Nouvel, Math.

[95] *Nouvel, Math., Breslau, Friedrich-Wilhelmstrasse 40b, geboren den 10. August 1856 zu Stuhm, Westpreussen, als Tochter des Königlichen Kreistierarztes Robert Nouvel. Sie verlor ihre Mutter plötzlich und sehr früh. Von Jugend auf hatte sie eine besondere Neigung zum Lehrerinnenberuf und ergriff denselben trotz aller Hindernisse, die ihr in den Weg gelegt wurden. 1874 machte sie ihr Examen und war bis 1879 Erzieherin. Darauf war sie Volksschullehrerin in Westfalen, 1882 in gleicher Stellung in Marienburg a. d. Weser, woselbst ihr Vater wohnte. Früh schon hatte sie erkannt, dass die Lehrerin, besonders an Volksschulen, einen Teil der erzieherischen Thätigkeit dem Hause abzunehmen hat und wirkte nach diesem Grundsatze auf die Schülerinnen ein. Als Rektor Pudor nach dem Muster in Kassel eine Haushaltschule in Marienburg zu gründen beschloss, wählte er sie zur Verwirklichung dieser Idee. Zehn Jahre lang war es ihr vergönnt, mit diesem vortrefflichen Manne an dem grossen Werke der Volkserziehung zu wirken. Von Marienburg aus verbreitete sich durch ganz Westpreussen der Haushaltungsunterricht in Verbindung mit der Volksschule, erteilt von wissenschaftlichen Lehrerinnen. Zur Ausbildung[95] derselben errichtete sie Kurse für Haushaltlehrerinnen. Um auch den schulentlassenen Volksmädchen eine bessere hauswirtschaftliche Erziehung zu teil werden zu lassen, errichtete sie mit Hilfe Ihrer Excellenz Frau Oberpräsident von Gossler eine hauswirtschaftliche Abend-Fortbildungsschule für die erwachsenen Volksschülerinnen, Unterricht im Kochen, Waschen, Plätten, Maschinennähen, Modellzeichnen, Stopfen, Flicken. Für diese Schülerinnen schrieb sie den Leitfaden. Ihrem Wunsche entsprechend, im hauswirtschaftlichen Unterrichte mehr wirken zu können, folgte sie 1897 dem Rufe nach Breslau, woselbst sie die städtischen Haushaltungsschulen an Volksschulen einrichtet und als Leiterin derselben wirkt.

‒ Leitfaden für die Hand der Schülerinnen beim Haushaltungsunterricht in Volks- u. einfachen Fortbildungsschulen. 8. (64 m. 4 Abbildgn.) Breslau 1894, F. Hirt. kart n –.75

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 95-96.
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