V, 32. [386.] An Indra.

[184] Die beiden Göttinnen in Vers 9 sind Himmel und Erde; die Axt des Himmels (Vers 10) der Blitz.


1. Den Born erbrachst du, machtest frei die Rinnen,

du schafftest Ruh den eingezwängten Wogen;

Als Indra du den grossen Felsen aufthatst,

entliessest du die Ström', erschlugst den Dämon.

2. Du liessest frei, o Blitzer, die zu Zeiten

gesperrten Brunnen, sie des Berges Euter,

Als, starker Indra, du die Schlang' erschlagen,

die sorglos dalag, da erlangtest Kraft du.

3. Auch jenes grossen Wildes Todeswaffe

schlug Indra fort mit seines Armes Stärke;

Dem, der allein sich unbesiegbar dünkte,

erstand ein andrer stärker da, als er war.

4. Ihn, der voll Lust an diesen sich berauschte,

der Wolke üpp'gen Sohn, der geht im Dunkel,

Den Çuschna schlug der Blitzer mit dem Blitze

des Dämons Wuth herab der kraftgetränkte.[184]

5. Der sich nach seinem Willen niedersetzte,

der hiebfest schien, den traf er in die Weichen;

Als mächt'ger du nach dem Genuss des Rauschtranks

in Fesseln schlugst den, der im Dunkel andrang.

6. Und ihn sogleich, der aufgeschwollen dalag,

der mächtig wuchs im sonnenlosen Dunkel,

Ihn schlug der Stier, berauscht vom Somasafte

zu Boden, Indra, hoch herab ihn schleudernd.

7. Als Indra lenkte auf den grossen Dämon

den Todeskeil, die Kraft, die unbesiegbar,

Und ihn versehrte bei des Blitzes Schleudern,

da stürzt' er tief ihn unter alle Wesen.

8. Den Brunnen ihn, der Regen schlürfend, sprudelnd

und unersättlich dalag, nahm der starke,

Den Fresser ohne Fuss, den Schmäher warfst du

mit grosser Keule nieder in dem Hause.

9. Wer ist's, der seiner Wuth und Stärke trotze?

er unbesiegt trägt fort allein die Beute;

Vor seiner Grösse weichen selbst die beiden

Göttinnen hier aus Furcht vor seiner Stärke.

10.156 Ihm neigt sich nieder auch die Axt des Himmels,

ihm gibt sich hin die Welt wie eine Buhle;

Wenn alle Kraft er diesen Völkern mittheilt,

dann mögen sie sich dem gewalt'gen neigen.

11. Dich rühmt bei Menschen als den einz'gen Herrn man

der fünf Geschlechter, den in Glanz gebornen,

Drum fassen dich aufs neuste meine Wünsche;

den Indra rufen abends wir und morgens.

12. Denn so auch rühmt man dich, als den, der darreicht

zu rechter Zeit und Schätze gibt den Sängern;

Was nimmst du sonst die Beter zu Genossen,

die dir zu Lieb' Begierde zähmen, Indra?

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 184-185.
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