, in welchem auch die Präfixa und Suffixa behandelt sein müßten, voraussetzt, und das ganze Verfahren jetzt wenigstens selbst für die Augen zu viel Auffallendes haben würde, hat der Verf. diese in einem Theil des Manuscripts schon durchgeführte Bezeichnungsart auf den Rath seiner Freunde zurückgenommen und nur in den primitiven (d.i. von der Wurzel unmittelbar abgeleiteten) Wörtern die Wurzel durch den Druck unterschieden, aber im Uebrigen sich begnügt, auf die verwandten Stammwörter kurz hinzudeuten. Ungleichheiten, welche in dieser Bezeichnung durch den erwähnten Umstand veranlaßt worden, bittet er entschuldigen zu wollen. Selten ist auf andere Sprachen verwiesen, weil, wie der Verf. an einem andern Ort seine Ueberzeugung ausgesprochen hat, erst innerhalb der griechischen Sprache selbst die etymologischen Beziehungen der Wörter zu einander genauer erforscht werden müssen, und Vergleichung der gleichen Wörter in den stammverwandten Sprachen zu viel Raum erfordern würde, wenn sie mehr als bloßer Schein sein sollte. Ueberall aber wo die Wurzel innerhalb des Griechischen mit Sicherheit nicht zu ermitteln schien, ist durch ein allein oder mit den etwaigen Ableitungsversuchen hinzugesetztes (?) darauf hingewiesen. Daß die etymologischen Erklärungsversuche der griechischen Grammatiker selbst öfter, als bei den vielfachen Mißgriffen derselben zweckmäßig scheinen dürfte, angeführt sind, mag dadurch gerechtfertigt werden, daß aus ihnen die eigentliche Bedeutung der Wörter und das Bewußtsein über den Zusammenhang derselben unter einander, wieweit es sich noch erhalten hatte oder untergegangen war, entnommen werden kann. Die Verweisungen auf Buttmann's etymologische Forschungen werden, wenn diese auch nicht mehr überall den jetzigen Forderungen der Wissenschaft genügen, wenigstens jüngeren Freunden der griechischen Sprachforschung von Nutzen sein.
3. Von der Kritik ist die Lexikographie freilich abhängig; aber diejenige, welche über die Echtheit und den Werth der erhaltenen Schriften urtheilt, hat nur den Einfluß auf das Lexikon, daß sich danach das Urtheil über früheres oder späteres Vorkommen eines Wortes, wie über den eigenthümlichen Gebrauch eines Schriftstellers modificirt, die Wörter eines dem Plato oder Xenophon z.B. abgesprochenen Buches müssen doch im Wörterbuche aufgezeichnet werden. Es ist deshalb nirgend Pseudoplato Axiochus, Pseudoxenophon Ath. u. dgl. bemerkt; der Gelehrte ergänzt einen solchen Zusatz ohnehin von selbst; die Sucht der neuesten Zeit, den Scharfsinn in immer neuen Anfeindungen und Verdächtigungen zu zeigen, darf nicht in das Gebiet des Lexikons übergreifen, aus welchem erst, wenn es den Sprachgebrauch der verschiedenen Zeiten in Beispielen anschaulich macht, das Urtheil über die Echtheit eines Buches mitbegründet werden kann. Anders steht es mit der Wortkritik, welche erst das eigentliche Material des Lexikons feststellen muß. Wenn auch nicht verlangt werden kann, daß in diesem alle fehlerhaften Formen der Handschriften oder willkürliche Aenderungen der Herausgeber aufgenommen werden, so bleibt doch, auch wenn man diese ausschließt, noch so manches Zweifelhafte übrig, was das Lexikon neben einander aufführen und nach der Analogie beurtheilen muß. Um aber auf diese Weise [9] den Umfang des Buches nicht zu sehr zu vergrößern, schien es angemessen, bei allen Schriftstellern die zum Grunde gelegten Ausgaben anzugeben und Abweichungen von dem Text derselben nur da, wo sie sich durch größere Beglaubigung der Handschriften, angemessenere Wortbildung oder richtigere syntaktische Verbindung empfehlen, aufzunehmen, dabei aber die recipirte Leseart zu bemerken. Am seltensten sind natürlich bloße Conjecturen aufgenommen.
Die Eigennamen sind ganz ausgeschlossen und in einem besonderen Theile zusammengestellt, woselbst die Vorrede die Gründe dieses Verfahrens auseinandersetzen wird.
Schließlich sage ich meinen hiesigen Freunden und dem Herrn Professor Emperius in Braunschweig [auch dies bleibe zum Andenken des früh Verewigten stehen, obwohl seine Theilnahme sich nur auf die ersten Bogen der ersten Auflage erstreckt hat] herzlichen Dank für die Theilnahme, welche sie dem Werke durch freundliche Mittheilung ihrer Bemerkungen und Berichtigungen, wie durch Durchsicht der Correcturbogen gewidmet haben. Auch der geehrte Herr Verleger hat durch die sorgfältige äußere Ausstattung, welche Gedrängtheit mit Deutlichkeit vereinigt, und durch den billigen Preis sich gerechte Ansprüche auf meinen Dank erworben.
Berlin im Januar 1842.
So möge denn auch diese Auflage den Freunden der griechischen Sprache empfohlen sein und bald im neu aufblühenden deutschen Vaterlande günstigere Zeiten erleben, als ihr Entstehen so sehr erschwerten.
Berlin im December 1848.
Der Verfasser.
[10] 1 So urtheile ich auch jetzt noch nach dem heftigen, wahrer Wissenschaftlichkeit wenig angemessenen Angriff dieses Gelehrten auf mein deutsch-griechisches Wörterbuch, der mindestens zeigt, daß er meine Vorrede nicht gelesen; mehreres darauf vielleicht später in der Vorrede zu jenem Theile.
Buchempfehlung
Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.
286 Seiten, 12.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro