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[530] Das Lied ist in absichtliches Dunkel gehüllt. Jedenfalls ist es nicht an Indra gerichtet, wie die Anukramanika und Sāyaṇa und auch der Sammler dieses Buchs, falls das Lied nicht später eingeschaltet ist, annehmen. Denn nirgend findet sich eine Beziehung auf Indra. Nur einmal (Vers 9) ist ein Gott genannt und zwar Savitar; aber die Andeutungen in den andern Versen gehen auf die Sonne (4), auf Mitra-Varuna (5. 6. 9) auf Agni (9 c.d.), und die in 2-4 genannten Werke scheinen sich auf die Aditja's zu beziehen. Das Lied scheint von Vers 2 b. bis 5 die Enthüllungen darzustellen, welche die Weisen (kaváyas 1. 2) dem Sänger zu Theil werden lassen.


1. Wie ein Künstler habe ich das Lied ersonnen, wie ein schnelles Ross, das an starker Deichsel geht, erwägend, was das liebste und vorzüglichste sei, wünsche ich einsichtsvoll die Weisen zu sehen [um sie zu befragen].

2. Und ich frage die mächtigen Geschlechter der Weisen: [Es folgt deren Antwort] »Die festgesinnten, schönwirkenden [Aditja's] schufen sich dem Himmel; | das sind auch deine [des Sängers] Förderungen [Belehrungen], die grossen; | holden Sinnes gingen sie [die Aditja's] dann an des Himmels Stütze.

3. Dort niederlegend das Geheimnissvolle, schmückten sie beide Welten zur Herrschaft aus, und massen sie mit Massen ab, dehnten sie weit aus, und stellten die beiden verbundenen gesondert hin zur Labung.

4. Sie alle schmückten den, der nun emporstieg [die Sonne]; in Glanz gekleidet wandert er selbstleuchtend, das ist des himmlischen[530] Stieres grosses Wesen; der allgestaltige stieg empor zur Welt der Unsterblichen.

5. Geboren ward der erste Held, der ältere [Varuna]; hier sind seine vielen Stärkungen [kräftige Gaben], des Himmels beide Söhne [Mitra-Varuna] nahmen nach den Absichten der Göttergemeinde als Könige von Alters her die Herrschaft ein.«

6. O ihr beiden Könige, ihr schmücktet aus die drei zahlreichen Göttergemeinden [vidáthā zu lesen, vergleiche 492, 2; 659, 9, nämlich die drei im Himmel, in der Luft und auf der Erde] und alle ihre Sitze. Ich sah dort im Geiste hinwandernd die Gandharven mit windflatternden Haaren bei ihrem Werke.

7. Sie [die Aditja's] bildeten da nun dieses samenreichen Stieres [Agni] Eigenart durch die Wesenheiten des Rindes (?); in andre und andre Göttergestalt sich kleidend, legten die weisen [Aditja's] ihre Gestalt in ihn hinein.

8. Dies Wesen nun dieses Savitar niemand nennt es mir (?), den golden Schimmer, den er verbreitete; ganz hüllte er ein die hochgelobten alldurchdringenden Welten, wie die Mutter ihre Kinder.

9. Lasset ihr beide [Mitra-Varuna] gelingen das Werk des uralten erhabenen [Agni], seid um uns als göttlicher Segen (?), alle weisen [Götter] beschauen die vielgestaltigen Werke dessen [Agni], der aufrecht steht, und dessen Zunge behütet (?).

10. ist aus 264, 22 hier angefügt.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 530-531.
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