[386] *Vaselli, Marie, geborne von Ernest, Ps. Marie von Ernest, Wien II, Untere Donaustrasse 49, den 30. Dezember 1859 zu Breslau geboren, widmete sich, kaum fünfzehn Jahre alt, vorerst der Bühne und debutierte in Berlin am Viktoriatheater. Von dort als erste Liebhaberin an das Hoftheater zu Schwerin engagiert, fand sie in dem Intendanten Baron Alfred Wolzogen einen Gönner und Förderer, dem sie auch die entscheidende Anregung zu litterarischem Schaffen verdankt. Es erschien vorerst von ihr ein Band Gedichte »Liederstrauss aus der Puszta«, der bei der Kritik ungeteilte Anerkennung fand. Ihr bald darauf entstandenes Lustspiel: »Mit dem Strome« ging über die vornehmsten Bühnen Deutschlands und Österreichs, ebenso wurden die beiden Einakter: »Magdalene« und »Briefmarken« in Hamburg, Dresden und Berlin gespielt. M. v. E. war unterdessen an das Holtheater in Wiesbaden übergesiedelt, wo sie jedoch durch ihre schauspielerische Thätigkeit so stark in Anspruch genommen wurde, dass ihr zur Schriftstellerei nicht genügend Müsse blieb. In Wiesbaden erhielt sie Beweise von Huld und Anerkennung vom Kaiser Wilhelm I., von seinem Bruder Prinzen Karl, sowie dem Landgrafen von Hessen und dessen Gemahlin. Nach zwei Jahren in Wiesbaden kam sie an das Hoftheater in Dresden und bald darauf nach München, woselbst sie jedoch nur kurze Zeit verblieb, da sie sich mit dem italienischen Gesangskünstler Vaselli vermählte, dem sie nach Italien folgte. Während ihrer fünfjährigen Ehe schrieb sie fast nur für italienische Blätter; sie beherrscht das Italienische so gut wie das Deutsche. Als sie den Gatten verlor, siedelte sie vor 7 Jahren nach Wien über, wo sie seither nur noch Feuilletons[386] verfasst. Sie schreibt für die »Wiener Abendpost«, in der letzten Zeit für das »Neue Wiener Tagblatt«.
‒ Briefmarken. Plauderei. Selbstverlag der Verfasserin. 2.–
‒ Liederstrauss aus der Puszta. Gedichte. Wien, Hartleben. 1.75
‒ Magdalena. Schausp. Wiesbaden, Bechthold. 2.–
‒ Mit dem Strome. Lustsp. Ebda. 2.–
Werke siehe auch Marie v. Ernest.